Wenn ich das Wort Kakao höre, denke ich zurück an meine Kindheit. Ich liebte dieses Getränk sowohl kalt im Fertigpack als auch heiß von meiner Mutter gekocht. Mein nächster Gedanke geht an Schokolade, deren Ursprung sich in der Kakaobohne wiederfindet. Es ist jene Kakaobohne, die mir einen der bittersten Momente meines Lebens beschert hat. Ich habe eine solche Bohne im Schokoladenmuseum zu Köln gegessen. Wahrhaftig bitter!
Nun gibt es ein Spiel mit dem Namen Cacao. Es führt uns an die Ursprungsstätte, in den Dschungel. Wir sind verantwortlich für die dortigen Arbeiter. Auf meinen Plättchen, deren Anzahl nach Spielerzahl variiert, sind immer vier. Ihre Anordnung unterscheidet sich. Mal ist an jeder Seite einer, mal zwei und selten sind sogar drei Arbeiter an einer Kante.
Der Urwald befindet sich ebenfalls auf Plättchen. Sie beherbergen Kakaopflanzen und allerlei Geheimnisse. Zu Beginn liegen zwei Urwaldplättchen aus, die sich an den Ecken berühren. Im weiteren Verlauf bilden Arbeiter, gekennzeichnet durch Hütte, und Urwald ein Schachbrettmuster.
Mein Spielzug besteht aus drei Schritten. Als erstes lege ich von meinen drei Arbeiterplättchen eines aus. Es muss dabei mit einer Kante an ein Urwaldplättchen gelegt werden. Als zweites lege ich Urwald aus. Dies geschieht, wenn sich zwei Arbeiterplättchen übereck berühren und daneben noch kein Urwald ist. Dafür gibt es eine Auslage von zwei Plättchen aus der ich auswähle. Mir ist also im Voraus bekannt, welche Plättchen zur Verfügung stehen. Als drittes werden Arbeiter aktiv. Das sind zum einen meine neu ausgelegten und zum anderen all die Arbeiter, die an meine jetzt gelegten Urwaldplättchen grenzen.
Arbeiter an einer Kakaoplantage holen Kakaobohnen, die ich in mein Lager lege. Von dort darf ich sie auf dem Markt verkaufen und erhalte Gold. Gold bekomme ich auch direkt aus der Goldgrube, allerdings erziele ich auf dem Markt deutlich höhere Beträge. Für Kakao darf auch das Wasser nicht vernachlässigt werden. Ich bekomme es aus Seen. Jedes Mal, wenn ich Wasser hole, rückt der Wasserträger auf einer Skala vor und zeigt mir den Goldwert meines Wassers an. Die Einteilung der Skala ist so, dass das erste und letzte Wasser einen besonders hohen Wert hat. Auch darf der religiöse Aspekt nicht fehlen. Die Tempel sind ein kleines Spiel um Mehrheiten, bei dem die beiden Erstplatzierten am Ende des Spiels Gold erhalten. In den Kultstätten hingegen gibt es Sonnensteine, auf die ich gleich eingehe.
Das Spiel endet, wenn alle Spieler ihre Arbeiterplättchen gelegt haben. Das Spiel ist so austariert, dass die Urwaldplättchen ein kleines bisschen vorher aufgebraucht sind. Dann kommen die Sonnensteine ins Spiel. Für einen Sonnenstein darf ich ein bereits gelegtes eigenes Plättchen überbauen. Die vier Arbeiter werden aktiv und nutzen so noch einmal Urwaldplättchen im Inneren des Dschungels.
Kakao ist ein Getränk für die ganze Familie. Das Spiel steht dem in nichts nach. Jeder Spieler legt rund zehn Arbeiterplättchen. Das klingt wenig. Weil ich einige Male im Spiel auch während der Spielzüge der Mitspieler agiere, wirkt es viel mehr. Gleichzeitig entstehen so keine lästigen Wartezeiten. Das Spielende tritt genau dann ein, wenn es das vom Gefühl her sollte. Zu Anfang ist die Auslage klein und die Möglichkeiten beschränkt. Es entwickelt sich eine große ästhetische Urwaldfläche. Mit wachsender Fläche gibt es mehr Rand und so mehr Möglichkeiten. Kurz bevor es unübersichtlich wird, sind alle Urwaldplättchen ausgelegt. Es kommt ein stiller Showdown durch das Überbauen, das dem Spiel einen abschließenden Höhepunkt verleiht.
Der Kern des Spiels ist ein abstraktes Legespiel, das thematisch sehr gut eingekleidet wurde. Wasser, Kakaobohnen und Märkte bilden einen Minihandel. Er wird durch die Goldgruben angereichert Leichte Unterschiede in den Werten der einzelnen Plättchen bringen Vielfalt. Da jeder Spieler später noch in den Genuss ausgelegter Urwaldplättchen kommen kann, entfällt der Frust über Plättchen, die zum falschen Zeitpunkt erscheinen. Mit den beiden religiösen Stätten gibt es sechs unterschiedliche Plättchen. Diese Anzahl ist gut zu überschauen. Sie bringt Abwechslung ohne die Spieler mit vielen Details zu überfordern.
Unterstützt wird der unterhaltsame Ablauf durch eine geniale Produktumsetzung. Ich erwähne hier nur einige Details, an denen erkenntlich ist, dass das Produkt komplett ausgereift und durchdacht ist. So ist die Regel zweiteilig. Ein Grundwerk beschreibt das Spiel. Ein weiteres Blatt, das Bestandteil der Regel ist, erklärt die Plättchen. Dazu kommt ein Tiefziehteil, das sämtliche Spielmaterialien sortiert und rutschfest verstaut. Ein ganz besonderes Lob gilt der Gestaltung. Beim Urwald herrscht die Farbe Grün vor. Die Hütten und Arbeiter der Spieler heben sich durch die Farben Weiß, Gelb, Rot und Lila gut davon ab. Sie sind auch untereinander klar unterscheidbar. Außerdem fehlen die Kombinationen rot und grün sowie blau und gelb, die Menschen mit Farbsehschwächen besondere Probleme bereitet. Alles in allem sieht die Auslage nach Urwald aus: Viel Grün und klare Farben ergeben ein schönes Schlussbild.
Eine weitere positive Eigenschaft, gerade für ein Familienspiel, ist der konstruktive Charakter. Das Spiel ist darauf ausgerichtet, dass Spieler mit eigenen Erfolgen zum Sieg zu gelangen. Nur selten erleiden Mitspieler einen Nachteil, zum Beispiel wenn ein Markt an einen Arbeiter gelegt wird, der Spieler aber keine Bohne im Lager hat.
Ästhetik der Auslage, Förderung der konstruktiven Spielweise und durchdachte Gestaltung des Spiels lassen ein Wohlgefühl aufkommen. Kakao ist ein Genuss, sowohl als Getränk als auch als Spiel. (wd)
Steckbrief Cacao |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Phil Walker-Harding | Abacusspiele | 2 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 45 Minuten | Claus Stephan |