Hätte ich dieses Spiel doch schon vor vielen Jahren besessen. Im Studium wäre es im Bereich Evolution eine große Hilfe gewesen. Doch Nichtbiologen sollten sich nicht abschrecken lassen. Das Darwinsche Prinzip, dass der bessere überlebt, ist, so denke ich, jedem bekannt.
Doch wer ist der bessere? Geht es um Größe oder Können oder sogar um eine Kombination aus beidem?
Wir starten mit einem einzelnen, winzigen, unfähigen Tier und vier Karten die Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Eine der Karten wird für die gemeinsame Nahrungsversorgung aus dem Nahrungspool verdeckt ausgespielt Sie kann zwischen - 3 und 8 Nahrungen liefern. Die restlichen Karten kann man nun unterschiedlich verwenden: Eine Tierart wachsen lassen oder ein Exemplar hinzunehmen, eine neue unfähige Tierart starten oder die Fähigkeit der Karte einer Tierart zuordnen. Dabei sind drei Fähigkeiten pro Art Maximum.
Diese Fähigkeiten sind sehr vielfältig. Die meisten befassen sich mit der Nahrungsaufnahme. So kann man schon vorweg aus dem gemeinsamen Vorrat oder auch aus dem Nichts Nahrung bekommen, eigene Arten mitfüttern, oder auch Nahrung für die nächste Runde in einer Fettschicht aufsparen. Andere Eigenschaften, wie Klettern können oder Warnruf, der benachbarte Arten betrifft, schützen vor den Trägern der bahnbrechendsten Eigenschaft, den Fleischfressern. Hat ein Tier diese Eigenschaft, frisst es nicht mehr aus dem gemeinsamen Pool, sondern andere Tiere sind seine Nahrung. Die Opfer müssen dabei kleiner sein als das Raubtier. Doch beherrscht ein Fleischfresser Rudeljagd, kann die Anzahl der Tiere Größe auch wieder ausgleichen. Sind alle gegnerischen Arten geschützt, muss man sich an eigenen Arten vergreifen.
>Man kann aber auch Karten für die nächste Runde aufsparen. Um Intelligenz, eine Eigenschaft, die - von einem Fleischfresser ausgespielt - eine gegnerische Eigenschaft einmalig deaktiviert, einzusetzen, muss man in der Ernährungsphase eine Karte abwerfen.
Die Ernährungsphase beginnt, wenn alle reihum ihre Karten genutzt haben. Die ausgelegten Karten werden ausgewertet und eine entsprechende Nahrungsmenge in den gemeinsamen Pool gelegt.
Nun füttert jeder reihum ein Tier. Pro Tier, egal wie groß, benötigt man eine Nahrung. Auch hier tanzen die Fleischfresser aus der Reihe, denn reißen sie ein Tier, so bringt dieses so viele Nahrungspunkte für die jagende Raubtierrasse, wie das Opfer Körpermasse besitzt. Aasfresser (auch eine Eigenschaft) bekommen immer etwas, wenn ein Fleischfresser ein Opfer findet. Nahrungschips für Fleischfresser werden nicht aus dem Nahrungspool, sondern aus dem Vorrar genommen. So wird Tier für Tier gefüttert. Bleibt ein Tier hungrig, verstirbt es. Die verfütterten Nahrungschips werden in einen persönlichen Sammelbeutel gelegt und die nächste Runde beginnt. Zu Beginn jeder Spielrunde erhält man so viele Karten, wie man Arten besitz plus drei Basiskarten. Das Spielende ist erreicht, wenn der Kartenstapel aufgebraucht ist.
Jeder gesammelte Nahrungschip ist am Spielende einen Punkt wert. Jedes Tier und jede ausgelegte Eigenschaft geben einen weiteren Punkt.
Das Spiel zeigt sehr anschaulich Regelmechanismen. Anfangs spielen die meisten Spieler vorsichtig, Man nutzt vor allem die Karten, um sich zu vermehren und neue Arten zu gründen, im Hinblick darauf, dass jede Art für die folgende Runde eine Karte mehr einbringt.
Spielen alle so, wird das Spiel zu einem Kartenauslegespiel. Doch mit dem ersten Raubtier ändert es sich. Es wird mehr Wert auf Verteidigung durch Eigenschaften gelegt. So ist am Anfang so manches Raubtier verhungert, weil es keine Opfer fand. Die anderen Arten waren entweder zu groß oder geschützt. Daher bauen Raubtiere ihre Eigenschaften maximal aus. Nur für Pflanzenfresser wirksame Gene werden abgelegt, um Rudeljagd oder der Intelligenz Platz zu machen. Hierauf versuchen die Pflanzenfresser oft, besonders groß zu werden. Dann ernährt, falls es erwischt wird, ein "Mammut" ein ganzes Fleischfresser-Rudel.
Sind die Verteidigungen der Gegner zu stark, wird gelegentlich eine eigene Art als Lebendfutter für die Fleischfresser verwendet.
Spielt man häufiger mit den gleichen Mitspielern, so sieht man die Entwicklung nicht nur im Spiel, sondern deutlich in der Abfolge der Spiele. Konnte ich jemanden, dem Evolution nicht gefallen hatte, zu einem zweiten Spiel überreden, fand er sich meist gut hinein, und legt seine Abneigung ab. Auch wenn man nicht den biologischen Hintergrund kennt, findet man sich intuitiv in das Spiel hinein, man lebt mit seinen Arten, und wenn es mal nicht so läuft heißt es meistens: "Beim nächsten Mal pack ich es!"
Evolution ist für mich das beste anspruchsvolle Familienspiel, das in Nürnberg erschienen ist. Das Thema macht es möglich einfach aus dem Bauch heraus zu spielen, und mit etwas Erfahrung werden immer mehr "nette" Möglichkeiten sichtbar. Auch der Spieler erlebt damit eine Entwicklung hautnah. Bei uns wird Evolution, obwohl es schon sehr oft auf dem Tisch war, immer wieder gern gespielt. (bd)
Steckbrief Evolution |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Dominic Crapuchettes, Dmitry Knorre, Sergey Machin | Schmidt | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | 30 - 45 Minuten | Catherine Hamilton |