Wenn ein Spiel erfolgreich ist, wird es erneut aufgelegt. Manchmal werden dabei das Thema geändert, einige kleinere Details überarbeitet, Erweiterungen beigefügt oder neue Konzepte integriert. Sankt Petersburg ist ein solches Spiel.
Das Originalspiel lässt sich mit der Neuauflage weiterhin spielen. Lediglich die Überarbeitung einiger Karten führen zu geringfügigen Abweichungen. So wurde zum Beispiel die als sehr stark eingestufte Karte "Hofmeisterin" im Preis angehoben Das Spielprinzip wurde ausführlich in der Rezension der ersten Version beschrieben. Ich gebe es hier in einer Kurzform wieder. In jedem Durchgang gibt es vier Phasen, in denen Karten erworben werden können. Jede Phase ist dabei einer Kartenart zugeordnet: Handwerker, Stadtbauten, Adlige und Verbesserungen. Die ersten drei schütten am Ende ihrer Phase Geld und Siegpunkte aus. Handwerker geben viel Geld, Stadtbauten viele Siegpunkte und Adlige sind eine Mischform. Verbesserungen ersetzen bereits gekaufte Karten und verstärken die Ausschüttung. Sobald eine Kartenart aufgebraucht ist, endet das Spiel mit einer Wertung für verschiedene Adlige.
In der neuen Auflage gibt es eine weitere Phase. Der Markt wird nach den Handwerkern und vor den Stadtbauten gespielt. Marktkarten sind im Vergleich zu anderen Karten preiswert. Diese Karten bringen dem Spieler ein bis vier Waren, die es in fünf Sorten gibt, auf dem Markt. Die beiden teuersten Karten, die am wenigsten Waren bringen, schütten etwas Geld aus. Am Ende der Phase werden die Waren jeder Sorte unter den Spielern verglichen. Die beiden Spieler mit den meisten Waren erhalten Siegpunkte, die im Laufe des Spiels ansteigen.
Außerdem enthält das Spiel nun die beiden bereits veröffentlichten Erweiterungen sowie vier neue Module. Die neuen Module erfordern grundsätzlich das Spiel mit dem Markt: Helferverbilligen den Kauf einer Kartensorte, die Ereignisse bringen jedem Spieler einmalig einen Vorteil, die Aufträge geben bei Spielende zusätzliche Siegpunkte und die Hindernisse erfordern zu bestimmten Werten von Siegpunkten eine gewissen Anzahl von Karten einer Sorte.
Wer das "alte" Sankt Petersburg noch nicht besitzt, darf sich freuen. Ein Spitzenspiel ist mit wesentlich mehr Material und Möglichkeit erhältlich. Das Spiel hat trotz eines Alters von über einem Jahrzehnt nichts an Spielspaß eingebüßt.
Wer das "alte" Sankt Petersburg besitzt, muss sich überlegen, ob sich die Neuauflage lohnt. Hier gibt es zwei Typen von Spielern: Minimalisten und Taktiker. Ich gehöre zu den Minimalisten, die Sankt Petersburg deshalb gern mögen, weil es auf die Grundkonzepte Geld und Siegpunkte reduziert ist. Als solcher empfinde ich die neue Phase Markt als unpassend. Sie verlängert die Spieldauer, weicht das Konzept des Minimalismus durch ihre Mehrheitenwertung auf und nimmt dem Spiel seine klare Struktur. Da die vier neuen Module die Marktphase voraussetzen, sind auch sie für mich und andere Minimalisten kein Zugewinn.
Die Taktiker sehen den Markt als große Bereicherung an. Hier bieten sich neue taktische Möglichkeiten, denn hier konkurriere ich um die Siegpunkte direkt mit meinen Mitspielern. Die Abwägung zwischen der Ausschüttung von Geld und dem Zugewinn von Siegpunkten ist nirgends so prekär wie auf dem Markt. Weil mit dem Markt auch die neuen Module spielbar sind, gibt es nun viel Abwechslung und facettenreichere Spiele.
So lässt sich die Neuauflage leicht einschätzen: "Minimalist oder Taktiker?", die Frage ist gleichbedeutend mit "Neuauflage, ja oder nein?" (wd)
Steckbrief Sankt Petersburg (2014) |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Bernd Brunnhofer, Karl-Heinz Schmiel | Hans im Glück | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 60 Minuten | Anne Pätzke, Irene Bressel |