Schon im Vorfeld der Spiel '15 sorgte dieser Spieltitel unter Kennern amerikanischer Spiele für Aufsehen Das englische Ursprungsspiel trug den Titel "Medieval Academy", also mittelalterliche Akademie. Da war ein solch salopper deutscher Titel in den Augen mancher Spieler untragbar.
Eine reine Übersetzung des Originaltitels wäre jedoch irreführend, da das Spiel zusätzlich die erste Erweiterung enthält.
Worum geht es? Spielziel ist, das Recht zu erringen, um die Hand der holden Isolde anzuhalten. Um dieses zu erlangen, muss man ein halbes Jahr in sieben Bereichen seine Fähigkeiten beweisen.
Monat für Monat wird zuerst geschaut, wer sich ihr gegen über besonders galant verhalten hat. Diese Bewerber unterstützt sie bei einer der anderen Prüfungen.
Dann werden gute Ergebnisse im Lanzenstechen und Turnierkampf mit Pluspunkten War man jedoch zu faul im Bücherstudium, hagelt es monatlich Minuspunkte. Nach drei Monaten, zur Halbzeit gibt es Punkte, wenn man dem König ausreichend gehuldigt hat. Nur in diesem Bereich steht man nicht im Wettstreit, sondern der absolute Wert zählt. Jetzt wird alles, was bisher bewertet wurde, wieder auf den Ursprungswert gesetzt, und die zweite Halbzeit beginnt.
Nach weiteren drei Monaten, die wie die ersten drei ablaufen, werden zum Schluss noch Leistungen im Drachenkampf und die Barmherzigkeit, die man in den vergangenen sechs Monaten gezeigt hat, bewertet. Wer nun in den sechs Monaten die meisten Punkte sammeln konnte darf den Antrag machen.
All dies wird mit Karten simuliert. Diese Karten zeigen die Fähigkeit und einen Wert zwischen 1 und 5. Jeden Monat draftet man fünf Karten.
Nun spielt man reihum, beginnend mit dem Startspieler, eine Karte aus.
Der Wert wird auf der entsprechenden Skala aufaddiert. Hat man vier Karten gespielt, eine bleibt übrig, ist der Monat beendet, und es kommt zur Zwischenwertung.
Zuerst werden die Punkte bei Isolde ausgewertet. Sie gibt für die Führenden noch einen Nachschlag in einem der anderen Bereiche, die dann nacheinander ausgewertet werden. Die Zeugnisse erhält man in Form von Plättchen, auf denen Plus- oder Minuspunkte zu sehen sind. Dann werden alle Karten neu gemischt und wieder fünf Karten verteilt. Die nächste Runde beginnt; nach sechs Runden steht der Sieger fest.
Zuerst einmal zur Hauptkritik am Spiel. Die Punkteplättchen sind einfach zu klein und fummelig. Daher sortieren wir schon in einigen Beuteln vor, wenn wir das Spiel wegräumen.
Der Einstieg in das Spiel fällt leicht. Im Kinder- und Familienkreis war häufig ein "Rollenspiel" zu beobachten, das Ausspielen der Karten wurde oft vor Worten wie "Ich tu mal was für die Armen." oder ""So wird gekämpft." begleitet. Das Thema unterstützte den Spielspaß.
Ich habe es mit 8-jährigen gespielt, die schnell verstanden wie es funktionierte. In der ersten Draft-Runde waren sie noch etwas unsicher, welche Karten sie behalten sollten, doch beim Ausspielen der Karten war ihnen das Spiel schnell klar. Das Thema ließ sie anfangs aus dem Bauch heraus spielen. Sie lebten eben als Ritter, die wissen was sie tun.
Auch im Vielspielerkreis weiß das Spiel zu gefallen. Varianten, die jede Wertung verändern können, machen das Spiel abwechslungsreicher. Ich habe noch nicht alles ausprobiert und empfehle, mit den kombinierten Rückseiten von Lanzenstechen und Turnierkampf zu starten.
Dass die Karten nacheinander ausgespielt werden, ergibt für mich ein eigenes Spielgefühl. Ich kann beobachten, was die anderen Spielen, und danach entscheiden, welche Karte ich wann, beziehungsweise nicht spielen werde, Hier verlangt nicht nur das Draften, sondern auch das Ausspielen der Karten taktisches Geschick.
Glück und Taktik treffen hier in einem guten Verhältnis aufeinander. Dies bringt ein angenehmes Spielgefühl mit sich. Bis zum Ende ist meist unklar, wer gewinnt, da es positive und negative Punkteplättchen gibt, die zudem verdeckt vor den Spielern liegen.
Dabei darf man das Ganze nicht zu ernst nehmen, wie es die liebevoll gestalteten Grafiken nahelegen. Ist man bei der Holden Isolde abgeblitzt, kann man einfach sagen: "Neues Halbjahr, neues Glück." (bd)
Steckbrief Die holde Isolde |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Nicolas Poncin | Schmidt | 2 - 5 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 30 Minuten | Pierô La Iune |