Zeus wünscht sich menschlichen Besuch auf dem Olymp. Das wäre etwas für mich. Wie das so bei Göttern ist, hat die Sache nicht nur einen, sondern zwei Haken. Sie sorgen für Konkurrenz und stellen mit Leidenschaft Aufgaben. Kann mich das Schrecken? Natürlich nicht! Wir, das sind meine Konkurrenten und ich, nehmen unsere Segelboote, lassen uns von Zeus die zwölf Aufgaben geben und schippern los. So ganz einfach geht das nicht. Weil wir ein wenig abergläubisch sind, befragen wir vor unserer Reise das Orakel. Dieses antwortet mit drei Farben auf sechsseitigen Objekten. Eine klare Aussage ist das nicht, interpretieren dürfen wir das Ergebnis selbst. Beim Segeln ist das noch recht einfach. Die Ägäis besteht aus farbig markierten Sechsecken. Unsere Reise muss auf einer der vom Orakel vorhergesagten Farben enden und weil unser Segelschiff nicht so schnell ist, endet die Fahrt bereits nach wenigen, sprich drei, Sechsecken.
Wir segeln, um Zeus Aufgaben zu erfüllen. Manch kleine Insel lädt dazu ein, einen Tempel zu errichten. Leider ist vorher nicht bekannt, welcher Tempel hier von den Göttern erwünscht ist. Als Entdecker benötigen wir vom Orakel die Farbe der Insel. Entdecken wir einen Bauplatz für einen eigenen Tempel, errichten wir ihn und haben eine Aufgabe erfüllt. Das stimmt die Götter gnädig und bringt uns ihrer mächtigen Göttertat ein Stück nähert. Bei fremden Tempeln gibt es diverse andere Belohnungen, weil wir einem Konkurrenten geholfen haben.
Weiter geht's! Wir segeln zu den Städten und laden dort farbige Statuen ein. Was wir dazu benötigen, erzähle ich nicht mehr, aber man braucht es auch zum Ausladen. Der Platz dafür kann durchaus am anderen Ende der Welt sein. Wieder ist eine Aufgabe erfüllt, doch dieses Mal bringt sie uns einen Begleiter, der uns mit seinen Vorzügen unterstützt.
Ähnlich ist es mit den Opfergaben. Abholen und zum gleichfarbigen Tempel bringen. Das bringt uns die Gunst der Götter. Die nehmen wir gern entgegen, denn Götter sind mächtiger als das Orakel. Meinen wir, das Orakel hat sich geirrt, können wir die Vorhersage des Orakels mit der Gunst der Götter umfärben.
Als weitere Aufgabe müssen wir Monster besiegen. Ob Zyklop oder Medusa, jedes Monster hat seine Farbe. Das Schicksal über den Sieg legen wir in die Hand eines Würfels und wenn es uns nicht hold ist, können wir die Gunst der Götter für eine Wiederholung nutzen. Das Monster hat solche Vorteile nicht. Es erschöpft sich und wird immer schwächer. Nach dem Sieg finden wir bei dem Monster einen Schatz. Das ist hilfreiche Ausrüstung für die weitere Fahrt in der Ägäis.
Von jeder Art Aufgabe sind drei zu erfüllen. Danach heißt es, zu Zeus zurückzukehren und ihm von den heroischen Taten zu erzählen. Das wären alles so einfach, würden uns nicht ständig die Titanen angreifen. So heißt es manches Mal, eine Pause einlegen und Wunden lecken.
Ja, meine Lieben, wie ihr seht, begeben wir uns auf eine abenteuerliche Reise. Wir sind vor Zufälligkeiten wahrlich nicht geschützt. Das macht aber nicht, denn einerseits können wir den Zufall ein wenig beeinflussen und andererseits kommt er so oft, da wird er schon mal für und mal gegen uns sein.
Vieles hängt davon ab, ob wir den richtigen Weg finden. Er muss kurz sein, doch die lieben Konkurrenten schlafen nicht und können uns manch guter Option berauben. Das passiert jedoch immer in der Ägäis, niemals auf unserem Schiff. Apropos Schiff: Jedes Schiff hat seine ganz eigene Ausstattung. So hat jeder seinen individuellen Vorteil. Meiner Meinung nach sind die Schiffe alle gleich gut für das Abenteuer geeignet. Es liegt am Kapitän, den Vorteil richtig zu nutzen, denn dann ist di Chance, erfolgreich zu sein, größer.
Die Fahrten der Schiffe laufen nicht immer rund, das Spiel schon. Gut durchdacht sind die Organisation, die Ablage, das Material und ganz wichtig, der Ablauf. Die Befragung des Orakels findet am Ende eines Spielzugs statt. Damit können die Züge der Mitspieler genutzt werden, um die eigene Weiterfahrt zu planen. Weil Interaktion ausschließlich über den Spielplan stattfindet, lässt sich der geplante Spielzug in den weitaus meisten Fällen auch umsetzen. So wird Downtime vermieden.
Es ist eine abenteuerliche Fahrt. Sie unterhält, sie ist kurzweilig, sie erfordert Konzentration. Ist die einzige Hürde, die Vielfalt der Aktionen kennen zu lernen, überwunden, spielt es sich angenehm leicht. Mit der Menge der Regeln richtet es sich dabei ausschließlich an erfahrene Spieler. Diese werden gut bedient, wenn sie ein taktisches Spiel suchen und auf eine Planung bis ins letzte Detail verzichten können.
Wohin die Reise geht, weiß ich nicht genau. Der erste Eindruck ist positiv, auch weil es sich in jeder Besetzung gut spielen lässt. Das Weitere werde ich sehen, oder ich befrage vorab das Orakel. (wd)
Steckbrief Das Orakel von Delphi |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Feld | Hall Games | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | 60 - 100 Minuten | Dennis Lohausen |