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Die globale Erwärmung hat stattgefunden. Unsere Heimatstadt ist untergegangen. Wir leben in Gebäuden, die auf den versunkenen Häusern errichtet wurden. The Colony nennt sich unser Lebensraum. Was wir benötigen, beziehen wir aus dem Meer. Meine Aufgabe und die meiner Mitspieler besteht darin, Taucher in die richtigen Ebenen der früheren Stadt zu schicken. Dort bergen sie die lebensnotwendigen Güter, mit denen ich die Aufträge von The Colony erfülle.

Meine Taucher bilden eine Kette in die Tiefe. Drei befinden sich über Wasser, fünf unter. In den unteren vier Ebenen wurde jeweils schon ein Rohstoff geborgen: Tech, Pflanzen, Treibstoff, Metall. Der Hacker hat den Zugang zu jeder Ebene geöffnet und noch einen zusätzlichen Code beschafft, mit dem eine beliebige Ebene betreten werden kann. Auch die Sponsoren stehen bereit, einer für jede Ebene.
Ich entscheide, in welche Ebene mein Taucher eindringt. Der entsprechende Sponsor lässt mir seine Unterstützung zukommen, bevor der Taucher, der sich in der Ebene befindet, aktiv wird. Jeder ist ein Spezialist, der genau seine Aufgabe verrichtet: Vier Taucher besorgen jeweils einen der Rohstoffe. Sie arbeiten ohne Bezahlung, ebenso die Händlerin, die am Markt agiert. Die anderen drei Spezialisten verlangen eine Bezahlung für ihre Dienstleistung, z. B. verbessern sie die Möglichkeiten des Hackers oder engagieren einen Taucher der Mitspieler. Abschließend verschließt sich der Zugang zu der Ebene, bis der Hacker sie wieder öffnen kann, während der Taucher sich Luft verschaffen muss und auftaucht.

Einfach ist das Leben in The Colony nicht. Das liegt an den vielen Einflussmöglichkeiten, von denen eine auch die anderen Spieler betrifft: Wenn ich eine Ebene mit dem Sonderzugang öffne, rotieren die Sponsoren über die Ebenen. Ich bekomme eine andere Unterstützung. Das kann ein Credit sein, eine Batterie oder auch eine bessere Ausrüstung für einen Taucher. Die Taucher, die Rohstoffe bergen, bringen nun noch einen Zusatz mit, während ich bei den anderen finanzielle Vorteile habe. Bevor ein Taucher aktiv wird, kann der Mechaniker einen Taucher mit Hilfe eines kleinen batteriebetriebenen Motors steigen oder sinken lassen. So gelangt ein anderer Spezialist in die gewählte Ebene. Zuletzt kann ein Taucher auch nach seiner Aktivität unter Wasser bleiben: Dazu wird ebenfalls Energie benötigt.
Sobald die Rohstoffe für einen Auftrag in einer Ebene gesammelt wurden, kann ein Auftrag erfüllt werden. Einige verlangen eine exakte Kombination aus Rohstoffen, andere geben nur die Anzahl an Rohstoffen und Sorten vor, nicht aber die exakte Zusammenstellung. Jeder erfüllte Auftrag gibt Siegpunkte. Nach der Runde, in der ein Spieler 18 Siegpunkte oder mehr besitzt, endet das Spiel.

Tauchen, abtauchen in die Fluten des Meeres, eintauchen in eine Spielewelt: Hier treffen sich Thema und Mechanik auf wundervolle Weise. Die Mechanik ist in ihren Grundzügen einfach, klar und leicht verständlich. Die Taucher, die nach und nach in die Tiefen vordringen und nach getaner Arbeit wieder auftauchen, veranschaulichen ein System der wechselnden Konstellationen. Fortlaufend ändern sich die Zuordnungen von Tauchern und Sponsoren zu den Ebenen.

Dabei hat ein Spieler neben der Wahl der Ebene genau drei Einflussmöglichkeiten: Mit dem Mechaniker einen Taucher bewegen, und mit einer Batterie den Taucher nach getaner Arbeit unter Wasser belassen oder den Sonderzugang nutzen, weil dies gleichzeitig eine neue Zuordnung der Sponsoren zu den Ebenen bewirkt. Einigen Spielern gelingt der Zugang zum Spiel sofort, manchen erst nach ein paar Spielen. Dies liegt an der ungewöhnlichen Spielmechanik, die zusammen mit dem Thema einen Großteil des Reizes ausmacht.
Deshalb genügt es auch, dass nur an drei Stellen eine Interaktion mit den Mitspielern möglich ist. Eine neue Zuordnung der Sponsoren betrifft alle Spieler. Wenn sie einen guten Plan zerstört wird sie verflucht. Kommt sie hingegen gelegen, wird der jetzt mögliche Spielzug mit stiller Freude ausgeführt. Ein weitere aktives Element sind die öffentlichen Aufträge. Es ist nicht einfach, die Rohstoffe für deren Erfüllung auf einer Ebene zu sammeln und daher ist es wichtig, den anvisierten Auftrag auch zu bekommen. Alternativ kann ein Spieler sich über den Spion auch Privataufträge besorgen. Der Spion ist dann auch das dritte interaktive Element. Mit ihm kann ich einen Taucher eines Mitspielers aktivieren. Da dies aber keine Veränderung beim Mitspieler bewirkt, ist dies lediglich eine Option bei der ich auf die anderen Spieler blicken muss.

Otys bietet nicht nur eine andere Welt, sondern auch ein anderes Spielerlebnis. Es richtet sich klar an erfahrene Spieler, die hier eine machbare Herausforderung finden. Ich mag Otys wegen seiner Andersartigkeit, seiner Gradlinigkeit und weil es hohe Anforderungen an meine grauen Zellen stellt, ohne sie jedoch zu überfordern. (wd)

Steckbrief
Otys
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Claude Lucchini Pearl Games / Libellud 2 - 4 Spieler ab 14 Jahre ca. 60 Minuten Paul Mafayon