Viva JavaViva Java

Ich arbeite in der Computerbranche. Dort ist Kaffee eine Art Nationalgetränk. Ich liebe Kaffee. Ich bin auch Spieler. Ich liebe Spiele. Was kann es Schöneres geben als ein Spiel über Kaffee? Das muss doch mein Spielerherz schneller schlagen lassen! Und nicht nur wegen des Coffeins.
VivaJava heißt das Spiel und die Verpackung sieht nicht nur nach letztem Jahrhundert aus, sondern so, als müssten bis zu dessen Ende erst noch 50 Jahre vergehen. Doch alter Kaffee in neuem Gewande? Schauen wir einfach in die Kaffeepackung hinein. Wir entdecken keine Bohnen, zumindest nicht in Bohnenform. Dafür sehen wir Würfel, weiße Würfel und schwarze Würfel, mit vielen bunten Bohnen. Die Würfeln wir natürlich, und damit es übersichtlich bleibt, schauen wir uns erst einmal die Struktur des Spiels an.

weiße WürfelIn meinem Spielzug nehme ich mir fünf dieser weißen Würfel und werfe sie. Es gibt sechs Bohnenfarben, die beinahe den Zahlen von 1 bis 6 entsprechen. Weil eine Ordnung nur selten benötigt wird und zu Kaffee Bohnen besser passen als Zahlen, sind es eben Bohnen. Nach dem Wurf muss ich akzeptieren, was ich geworfen habe. Anders als in vielen Spielen mit fünf Würfeln gibt es hier zunächst keinen zweiten Wurf. Also werte ich meine Bohnen aus.
Die einfachste Option ist die bunte Mischung. Dafür benötige ich fünf Bohnen in fünf verschiedenen Farben. Ich nehme mir den Bier-, nein, den Kaffeedeckel mit der bunten Mischung und erhalte einen Siegpunkt, die hier Genusspunkte heißen. Liegt der Deckel zu Beginn meines nächsten Spielzugs noch vor mir, erhalte ich je nach Spielerzahl weitere ein oder zwei Genusspunkte. Den Deckel verliere ich, sobald ein anderer Spieler eine bunte Mischung herstellt oder ich auf Qualität setze, also eine beste Bohne herstelle.
Bunte MischungDie beste Bohne ist ähnlich der bunten Mischung, doch kann ich sie nur an Mitspieler verlieren, die eine höhere Qualität herstellen. Die Qualität der besten Bohne ist umso besser, je mehr gleiche Bohnen ich für sie verwende. Bei gleicher Anzahl ist die Farbe ausschlaggebend. Manchmal benötigen die Bohnen eben doch eine Ordnung. Die beste Bohne bringt mir wie die beste Mischung bei der Herstellung einen Genusspunkt und in späteren Runden zwei oder drei. Das ist viel und deshalb wird meine beste Bohne jede Runde um einen Würfel verkleinert. So wird es immer leichter, ihre Qualität zu überbieten. Wenn schließlich meine beste Bohne aus nur noch einem Würfel besteht, ist sie wertlos und ich muss sie einfach weglegen.

Spielweise SanftKann oder möchte ich keinen Kaffee herstellen, so kann ich meine Würfel in die Kaffee-Forschung investieren. Auf einem Notizzettel kreuze ich von einer Farbe so viele Felder an, wie ich Würfel in dieser Farbe geworfen habe. An zwei Stellen sind besondere Felder. Diese geben mir eine Eigenschaft. So darf ich fortan zum Beispiel Würfel noch mal werfen oder um eine Qualitätsstufe erhöhen oder ganz andere Dinge tun. Manche Eigenschaft wird auch nur einmalig ausgelöst. Das zweite Feld erlaubt dann, die Aktion doppelt oder im Falle einer Einmalaktion diese noch mal auszuführen. Schließlich kann das Ende der Leiste erreicht werden. Dann gibt es Genusspunkte, doch entfällt fortan die Eigenschaft.
Sprach ich von schwarzen Würfeln? Wenn ich forsche und wähle die schwarzen Bohnen, notiere ich nichts auf meinem Zettel. Stattdessen erhalte ich für den nächsten Wurf pro schwarze Bohne einen schwarzen Würfel. Mehr Würfel bedeuten in der Regel bessere Würfe. Ich darf aber auch meinen Mitspielern die schwarzen Würfel für ihre beste Bohne anbieten und erhalte so Genusspunkte, wenn die Konkurrenz eine beste Bohne herstellt.

schwarze WürfelVivaJava scheint auf den ersten Blick ein gängiges Würfelspiel zu sein. In seiner Struktur ist es das auch. Was es von anderen Würfelspielen unterscheidet, ist der Erwerb von Eigenschaften. Dies erlaubt eine individuelle Entwicklung, auch wenn der Erhalt zu Beginn des Spiels stark zufallsbedingt ist.
Die Eigenschaften sind dann auch die Stärke von VIvaJava und so gibt es drei Stufen, mit denen gespielt werden kann. Die Einführung geschieht über die Stufe "sanft". Hier sind die Eigenschaften fast durchweg positiv und bringen kaum Interaktion in das Spiel. Dies ändert sich mit der Stufe "würzig". Hier gibt es interaktive Eigenschaften und auch eine sehr negative, die durch eine hohe Genusspunktzahl am Ende der Leiste ihre Attraktivität erhält. Als letzte Stufe gibt es ein flexibles System, bei dem die Eigenschaften zu Beginn des Spiels ausgewählt oder zufällig bestimmt werden.

So schön die Flexibilität in den Eigenschaften ist, so sehr leidet der Spielfluss unter unnötiger Komplexität. Auf manches Regeldetail hätte ohne große Verluste beim Spielgefühl auch verzichtet werden können. So wurden bei uns nur selten die schwarzen Würfel für fremde beste Bohnen angeboten. Ebenso ist die Option, eine beste Bohne freiwillig aufzugeben, nicht nötig. Hier hätte dem Spiel eine Verschlankung der Regeln gut getan. Der größte Hemmschuh allerdings ist die Regel selbst, die ich in Teilen bis zu fünf Mal lesen musste, um den Ablauf des Spiels zu verstehen.
So ergibt sich folgendes Bild: Die Gestaltung des Spiels, vor allem des Covers, spaltet die Spielergemeinschaft. Das Spiel ist in ein einfaches Würfelspiel, welches flexibel gestaltet werden kann und gut spielbar ist. Die Regel hingegen gehört in die Altpapiertonne. Als Ersatz fordere man einen Supporter bei Pegasus an. (wd)

Steckbrief
Viva Java
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
T. C. Petty III Pegasus 1 - 4 Spieler ab 10 Jahre 20 - 40 Minuten Chris Kirkman, Jarek Nocon