Die Städte von SplendorDie Städte von Splendor

Splendor ist von seinem Ablauf her sehr einfach, von seinen Entscheidungen herausfordernd. Ein solches Spiel stellt den Autor vor Probleme, wenn es Erweiterungen geben soll. Sie dürfen einerseits die simple Struktur des Spiels nicht verletzen und sollen andererseits eine Veränderung mit sich bringen. Wie erfülllen die Städte von Splendor diese beiden widersprüchlich klingenden Anforderungen?

Bevor ich auf die Erweiterungen eingehe, fasse ich den Ablauf von Splendor einmal zusammen. Weitere Details bietet meine Rezension. In Splendor können wir auf zwei Arten Edelsteine nehmen, die in Form großer Casino-Chips im Spiel enthalten sind. Es gibt sie in fünf Farben. Mit den Edelsteinen kaufen wir Karten, die in drei Kategorien eingeteilt sind. Jede Karte bringt uns einen Bonus in einer Farbe, der zukünftige Käufe verbilligt, sowie in vielen Fällen Siegpunkte. Sind Boni in gewissen Mindestmengen vorhanden, erhält der Spieler zusätzlich noch einen Adligen, die gleichbedeutend mit Siegpunkte sind. Als taktische Möglichkeit kann man sich bis zu drei Karten reservieren und erhält dabei einen Joker-Edelstein. Das Spiel endet nach der Runde, in der ein Spieler 15 Siegpunkte erreicht.

Für dieses einfache Konzept stellen die Städte von Splendor vier kleine Erweiterungen bereit. Während bei vielen Spielen solche Erweiterungen kombinierbar sind, ist dies hier nicht der Fall. Dadurch bleiben die Regeln und der Ablauf überschaubar; die einfache Struktur bleibt erhalten. Schauen wir uns die Erweiterungen an.

Die Städte, die der Erweiterung den Namen gaben, zeigen Kombinationen aus Siegpunkten und Boni. Das Spielziel verändert sich: Es gilt, eine Stadt zu errichten, indem ich die Siegpunkte und Boni dafür besitze. Je höher die Siegpunktzahl einer Stadt, desto weniger Boni erfordert sie. Die Adligen, die bisher Ansporn für bestimmte Boni waren, verzichten hier auf ihren Auftritt.
Die Städte sind eine schöne Variante, die eine kleine Abwechslung bietet. Das Spielgefühl bleibt unverändert, die Spieldauer ebenso. Es ist der Eintritt in die Welt der Splendor-Varianten.

Mit dem Handelsposten begeben wir uns thematisch auf die Seereise nach Indien. Fünf Privilegien warten auf uns. Sie werden gewährt, wenn wir eine bestimmte Anzahl an Boni gesammelt haben. Ein Beispiel: Wenn ich mindestens drei rote und einen weißen Bonus besitze, darf ich mir nach dem Kauf einer Karte noch einen Chip nehmen. Da es nicht nur Privilegien mit Spielvorteilen gibt, sondern zwei auch Siegpunkte bringen, ermöglichen die Privilegien unterschiedliche Strategien.
Die Einführung der Privilegien beschleunigt das Spiel. Die Spieler bekommen unterschiedliche Möglichkeiten. Es ist nicht mehr so leicht abzuschätzen, wer dem Spielziel am nächsten ist. Außerdem gibt es ein bisschen Emotionalität: Die Freude, was ich erreicht habe und nun kann, gepaart mit dem Neid, was die anderen dürfen und ich nicht.

Nachdem wir unsere Privilegien in Indien genutzt haben, besuchen wir auf em Rückweg einen orientalischen Basar. Dort sind völlig neue Karten zu kaufen. So gibt es Karten, die einen frei wählbaren oder einen doppelten Bonus bieten, die zwei Joker-Edelsteine darstellen und auch welche, bei der man Boni in Siegpunkte umtauscht.
Auch der Orient beschleunigt das Spiel. Hier gibt es keinen Zusatz wie die Privilegien, sondern Alternativen. Mit dem Orient wird gerade bei großer Besetzung eine höhere Planbarkeit erreicht, weil anteilig weniger Karten von den Mitspielern gekauft werden.

Als vierte und damit letzte Erweiterung gibt es die Festungen, von denen jeder Spieler drei besitzt. Kauft ein Spieler eine Karte, kann er eine Festung auf eine Karte (ohne fremde Festung) setzen oder eine Festung des Mitspielers abreißen. Solange eine Festung auf einer Karte steht, darf nur der Besitzer die Karte kaufen. Befinden sich die drei Festungen eines Spielers auf einer Karte, darf er diese Karte zusätzlich zu seiner normalen Aktion kaufen.
Die Festungen sind eine Erweiterung, die Möglichkeiten schafft, Mitspieler zu behindern. Die Spieldauer wird dabei spürbar erhöht. Diese Erweiterung ändert den Charakter des friedlichen Splendors deutlich und betont den kompetitiven Charakter des Spiels.

Die vier Erweiterungen sind gut aufeinander abgestimmt. Die Städte holen die Spieler ab, weil sie nur wenig Veränderungen bringen. Zwei Erweiterungen mit konstruktiven Elementen geben den Freunden von Splendor das, was sie erwarten: Abwechslung unter Beibehaltung des Spielgefühls. Mit der letzten Variante, die einen eher destruktiven Charakter hat, zeigt Splendor ein anderes Gesicht. Die Spieler bekommen hier eine echte Alternative. Ich als großer Splendor-Fan empfinde die Zusammenstellung der Erweiterungen als sehr gelungen. (wd)

Steckbrief
Die Städte von Splendor
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Marc André Space Cowboys 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre ca. 30 Minuten Pascal Quidault