Die baden-württembergische Stadt Ulm ist weit über die Landesgrenze bekannt, weil ihr Münster den höchsten Kirchturm der Welt besitzt. Auch im Spiel, das nach dieser Stadt benannt ist, spielt das Münster eine Rolle, doch beginnt alles auf dem Platz davor, dem Münsterplatz.
Bevor wir auf den Münsterplatz schauen, verschaffen wir uns einen Überblick über Ulm. Wir fahren mit unserer Zille, einem typischen Ulmer Boot, die Donau entlang. Wir sehen dort acht verschiedene Stadtviertel, in denen wir unseren Einfluss geltend machen können. Über Karten können wir das Münster aufbauen, Handel treiben und allerlei andere Aktionen zum eigenen und zum Wohl der Stadt Ulm durchführen.
Zurück zum Münsterplatz. Das Pflaster dort besteht aus neun Aktionssteinen, auf denen bis zu fünf verschiedene Aktionen sichtbar sind. In jedem der zehn Runden ziehe ich einen solchen Aktionsstein aus einem Beutel und schiebe ihn auf den Platz. Damit stehen meine drei Aktionen fest: Die auf dem hineingeschobenen Stein sowie die Aktionen auf den ersten beiden der geschobenen Reihe. Der letzte Aktionsstein hat den Münsterplatz verlassen und spielt für meine Aktionen keine Rolle mehr.
Drei der fünf Aktionen sind einfach. Zwei bringen mir Ressourcen, entweder eine Münze oder ein bis drei herausgeschobene Aktionssteine. Die dritte bewegt meine Zille auf der Donau vorwärts. Die beiden anderen Aktionen verbrauchen die Ressourcen und ebnen mir dabei den Weg zu Siegpunkten.
Die Kartenaktion kostet zwei Aktionssteine und bringt mir eine Karte. Zahle ich mit zwei gleichen Aktionssteinen, wähle ich sie aus zwei Karten aus, ansonsten bekomme ich eine zufällige. Pro Runde darf ich eine Karte spielen. Entweder löse ich dabei den Soforteffekt aus, der oftmals einen weiteren Aktionsstein kostet, oder ich bewahre die Karte bis zum Spielende auf, weil sie mir dann Siegpunkte, für bestimmte Situationen gibt, z. B. für die Errichtung des Münsters.
Die Siegelaktion kostet zwei Münzen und erlaubt mir, mein Siegel in eines der beiden Stadtviertel entlang des Donauufers zu setzen. Jedes Stadtviertel bietet seinen eigenen Vorteil: Wappen bringen Siegpunkte, wenn in dem entsprechendem Viertel gebaut wird, Nachkommen geben Spielvorteile, es gibt Karten und Plättchen, Münzen und Schiffsbewegungen.
Zum Wappen gibt es eine Besonderheit. Zusätzlich bekommt der Spieler eine Markierung am Münsterplatz. Wenn nun eine bestimmte Reihe geschoben wird, erhält der Spieler einen Ulmer Spatzen. Dieser ermöglicht es, den aus dem Beutel gezogenen Aktionsstein gegen einen in der offenen Auslage zu tauschen. Außerdem gibt jeder Spatz bei Spielende einen Punkt. Neben diesen Punkten und denen aus den ausgelegten Karten gibt es in der Schlusswertung noch Punkte für die Fahrt auf der Donau.
Ulm erscheint zunächst einfach zu spielen. Die Aktionen sind leicht verständlich und ebenso der Mechanismus, wie ich an sie komme. Einzig die Vorteile der einzelnen Stadtviertel wollen gelernt werden. Hier helfen schnell die Icons, die unmissverständlich klarmachen, welcher Vorteil geboten wird.
Mit den ersten Zügen stellt Ulm die Spieler vor Entscheidungen. Selten gibt es die Traumkombinationen an Aktionen und so heißt es oft, Prioritäten zu setzen. Weil die Spatzen hier eine zusätzliche Einflussnahme verschaffen, gibt es ausreichend Möglichkeiten. Sie geben dem Spieler ein Gefühl, sein Schicksal selbst in der Hand zu haben. Kennt ein Spieler seine Prioritäten, nehmen seine Überlegungen nur wenig Zeit in Anspruch.
Gleiches gilt für die anderen Herausforderungen. Für die Siegelaktionen stellt sich immer die Frage, wann ich auf der Donau fahre. Nur so erreiche ich neue Stadtviertel. Gleichzeitig gibt es kein Zurück, die Fahrt ist endgültig. Viel stärker wiegt das Abwägen bei den Karten. Die Zahl, die ein Spieler im Laufe eines Spiels erwirbt, ist nicht hoch. Deshalb ist genau abzuwägen, ob der Sofortbonus oder die späteren Siegpunkte mehr von Vorteil sind.
Bei den Karten kann zusätzlich ein Risiko eingegangen werden. Kartensets bringen am Ende viele Punkte, wenn sie vollständig sind. Einzelne Karte sind deutlich weniger wert. Auch hier stellt das Spiel Hilfsmittel bereit, zum Erfolg zu kommen und erneut entscheidet der Spieler, welchen Weg er geht.
Ulm sammelt für mich weitere Pluspunkte. Ein kleiner Mechanismus, der optional ist, verändert jede Runde ein bisschen. Damit werden die Spieler einerseits ein wenig geführt und andererseits verlaufen die Partien damit stets anders. Ebenso positiv ist es, dass zahlreiche Taktiken erfolgreich waren: Viele Wappen ebenso wie viele Karten und auch ein Vorpreschen auf der Donau. Der positive Eindruck wird durch Grafik und Material verwollständigt. Wirkt die Stadtdarstellung beim ersten Spiel noch leicht unübersichtlich, trägt sie später zur Atmosphäre bei.
Mit rund einer Stunde Spieldauer hat das Spiel eine angenehme Länge. Die ersten Runden sind ein Auftakt. Es folgt ein Mittelspiel und der Höhepunkt. Die letzte Runde ist dann ein kleines Nachspiel, die für so manchen Spieler noch eine Überraschung bereithält.
Die verschiedenen Taktiken generieren stark unterschiedliche Siegpunkte im Spiel und bei der Schlusswertung. So bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten; der Sieger steht erst mit der Schlusswertung fest. Sieger sind vor allem Spieler wie ich, die viel Freude an dem Spiel haben. Sieger ist auch das Spiel selbst, weil es sich schnell in mein Herz gespielt hat. (wd)
Steckbrief Ulm |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Günter Burkhardt | Huch & Friends | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 60 Minuten | Michael Menzel |