Bunny Kingdom, das Königreich der Kaninchen. Im ersten Moment war ich verdutzt, denn wer bringt süße kleine Kaninchen mit Herrschaft und Eroberung in Verbindung. Doch dann dachte ich an den Roman Unten am Fluss /Watership down der in der Welt der Mümmelmänner spielte. Auch in diesem erobern Kaninchen ein neues Gebiet.
Der Spiel-Mechanismus, das Drafting, ist ganz einfach. Ich bekomme, abhängig von der Spielerzahl zehn oder zwölf Karten, wähle zwei davon aus und spiele sie. Den Rest gebe ich an den nächsten Spieler weiter. So wird fortgefahren, bis alle Karten verteilt wurden.
Das zu erobernde Land ist in zehn mal zehn Gebiete eingeteilt, die aus herrenlosen, kleinen Städten, Karottenfeldern, Wäldern, Gewässern voller Fische, Ebenen und Gebirge bestehen. Im Spiel geht es nun darum, dass in zehn mal zehn Felder eingeteilte Land in Besitz zu nehmen. Diese 100 Gebiete finden wir mit ihren Koordinaten auf Gebietskarten. Wählt man eine solche Karte, setzt man sofort eine eigene Figur auf das zugehörige Feld; man erobert es. Zusammenhängende Gebiete eines Spielers bilden Lehensgüter.
Auf Bauwerkkarten findet man kleine mittlere und große Städte, die auf erobertem Gebiet erbaut werden können, Bauernhöfe, die Grundgüter Fisch, Holz oder Karotten produzieren. Es gibt auch Bauernhöfe für Spezialgüter, die einen bestimmten Untergrund -meist Gebirge- verlangen. Mit Riesentürmen kann man zwei Lehensgüter vereinen. Lager erlauben, ein unbesetztes Gebiet zu okkupieren, bis die entsprechend Koordinate gespielt wird, und das Lager verschwinden muss. Bauwerkkarten werden mit dem dazugehörigen Zusatzmaterial bis zum Ende der Draftingrunde offen vor uns abgelegt.
Schriftrollen zeigen Aufträge, deren Erfüllung goldene Karotten bringt oder Schätze, die einfach Karotten bringen, Diese Karten legt man verdeckt bis zum Spielende beiseite.
Ist eine Draftingrunde beendet, kann man seine Gebäude bauen. Danach kommt es zur Wertung. Für jedes Lehensgut wird die Anzahl der verschiedenen Ressourcen mit der Stärke der im Lehensgut vorhandenen Städte multipliziert.
Dann werden neue Karten ausgeteilt und die nächste Runde beginnt. Nach der vierten Runde werden noch die Schriftrollen ausgewertet, und der Sieger steht fest.
Das Cover und die lustigen Häschen lassen vermuten, dass Bunny Kingdom ein lockeres leichtes Spiel ist, doch dies ist weit gefehlt. Neben den schon gesetzten Häschen müssen auch alle schon gewählten Schriftrollen in die Überlegungen einbezogen werden. Die Koordinaten und auch die Texte auf den Rollenkarten sind sehr genau beachten. Leider sind einige dieser Eollenkarten nicht eindeutig zu verstehen.
Die Spannung im Spiel steigt von Runde zu Runde. Während in den ersten Runde die Auswahl der Karten recht willkürlich stattfindet- man behält oft lieber die Bauwerkkarten- werden die Gebiete von Runde zu Runde bedeutungsvoller, da durch die Schriftrollen oft bestimmte Konstellationen erforderlich sind. So kann in der letzten Runde eine Koordinatenkarte, die man ausspielen muss, einen eigentlich guten Aufbau vernichten, weil verbunden wird, was nicht verbunden werden sollte.
Kaninchen fressen gern Salat, und hier gibt es einen Karotten- bzw. Punktesalat. Ein großer Teil der Punkte wird in den Runden erwirtschaftet, doch Rollenkarten bringen, wenn das richtige erobert wurde genauso viele Punkte. Einige Beispiele für Rollenkarten will ich hier zeigen:
Sie sind bei weitem nicht gleichwertig, wollen es wohl auch nicht sein. So finde ich manche Schriftrolle, die für schwach gehalten wird, bei den letzten beiden Karten, die ich dann spielen muss. Im Normalfall spielt jeder für sich, doch auch ein Blick in die Landschaften der Mitspieler sollte nichtvergessen werden, um grandiose Vorlagen zu verhindern.
In unseren Spielen haben sowohl ergiebige Lehensgüter, bei denen der Besitzer wenige Rollen besaß, als auch wenige aber auf die Rollen abgestimmte Lehensgüter, gewonnen. Auch nach einigen Spielen finden wir keine benennbaren Strategien oder Taktiken. Gutes Kombinieren und die notwendige Portion Kartenglück bringen den Sieg. Je weiter das Spiel fortschreitet, desto mehr Spannung kommt auf: Bekomme ich meine Wunschkoordinate,-bekommt sie ein anderer, oder ist sie gar nicht im Spiel? Ist das letzte der Fall, kann ich vielleicht noch mein Lager einsetzen.
Die Vielseitigkeit der Rollen ist enorm. So konnten wir beim ersten Spiel unbedarft losspielen, und uns von den Rollen, die wir auf die Hand bekamen, überraschen lassen. Geht man mit dem Wissen über sie an das Spiel heran, erwarten einen ein kurzweiliges fröhliches Spiel, das mir zu dritt am besten gefällt. (bd)
Steckbrief Bunny Kingdom |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Richard Garfield | iello | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 45 Minuten | Paul Mafayon |