Tumult RoyalTumult Royal

1995 landete Klaus Teuber mit seinem Galopp Royal auf der Auswahlliste der Jury "Spiel des Jahres". 20 Jahre später veröffentlicht er zusammen mit seinem Sohn Benjamin "Tumult Royal". Erneut stehen Adlige im Vordergrund. Jeder von ihnen möchte möglichst viele Statuen mit seinem Konterfei errichten. Weil man dem Bildhauer Arbeitsmaterialien stellen muss, wird das Volk beraubt.

Die Burg

Das Volk spricht mit einer Stimme und verkündet, wie viele der Materialien es selbst benötigt. Es gibt Brot, Marmor und Werkzeuge. Jedes Material gibt es einzeln, zu zweit und zu dritt auf Plättchen. Diese liegen verdeckt auf dem Tisch. Während eine Sanduhr läuft, schauen sich die Spieler die Plättchen an. Diejenigen, die sie dem Volk rauben, legen sie in ihre Burg.
Wenn die Zeit abgelaufen ist, wird ermittelt, ob das Volk genügend Material behalten hat. Wenn das Volk zu wenig Brot beziehungsweise Marmor oder Werkzeuge hat, kommt es zum Tumult. Dann wird geschaut, welcher Adlige am meisten von diesem Material geraubt hat. Er muss alles bis auf ein Plättchen abgeben. Außerdem verliert er noch drei Gefolgsleute, was die Chancen König zu werden, deutlich reduziert.

wartende Adlige

Mit den nun verfügbaren Materialien werden, beginnend mit dem ranghöchsten Adligen, die Statuen errichtet. Die Menge und der Preis richten sich nach dem Ort. Eine Statue im Wald ist preiswert. Im Schloss werden gleich drei errichtet; das kostet aber auch deutlich mehr Materialien. Ich darf mehr Materialien abgeben als ich benötige. Für den Überschuss erhalte ich Gefolgsleute.
Das Territorium ist klein. Gute Plätze sind umkämpft. Meine Bewegungsfreiheit wird durch eine Vorgabe eingeschränkt: Ohne eine benachbarte, eigene Statue dürfen die meisten Gelände nicht genutzt werden und dort, wo es möglich ist, verdoppelt sich der Preis.
Nach dem Aufstellen der Statuen werden die Adelsränge neu bestimmt. Sie werden nach der Anzahl der Gefolgsleute vergeben. Wer am meisten hat, wird König. Er verliert fünf Gefolgsleute, darf dafür aber auch ein oder zwei Statuen errichten. Noch einmal wirft das Volk einen Blick auf die Adligen. Derjenige mit den wenigsten Statuen erhält Volkes Gnade. Mit ihr lässt es sich ein bisschen besser rauben.
Das Spiel endet frühestens nach sechs, spätestens nach zehn Runden. Dies richtet sich nach dem Abstand zwischen dem führenden und dem letzten Spieler. Überschreitet die Differenz an Statuen einen von Runde zu Runde sinkenden Wert, endet das Spiel.

Das Territorium

Wir sind zurück in der Welt der verschrobenen Adligen. Dieses Mal sind sie böse und berauben das Volk um ihre Selbstgefälligkeit zu befriedigen. Dieser ironische Teil der Geschichte wird mit dem Grabbeln nach Materialien und den möglichen Tumulten des Volkes spannend und stimmungsvoll umgesetzt.
Beim Aufstellen der Statuen geht es um Ausbreitung. Eine gute strategische Position ermöglicht den Zugriff auf wertvolle Dörfer und Schlösser. An zwei Stellen im Spiel wird das Gelände vergrößert. Dadurch werden neue Möglichkeiten geschaffen. Der Charakter des Aufstellens ändert sich dadurch nicht.
Die weiteren Spielphasen beinhalten Verwaltungsakte, die ohne Entscheidungsmöglichkeiten abgewickelt werden. Ich empfinde diesen Teil als lästig.

adlige Statuen

Tumult Royal hat in meinen Spielerunden fast durchgängig das gleiche Urteil bekommen: "Kann man spielen, muss man aber nicht." Das trifft auch auf mich zu. Weil es keinen Fürsprecher gibt, fristet das Spiel ein Dasein im Regal.
Das Spiel als Ganzes funktioniert, und die einzelnen Elemente sind gut ineinander verzahnt. Trotzdem stellt sich bei mir kein positives Gefühl ein. Das Spiel ist in seinen Bestandteilen zu unterschiedlich: Das Grabbeln nach Materialien passt für mich nicht zum taktischen Aufstellen der Statuen. Zu der Art und Weise, wie ich an die Materialiengelange, hätte ich gerne eine ebenso lockere und durchaus zufallsbedingte Folgeaktivität. Meine kritische Haltung gegenüber dem Spiel, bedingt durch die Diskrepanz zwischen Fun und Taktikanteil, wird durch die Verwaltungsakte verstärkt.
Ich sehe hier zwei Ansätze, die zu einem Spiel zusammenfügt wurden. Das Ergebnis ist keine Einheit geworden. (wd)

Steckbrief
Tumult Royal
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Klaus Teuber, Benjamin Teuber Kosmos 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 40 Minuten Franz Vohwinkel