Colt ExpressColt Express

"Ich stelle mich kurz vor. Ich bin Tuco. Es ist nicht unschwer zu erkennen, dass ich hier im wilden Westen ein Revolverheld bin. Meine Schüsse durch Decken sind legendär. Ich lebe vom Raub. Das letzte Gerücht besagt, dass Jack Colty und seine Bande vom Sheriff erwischt wurden, bevor sie den 3:15 Express erreichten. Ich mache es da besser. Ich überfalle keine Bank, sondern direkt den Zug. Heute sind besonders reiche Fahrgäste an Bord und dazu der Marshall mit einem gutgefüllten Geldkoffer. Ich erzähle weiter, wenn ich im Zug bin."

Tuco mit seinem lagendären Schuss"Hier ist wieder Tuco. Ich muss sagen, als ich in den hinteren Wagen gesprungen bin, habe ich einen großen Schrecken bekommen. Ich hatte eine schnelle Nummer geplant: Rauf - Raub - Runter! Und was sehe ich nun? All meine "Kollegen und Kolleginnen" sind auch da: Der fast unverwundbare Doc, Ghost, der Heimlichtuer, Dschango mit seinem durchschlagenden Gewehr, die schnelle Cheyenne und … ich habe Belle doch gesagt, sie solle zu Hause bleiben. Frauen. Was soll aus meinem Raub werden, wenn die Freundin auf eigene Faust losgeht?"
"Ich kenne die Strecke nicht. Mal sehen was kommt: Eine Brücke. Was mache ich jetzt. Erst mal einen Warnschuss in das nächste Abteil. Der hat Ghost getroffen. Bei dem Geruckel trifft man eh kaum, also nur ein Streifschuss. Das wird für ihn ein wenig hinderlich sein. Jetzt schnell zwei Passagiere ausrauben: Zwei Geldbeutel mit zusammen 800$. Das hat sich gelohnt. Autsch! Was war das. Cheyenne haut mir ihre Faust ins Gesicht und während ich noch leicht benommen bin, nimmt sie mir einen Geldbeutel ab und steckt ihn ein. Blöde Kuh! Räuber ist ein Männerberuf! Ich komme im Nachbarabteil wieder zu mir und bevor noch etwas passiert, klettere ich lieber auf das Dach des Zuges."

Lokomotive mit Marshall und GeldkofferHier klinke ich mich aus der Erzählung von Tuco aus. Er ist einer der sechs Charaktere, die ich in Colt Express spielen kann, und das macht richtig Spaß. In so vielen Spielen bin ich der Gute, hier darf ich einmal richtig böse sein und auf meine Konkurrenten schießen (es werden immer nur Streifschüsse), Fahrgäste ausrauben (abstrakt dargestellt durch Geldbeutel oder Diamant) und auch auf dem Dach des Zuges herumlaufen. Es ist ein Augenschmaus, denn der Zug ist dreidimensional und alle Spieler bewegen sich mit ihrer Spielfigur in diesem Zug.
Die möglichen Aktionen sind auf Karten dargestellt und bilden ein kleines Deck. Wir fahren fünf zufällige Abschnitte mit dem Zug, beim letzten fährt er in den Bahnhof ein. Zu Beginn einer Runde nehmen wir sechs Karten auf die Hand. Die Planung beginnt, denn wir spielen nun Karten auf einen gemeinsamen Stapel aus. Ein Streckenfahrplan gibt vor, wie die Karten gespielt werden: Offen oder verdeckt, manchmal auch zwei Karten direkt hintereinander oder auch gegen den Uhrzeigersinn. Sind die Karten gespielt, wird der Stapel umgedreht und von oben abgearbeitet. Nun führen die Charaktere ihre Aktionen in der Reihenfolge aus, in der die Spieler sie gelegt haben.
Ich sprach von einem Deck. Dies verändern nur die Mitspieler. Bei jedem Schuss, der auf mich abgegeben wird, erhalte ich eine Karte, auf der die Patrone abgebildet ist. Diese kommt in mein Deck. Ziehe ich diese Karte, so ist sie wertlos, weil mit ihr keine Aktion verbunden ist. Falls mir nun meine Kartenhand nicht gefällt oder sie durch zu viele Kugeln blockiert ist, kann ich drei Karten nachziehen anstelle eine Karte zu spielen. Während ich hier das Spiel beschrieben habe, ist der Zug auf dem letzten Abschnitt. Gleich wird er in den Bahnhof einfahren. Wir hören mal, wie es Tuco so geht.

Colt Express

"Ich bin jetzt oben auf dem Dach. Mein Revolver ist fast leer geschossen, es ist nur noch Patrone in der Trommel. Schnell nach hinten geschaut. Dort stehen der Doc und Belle. Unter mir ist Cheyenne. Belle ist viel zu schön, um auf sie zu schießen. Wie wäre es also mit einem meiner berühmten Schüsse?. Mit Cheyenne habe ich ohnehin noch eine Rechnung offen. Dann schnell weiter zur Lok und hineingeklettert. Hier ist leider kein Passagier zum Ausrauben. Dann nehme ich halt den Lokführer als Geisel, die streiken mir eh zu oft. Jetzt ist Schluss, der Zug fährt ein. Mal sehen, was ich habe: Zwei Geldbeutel, die Belohnung für Scharfschützen, dazu das Lösegeld vom Lokführer, macht zusammen 2050$. Das ist gut, aber ich bin mir sicher, ein oder zwei meiner Kollegen waren erfolgreicher."

Cheyenne beraubt GhostTucos Worten ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Einen Blick werfe ich die Belohnung für die besten Scharfschützen. Sie wird den Spieler zuteil, dessen Charaktere an meisten getroffen haben. Es ist hoch und daher begehrenswert. Bei uns wurden rund 2/3 aller Spiele von einem Scharfschützen gewonnen. Dies motiviert dazu, noch mehr zu ballern als man es ohnehin täte.
Die Auswertung und der Sieg sind bei diesem Spiel ohnehin Nebensache. Hier geht es um den Spielspaß und der ist riesig. Hier nehmen wir die Identität eines Westernhelden an und erleben ein richtiges Abenteuer.

Sie sind selten geworden, die Spiele, die eine Geschichte erzählen. Hier ist ein ganz herausragendes, weil es sehr viel Spaß bringt und dem Wort "Spiel" alle Ehre macht. (wd)

Für das Spiel gibt es einen Ehrenclub und dieser hat heute einen Ehrentag

Steckbrief
Colt Express
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Christophe Raimbault Ludonaute 2 - 6 Spieler ab 10 Jahre ca. 40 Minuten Jordi Valbuena