IstanbulIstanbul

Ein freundlich blickender, südländischer Herr zeigt uns in seiner geöffneten Hand Rubine. Damit lockt er uns auf den Basar. Ich gehe davon aus, dass der freundliche Herr ein Türke ist, denn der Basar befindet sich in Istanbul.

Startaufstellung

Meine Aufgabe dort ist ganz einfach: Ich bin Händler und möchte in den Besitz von fünf Rubinen kommen. Da ich ein vielbeschäftigter Mann bin, werden die einzelnen Geschäfte von meinen Gehilfen getätigt. Ich begleite sie lediglich zu den einzelnen Lokationen.
Schauen wir uns ein wenig um. In den Lägern bekommen wir Waren, die wir später auf den beiden Märkten verkaufen oder im Sultanspalast gegen einen Edelstein eintauschen können. Vielleicht ist uns ja das Glück hold und wir gewinnen ein paar Lira in der Teestube. Und am Nachmittag geht es zum Gebet in eine der beiden Moscheen. Wer Allah huldigt, kann mit einem weiteren Rubin belohnt werden. Ich will hier nicht ausschweifend werden, denn es gibt noch so viel zu sehen: Der Wagner vergrößert den Handwagen und der Edelsteinhändler verkauft mir die begehrten Rubine. Und nicht zu vergessen ist der Brunnen. Das ist der "Meeting Point", an dem ich mich mit meinen Gehilfen jederzeit wieder treffen kann.
Das Treffen mit den Gehilfen ist manchmal sehr wichtig. Ohne Anweisung bleiben sie bei den Händlern, für die ich ihnen einen Auftrag gegeben habe. Oft ist es ein Umweg, sie dort wieder abzuholen und ein Treffen am Brunnen gestaltet sich einfacher.

Karawanserai: Hier gibt es VorteilskartenDas ist die Hintergrundgeschichte von Istanbul. Die Idee, Waren in Geld oder direkt in Edelsteine zu tauschen, ist nicht neu. Mit einem ausbaubaren Handwagen, vier Waren von denen eine schwerer zu bekommen ist als der Rest und einem klaren Ziel wird sie überschaubar umgesetzt.
Der große Reiz an Istanbul besteht in der Bewegung der Händler. Ein Händler kann bis zu zwei Schritte machen. Danach muss er entweder einen Gehilfen abstellen oder wieder einsammeln um die gewünschte Aktion ausführen zu dürfen. Somit ergibt sich der Zwang, in relativ kurzer Zeit zwei Mal denselben Ort aufzusuchen. Dies erfordert eine gute Planung.

Der siegreiche HandkarrenEine gute Planung allein reicht nicht aus, denn auch Flexibilität ist gefragt. Die Händlerfiguren der anderen Spieler müssen bezahlt werden, wenn sie sich bereits an der aufgesuchten Lokation befinden. Dies ist zu Beginn des Spiels eine teure, später ein lästige Sache. Anders hingegen verhält es sich mit den beiden neutralen Figuren, dem Gouverneur und dem Schmuggler. Sie sind durchweg positiv und verleiten so manchen Händler zu einem Umweg.
Weil der Basar in jedem Spiel anders aufgebaut ist - die Lokationen sind jedes Mal dieselben, aber die Anordnung und damit die Wege sind anders - muss der Plan "gelesen" werden. Nur wer effiziente Wege findet und begeht, kann erfolgreich sein. Damit ist die Herausforderung, die Istanbul an die Spieler stellt klar: Plan lesen, der eigenen Planung folgen und wenn es für sinnvoll erachtet wird, gezielt davon abweichen. Das bietet wenig Raum für langfristige Strategien, aber viel Platz für taktische Möglichkeiten.
Die kleinen taktischen Winkelzüge sind einfach und schnell ausgeführt. Vielfach lassen sich die Spielzüge auch aus dem Bauch heraus machen. So gibt es keine Downtime und das Spiel kann auch gut zu fünft gespielt werden. Das ist eine Eigenschaft, die nur wenige anspruchsvolle Spiele aufweisen.

Sultanspalast: Hier können Rubine ertauscht werdenFür mich gibt es noch eine Eigenschaft, die ich als sehr positiv empfinde: Das Spielziel. Mit fünf Rubinen ist die Anzahl an "Siegpunkten" äußerst gering. Dies ist für mich eine Wohltat, weil damit umfangreiche Zwischen- und Endwertungen entfallen und der Fortschritt bei den Mitspielern jederzeit schnell feststellbar ist. Das beschleunigt den Spielfluss, sorgt für Transparenz beim Spielstand und zeigt, dass Ziele auch ohne große Mengen an Siegpunkten gerecht vorgegeben werden können.
Mit seinen vielen guten Eigenschaften ist Istanbul für mich eines der Highlights bei den Vielspielerspielen. Und davon gibt es in dieser Saison reichlich wenig. (wd)

Steckbrief
Istanbul
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Rüdiger Dorn Pegasus 2 - 5 Spieler ab 10 Jahre 40 - 60 Minuten Andreas Resch