Heute wird mein großer Traum wahr. Ich fahre ein Wagenrennen im alten Rom, so wie wir es aus Ben Hur kennen. Ich stehe auf dem Streitwagen, meine Speere liegen oder besser stehen bereit, die Pferde sind so aufgeregt wie ich. Die Menge tobt. Brot und Spiele wurde dem Volk versprochen. Für Brot bin ich nicht zuständig. Ich bin ein Teil der Spiele.
Meine Beziehungen reichten nicht aus, deshalb befindet sich mein Startplatz in der hinteren Reihe. Die Konkurrenten haben freie Fahrt. Vielleicht steht Fortuna mir bei, doch ihre Hilfe benötige ich erst später im Rennen. Noch sehen die Wagen prunkvoll aus und ihre Fahrer frisch. Das wird sich in den nächsten zwei Runden, mehr sind nicht zu fahren, ändern. Die vorderen Wagen preschen los. Die Zuschauer jubeln als die ersten Speere fliegen; Spiel, das heißt hier Blut. Doch was ist das? Statt den Führenden zu attackieren, werfen die folgenden Fahrer Krähenfüße in die Arena und mir vor den Wagen.
Nun fahre ich los. Es gibt drei Spuren, die Innenspur ist kurz, aber in den Kurven gefährlich, die Außenspur ist lang doch kann ich hier in den Kurven schneller fahren, ohne Schaden zu nehmen. Bevor ich fahre, darf ich meinen Wagen reparieren. Dies geht nur mit Fortunas Gunst, die ich über Würfel erhalte, und von der auch sonst meine Geschicke beeinflusst werden. Ist mein Wagen demoliert, verringert sich auch meine Geschwindigkeit. Nun bestimme ich mein Schicksal durch Würfel, deren Anzahl von meiner Geschwindigkeit abhängt, je schneller, desto weniger Würfel. Gefallen mir einige Ergebnisse nicht, so darf ich diese Würfel noch einmal werfen. Weitere Veränderungen sind nur mit Fortunas Hilfe erlaubt. Nun trifft mich mein Schicksal. Zunächst steigt Fortunas Gunst. Die restlichen Ergebnisse beeinflussen meine Fahrt: Peitschen erhöht die Geschwindigkeit kräftig, ruiniert aber den Wagen. Geschwindigkeitsveränderungen und Spurwechsel erlauben mir, meine Fahrt zu planen. Schließlich gibt es Waffen, bei denen ich entscheide, ob ich am Ende meiner Bewegung einen Speer auf einen anderen Fahrer werfe oder lieber einen Krähenfuß während der Fahrt hinten aus dem Wagen in die Arena werfe.
Während der Fahrt muss in die engen Kurven passieren. Fahre ich zu schnell, fällt mein Wagen ein Stück weiter auseinander. Auch wenn ich über einen der anderen Wagen brettere, gibt es Schaden, allerdings für beide. So fahre ich den Führenden hinterher. Es ist eng, ein Überholen kaum möglich. Durch die Krähenfüße der Wagen vor mir, nehme ich Schaden, den ich lieber für eine volle Fahrt in den Kurven genommen hätte. So fahre ich hinterher, entweder langsam und chancenlos oder schnell und dem Tode geweiht.
In der zweiten Runde muss ich auf- und überholen. Ich fahre schneller, der Wagen ist ruiniert. Die Zuschauer, wäre es ein echtes Rennen, wären vielleicht entzückt. So aber schaue ich von Himmel auf das Spielbrett, auf dem die ersten Wagen das Ziel erreichen. Dabei gerät das Rennen ins Stocken. Wer das Ziel erreichen kann, fängt an zu rechnen: Wie weit komme ich ins Ziel oder kann ich den Fahrer vor mir niederfahren oder mit Speeren töten? Irgendwann steht der Sieger fest. Ich indes singe auf meiner Wolke lieber ein Halleluja und warte auf Manna.
Nach so einem Rennen gibt man nicht auf. Ich wurde vom Himmel auf die Erde zurückgeschickt um noch einige Rennen zu fahren. Mit all meiner Erfahrung gelang es mir, vom letzten Startplatz bei fünf Spielern immerhin nur zwei Felder weniger zu fahren als der Sieger. Ohne Zweifel war das eine gute Fahrleistung, doch bildet sich massiv Frust, weil selbst in diesem Rennen die Chance auf den Sieg nie gegeben war. Der Startvorteil ist ohne Kompensation und wenn die ersten Krähenfüße geworfen werden, sind die Spätstarter klar benachteiligt.
Unausgewogene Rennen, sich in die Länge ziehende Finals, Fahrer mit aufgestautem Frust, die Arena blieb nach kurzer Zeit leer. Die Erschwernis mit Steinen wurde nicht mehr ausprobiert, weil ihr Überfahren ein direktes Ausscheiden bedeutet und die ohnehin enge Fahrbahn noch weiter verengt. Auch das Rennen mit unterschiedlichen Wagen wurde bei uns abgesagt. Sie wären vielleicht ein Ausgleich für den Startspielervorteil, weil sie noch empfindlicher sind. Ein Streitwagen ist sogar nicht einmal sinnvoll konstruiert (siehe Box).
Brot und Spiele gab es im alten Rom. Die Wagenbauer haben kein Brot verdient. Die Rennen mit diesen Wagen zeugen von der ersten Autokrise in der Geschichte der Menschheit. Und Spiele? Ein schöner Zeitvertreib und gute Unterhaltung ist das Ergebnis guter Spiele. Hier ist es Zeitverschwendung und Frust, denn es handelt sich um ein Spiel, dass bei mir keinen Platz mehr auf dem Spieletisch bekommt. (wd)
Der schnelle, instabile Wagen Der Wagen, auf den ich referenziere hat 10 Konstruktionspunkte und 14 als maximale Geschwindigkeit. Aufgrund der Konstruktionspunkte hat er vor dem Würfelwurf höchstens eine Geschwindigkeit von 10. Sie erlaubt es mir, drei Würfel zu nutzen. Um auf 14 zu kommen, benötige ich entweder zwei Beschleuniger und einmal Peitschen oder alternativ zweimal Peitschen. Im ersten, dem günstigeren Fall, nehme ich einen Schaden. |
Steckbrief Chariot Race |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Matt Leacock | Pegasus | 2 - 6 Spieler | ab 8 Jahre | 30 - 40 Minuten | Jarek Nocon |