Takenoko ChibisTakenoko Chibis

Satte vier Jahre nach Erscheinen des Grundspiels wurde letztes Jahr in Essen diese Erweiterung für Takenoko vorgestellt. Die folgende Rezension setzt die Kenntnis des Grundspiels voraus. Wer es nicht kennt, dem sei Wolfgangs damalige Rezension empfohlen:
"Lass den Panda erzählen" hat er gesagt! "Der macht das schon gut!" hat er gesagt! Nein, lieber Wolfgang, hier irrst Du dich - der Panda ist bis über beide Ohren verknallt. Würde ich sein Gesülze hier zu Papier bringen, müssten die Leser die relevanten Informationen zwischen all dem "Sie ist so schön!" und "Die Blume meines Bambusgartens" herausfiltern und die Rezi würde länger als die so manches Strategiekrachers! Also muss ich wohl allein ran…

Miss PandaDas eingangs erwähnte Objekt der Panda-Begierde hört auf den Namen "Miss Panda" und erscheint erst mit dem Anlegen einer der neuen Ortstafeln im Bambusgarten. Sie wird genauso bewegt wie der Panda, kommt allerdings nicht zum Fressen, sondern ausschließlich - Feministinnen: bitte die Zähne zusammenbeißen - zum Gebären kleiner Pandas, Chibis genannt. Immerhin ist ihr die Initiative überlassen: Nur, wenn sie sich aktiv auf das Feld bewegt, auf dem sich der Panda gerade befindet, entsteht ein Chibi - vorausgesetzt, Herr Panda kann Miss Panda mit einem Stück Bambus aus seinem Bauch füttern. In jeder der drei Farben gibt es drei Chibis, die Farbe des verfütterten Bambus bestimmt, bei welchen ich mich bedienen darf. Diese bringen zum Spielende jeweils zwei Punkte und einen von drei Soforteffekten:

  • Ein Bewässerungsstäbchen nehmen
  • Ein Ausbauplättchen auswählen und einkassieren
  • Einen Auftrag aus der Hand abwerfen und einen beliebigen neuen nachziehen

Jeder dieser drei Effekte ist auf je einem Chibi jeder Farbe abgebildet, also dreimal im Spiel vorhanden.

OrtstafelnSchauen wir uns nun die neuen Ortstafeln an, welche die Erweiterung mitbringt. Auf jeder der sechs Tafeln ist ein Icon von Miss Panda abgebildet. Wann immer eine dieser Tafeln angelegt wird, bewegt sie sich dorthin bzw. taucht sie erstmalig im Spiel auf. Außerdem haben diese Orte spezielle Funktionen:

  • Der Himmelsteich ist ein zusätzlicher Brunnen.
  • Auf dem Kamisgarten wachsen alle drei Sorten Bambus und er zählt als Ortstafel jeder Farbe.
  • Wird der Gärtner auf einen der Heiligen Hügel (je einer pro Farbe) bewegt, wächst auf allen bewässerten Feldern der entsprechenden Farbe der Bambus.
  • Zieht man den Gärtner auf die Gärtnerhütte, darf man einen Auftrag von jeder der drei Sorten ziehen und den behalten, der einem am besten gefällt.

AufträgeHinzu kommen noch neue Auftragskarten, von denen die neuen Panda-Aufträge die erwähnenswertesten sind: Hier muss der Panda zwei verschiedenfarbige Bambusstücke in seinem Bauch haben. Allerdings kann ein solcher Auftrag nur eingelöst werden, wenn der Panda sich auf einem der beiden Brunnen befindet.

"Eine niedliche Erweiterung" - so wird Takenoko Chibis auf der Titelseite der Anleitung bezeichnet. Natürlich sind die Chibis niedlich, aber das Attribut hätte ebensogut "sinnvoll" lauten können, denn die Chibis sind wie ein kleines Reparaturset. Takenoko war ein gutes Spiel, hatte aber seine kleinen Macken, welche von den Chibis nun geglättet werden:

  • Problem: Im Grundspiel konnte es passieren, dass man seine Hand voller aufwändiger Aufträge hatte, deren Erfüllung angesichts der Spielsituation in weiter Ferne lag. Dadurch legte man ein zu langsames Spieltempo vor und die Konkurrenz zog kalt lächelnd davon und erfüllte einen Auftrag nach dem anderen.
  • Lösungen: Die Chibis ermöglichen es, einen Auftrag aus der Hand zu tauschen. Zudem stellen sie eine gut austarierte Punktealternative dar. Klappt es mit den Aufträgen nicht so recht, schnappt man sich viele Chibis und kann so trotzdem mithalten. Die Gärtnerhütte ermöglicht eine gezieltere Auftragsauswahl. Die heiligen Hügel erleichtern aufwändige Gärtneraufträge, der Kamisgarten aufwändige topologische Aufträge.
  • Problem: An die Ausbauplättchen kam man im Grundspiel nur über den Wetterwürfel heran. Wer dringend eines benötigte, aber kein Würfelglück hatte, schob Frust.
  • Lösung: Über die Chibis kann nun dreimal im Spiel gezielt auf die Ausbauplättchen zugegriffen werden.

ChibisZusammenfassend kann ich sagen, dass mit den Chibis die Endstände, selbst in voller Besetzung, deutlich ausgeglichener geworden sind - ein klares Indiz für mehr taktische Ausgewogenheit, denn früher gab es häufig ein, zwei am Ende abgeschlagene Mitspieler.
Gibt es Wermutstropfen? Ja, aber nur kleine. Zum einen ist es schade, dass das Auftauchen der Chibis sich im Spiel nicht plastisch widerspiegelt. Ich sehe aber ein, dass neun süße, kleine Pandafiguren den Preis für die schmale Schachtel in astronomische Höhen getrieben hätten…
Zum anderen unterscheiden sich die Rückseiten der neuen Ortstafeln in Farbgebung, Prägung und Glanzgrad deutlich von denen der "alten" deutschen Ausgabe von Matagot. Dies ist bei uns spielerisch nie negativ aufgefallen (man zieht ja immer drei Tafeln, also müsste schon eine der neuen zufällig oben liegen, um die Aktionswahl zu beeinflussen), aber es könnte natürlich dazu kommen.

Dies sind Kleinigkeiten, die am Fazit nichts ändern: Die Chibis machen aus dem guten taktischen Familienspiel, welches Takenoko war, ein sehr gutes taktisches Familienspiel, welches auch nach den nun beendeten Rezensionspartien wieder deutlich häufiger auf den Tisch kommen wird. (fk)

Steckbrief
Takenoko Chibis
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Antoine Bauza, Corentin Lebrat Pegasus 2 - 4 Spieler ab 8 Jahre ca. 45 Minuten Christine Conrad