Mit Love Letter und Beasty Bar kamen in letzter Zeit Spiele heraus, die mit wenigen, aufwendig illustrierten Karten, die verschiedene "Rollen" vorgeben, ein flottes Spielerlebnis boten. Auch Mit List und Tücke ist ein solches Spiel.
20 durchnummerierte Charakterkarten sind in zwei, durch ihre Rückseiten unterscheidbare Gruppen geteilt. Von jeder Art liegen zwei verdeckt in der Mitte. Neben ihnen liegen die begehrten gelben, grünen oder blauen Einflusspunkte.
Mit Hilfe der Charaktere, wetteifern wir um magischen, königlichen und kirchlichen Einfluss. Gespielt werden vier Durchgänge, die wie folgt ablaufen:
Jeder Spieler erhält zwei helle Karten und gibt eine an seinen linken Nachbarn, danach geht eine von zwei dunklen Karten nach rechts.
Reihum spielt jeder seine Karte auf den eigenen Ablagestapel.
Die Charaktere haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten. Einige geben, wenn sie den Durchgang überleben, Einflusspunkte. Andere beseitigen bestimmte, schon ausliegende Charaktere. Weitere beseitigen Charaktere, wenn diese gespielt werden solange der Beseitiger noch oben auf dem Stapel liegt.
Auch der Tausch von Handkarten mit Mitspielern oder der Tischmitte kann forciert werden. Haben alle ihre Karte gespielt, wird derjenige, der die höchste Karte gespielt hat, Startspieler der nächsten Runde. Dabei ist zu beachten, dass das Beseitigen von Charakteren effektiver ist, je später es im Durchgang geschieht, denn nicht nur der oben Liegende wird beseitigt, sondern auch alle in dem Durchgang bis zu diesem Zeitpunkt gespielten, die unter dem Opfer liegen.
Sind alle Karten gespielt, bekommt jeder die Ehrenpunkte seiner Überlebenden, aber nur, wenn noch welche in der Mitte liegen. Dabei darf sich der neue Startspieler als erster bedienen. Die Karten werden neu gemischt und wie gehabt für den nächsten Durchgang verteilt.
Als Schlusswertung werden dann die in der Mitte übrig gebliebenen Einflusspunkte einer Art mit den eigenen multipliziert und aufaddiert; jeder direkt beseitigte Charakter gibt einen weiteren Punkt. Dann steht der Sieger fest.
Die Crux bei der Sache habe ich schon angedeutet. Es kann passieren, dass zum Schluss keine Punkte in der Mitte mehr übrig sind. Dann sind die gesammelten Punkte in dieser Farbe wertlos. So heißt es nicht nur das Überleben, sondern das Beseitigen von Konkurrenz ist dringend notwendig.
Durch die vielfältigen Aktionen der Charaktere ist eine kräftige Einstiegshürde vorhanden. Beim ersten Spiel fragt man ständig, was dieser oder jener Charakter bewirkt. So sind die beiden Übersichtskarten, wer wen beseitigt und wer Punkte holen kann in den ersten Spielen unverzichtbar. Hat man sich erst in das Spiel hineingefunden, wird es zu einem großen Vergnügen, denn den Wert einiger Charaktere lernt man erst mit mehreren Spielen kennen. So fällt einem anfangs die Entscheidung leicht, welche Karte man weggeben will, doch oft genug wünscht man sie sich zurück, wenn man deren Mächtigkeit erkannt hat.
Ich mag das Spiel gern. Hat man die Mechanik erst verstanden, genießt man es, in die höfische Welt einzutauchen, in der König und Königin sich nicht treffen wollen, die Giftmischerin etwas gegen Bischof und Abt hat, und nur die Heilige und der Scharfrichter nicht beseitigt werden können.
Mit List und Tücke trägt seinen Namen zurecht. Man muss listig seine Karten nutzen, und tückisch die gegnerischen Charaktere um die Ecke bringen. Schont man jemanden, so kann man sicher sein, dass sich dies meist rächt. Nur beseitigte gegnerische Charaktere sind gute Charaktere. Auf in die nächste Runde. (bd)
Steckbrief Mit List und Tücke |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Michael Rieneck | Kosmos | 3 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 30 Minuten | Imelda Vohwinkel, Franz Vohwinkel |