Trostlos sieht es in den Städten, Klöstern und Dörfern aus. Neue Gebäude wurden schon lange nicht mehr errichtet und die alten sind zerfallen und renovierungsbedürftig. Für uns bietet diese Trostlosigkeit eine Chance. Wir können uns als Architekt auszeichnen, indem wir für den Aufbau sorgen. Denn wenn wir genügend Prestige erworben haben, können wir uns dem großen Auftrag der Königen widmen, dem Bau ihres Palastes.
Da stehen wir nun und beginnen unser Leben als Architekt mit einer kleinen Handwerkertruppe, genau genommen sind es zwei Handwerker. Sie würden für uns sechs Mal arbeiten. Verkürzen wir die Verpflichtung, sparen wir einen jämmerlichen Taler an Lohn. Ein bisschen Bargeld zur Verpflichtung von neuen Handwerkern wäre auch ganz schon. Ich merke schon, der Anfang meiner kleinen Ich-AG wird schwer.
Ein Architektenleben ist ein Kreislauf. Habe ich Geldmangel, und er ist ziemlich chronisch, kann ich meine Handwerker auf die Felder der Bauern schicken. Den Lohn von einem Taler für zwei Handwerker darf ich einstecken. Als Arbeit zählt es nur, wenn der Handwerker auch die Feldarbeit beherrscht und sein Können einsetzt. Dann bekomme ich zwei zusätzliche Taler, aber der Handwerker hat auch eine seiner Verpflichtungen erfüllt.
Habe ich Geld, kann ich nun einen neuen Handwerker verpflichten. Neulinge kosten wenig, arbeiten auch nur kurz für mich. Gestandene Männer haben ihren Preis, bleiben dafür länger in Lohn und Brot. Ich muss natürlich auch den Beruf berücksichtigen. Brauche ich einen Steinmetz oder vielleicht doch einen Zimmermann oder Glasbläser? Und wie ist die Qualität der Arbeit, die sogar von der Tagesform abhängig ist?
Nach der Verpflichtung bin ich wahrscheinlich wieder fast pleite. Ich habe einiges an Erspartem in Form von Schuldscheinen. Ich kann damit zum Verwalter gehen und mir einen auszahlen lassen. Bringe ich ihm Vertrauen entgegen, honoriert er mir das beim nächsten Besuch. Er erlaubt mir dann, einen Schuldschein mehr einzulösen.
Nun muss ich meiner Handwerkertruppe aber den Marsch blasen. Vom Herumstehen werden keine Häuser fertig. Also nehmen wir unseren Wagen und fahren in das nächste Dorf oder doch in ein nahegelegenes Kloster. Eine kurze Fahrt kostet mich nichts. Auf längeren Fahrten wollen Pferde ernährt und Handwerker bei Laune gehalten werden. Wie immer ist Reisen teuer.
Am besten ich gebe meinen Handwerkern eine Runde. Eine nahegelegene Wirtschaft schenkt gutes Bier aus. Bezahlt wird pro Gilde und im Suff verpflichten sind die Handwerker für den Bau eines weiteren Gebäudes. Nun aber lasse ich sie ihren Rausch ausschlafen. Morgen geht es dann frisch und fröhlich ans Werk.
Auf, auf ihr fröhlichen Handwerker! Auf der Baustelle werden je nach Ort zwei bis vier Handwerker bestimmter Gilden gefordert, sonst dürfen wir keinen Neubau errichten. Wir haben sie in unserer Truppe und so legen alle Hand an, auch die Handwerker, die nicht unbedingt nötig gewesen wären. Die Qualität unserer Arbeit bestimmt das Prestige, das wir erhalten. Im Dorf ist es naturgemäß weniger als im Kloster. In der Stadt gibt es am meisten und sogar noch eine zusätzliche Vergünstigung, mit der die Stadt uns zu sich gelockt hat. Das meiste Prestige verwenden wir, um bei der Königin Eindruck zu schinden. Der Rest bringt uns neue Schuldscheine und damit indirekt Kapital. Befinden sich in unserer Handwerkertruppe nicht die richtigen Handwerker, dürfen wir nur renovieren. Daran können sich nur maximal drei Handwerker beteiligen, so dass es meistens weniger Prestige gibt.
Das hier beschriebene Handwerkerleben ist der Inhalt des Spiels. Die sechs Handlungen sind auf einem Rondell angebracht, das jeder Spieler mit seinem Architekten durchläuft. Er zieht über das Rondell bis zu drei Handlungen weit. Der Spieler führt dann die Aktion aus, auf der der Architekt stehen geblieben ist. Wer auf der Prestigeleiste sämtliche Stufen durchlaufen hat, darf den Palast der Königin errichten. Dafür wird eine wirklich gute Truppe benötigt. In der Regel gewinnt der Spieler auch das Spiel. Im seltenen Fall, dass mehrere Spieler einen Palast errichten, gewinnt der Spieler, der den Palast mit der höherwertigen Handwerkertruppe errichtet hat.
Das Architektenleben besteht überwiegend aus der eigenen Planung. Jede Handlung kostet einen Spielzug. Nur Renovierung und Neubau bringen den Spieler zum Ziel. Doch um diese erfolgreich zu bewerkstelligen, sind die anderen Handlungen nötig. Vieles in der Planung geschieht ohne Einfluss der Mitspieler. Die größte Interaktion ergibt sich bei der Verpflichtung der Handwerker, denn dort herrscht Konkurrenz. Etwas milder geht es beim Neubau zu. Hier werden lediglich paar Prestigepunkte abgezogen, wenn man nicht als erster an einem Ort baut.
Damit ist auch die Zielgruppe klar. Das Spiel richtet sich an Spieler, die ihr Augenmerk auf die Planung der eigenen Spielzüge legt und die dabei möglich wenig Interferenzen von anderen Spielern ausgesetzt sein wollen. Solche Spieler finden hier ein für sie gutes Spiel, das eine schöne thematische Einkleidung besitzt. Es ist im Grunde aber abstrakt und lebt von der Mechanik. Bei ihr greifen die Details sauber ineinander, so dass das Spiel überwiegend rund läuft. Einzig der Fall, wenn ein bestimmter, benötigter Handwerker nicht erhältlich ist, kann sich das Spiel ziehen.
Die Ausstattung ist wie zuletzt immer bei Queen Games tadellos. Die Verwaltung der Handwerker über den Stern hingegen ist umständlich und erschwert den Zugang. Hier wäre eine Leiste, an der alle Handwerker die gleiche Ausrichtung aufweisen, der bessere Weg gewesen. So benötigt man ein paar Spiele, bis die Verwaltung nicht vom Spiel ablenkt. Auf der anderen Seite gibt es reichlich Material für die Auslage. So gleicht kein Spiel dem anderen. Es ist eine Herausforderung, den Plan zu lesen und danach die richtigen Handwerker zu verpflichten. Sagte ich schon, das Spiel richtet sich an Spieler, die gerne planen? (wd)
Steckbrief Queen's Architect |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Volker Schächtele | Queen Games | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 60 Minuten | Dennis Lohausen |