YamataiYamatai

Yamatai ist ein Zusammenschluss von 32 Inseln, der von Königin Himiko geführt wurde. Es gibt Vermutungen, dass es die Keimzelle des heutigen Japans, die sich Yamato nennt, sein könnte. Hier ist der Inhalt des Spiels die Errichtung einer Hauptstadt für Yamatai. Diese führt zu einem Wettstreit der Baumeister, die das meiste Prestige bei ihrer Königin haben möchten. Ich als Baumeister heure dazu Flotten an, deren Schiffe auf den Wasserwegen zwischen den Inseln Handelsrouten bilden. Für jedes Schiff bekomme ich ein Kulturplättchen von einer Insel oder errichte ein Gebäude auf einer Insel. Die Kulturplättchen sind die Währung, mit der ich Experten anheuere. Die Gebäude bringen mir Prestige bei Königin Himiko und mich so dem Sieg näher.

Schauen wir uns das ganze im Detail an. Die Flotten tragen Nummern von 1 bis 10. Je niedriger die Nummer ist, desto weniger Schiffe umfasst ein Flotte und desto weniger mächtig ist seine Funktion. Gleichzeitig bestimmen die Nummern die Spielreihenfolge in der nächsten Runde. Mit einer niedrigen Nummer werde ich früher am Zug sein und mehr Auswahl vorfinden, denn zu Beginn einer Runde stehen immer fünf Flotten zur Verfügung.
Nachdem ich eine Flotte gewählt habe, bekomme ich Schiffe. Die Farbe repräsentier die Ware, die das Schiff transportiert. Nach Bedarf darf ich ein Schiff an- oder verkaufen. Der Wert richtet sich nach der Ware. Nur Schiffe, deren Ladung aus Gold besteht, können nicht erworben werden.
Mit den Schiffen baue ich die Handelsrouten aus. Zu Beginn des Spiels gibt es fünf Startpunkte. Möchte ich später eine Route fortsetzen, muss mein Schiff dieselbe Ware geladen haben, wie das letzte auf der Route. Weitere Schiffe dürfen dann eine beliebige Ladung enthalten. Nun muss ich mich entscheiden: Entweder nehme ich für jedes Schiff ein Kulturplättchen von einer zu ihm benachbarten Insel oder ich baue ein Gebäude. Habe ich nicht alle Schiffe eingesetzt, kommt eines der überzähligen in den meinen Hafen und kann in einer der folgenden Runden genutzt werden. Weiter Schiffe müssen in das Dock. Dort bringen sie bei Spielende Minuspunkte.

Ein Gebäude wird auf einer leeren Insel errichtet. Wie bei den Flotten stehen auch hier fünf Stück zur Verfügung. Um ein Gebäude zu bauen, müssen um die Insel herum Schiffe mit den benötigten Waren liegen und mindestens eines davon muss diese Runde dort von mir platziert worden sein. Ich erhalte die Blaupause, die das errungene Prestige ausweist. Baue ich ein Standardgebäude, erhalte ich noch Geld, wenn ich einen Verbund aus mindestens zwei eigenen errichte. Ein Torii oder ein Palast bringen mehr Prestige, dafür kann jeder einen zusätzlichen Prestigepunkt erhalten, wenn er ein Standardgebäude auf einer Nachbarinsel errichtet.
Zuletzt kann ich noch einen Experten engagieren. Bezahlt werden sie mit zwei gleichen oder drei verschiedenen Kulturplättchen. Ein Experte bringt einerseits Prestige und andererseits bietet er eine Funktion. Einige ermöglichen den Erwerb oder Tausch von Goldschiffen, andere bieten einen Gegenwert für Kulturplättchen und mancher bringt Prestige auf seine ganz eigene Weise. Experten, die nicht angeheuert werden, erhalten am Ende der Runde zwei Münzen, was ihrer Attraktivität nicht unwesentlich steigert.

Das Spiel endet, sobald „etwas“ nicht mehr im Vorrat ist, seien es Schiffe, Gebäude, Experten oder Standardgebäude. Für die Endabrechnung zählen nicht nur das Prestige aus Gebäude und das von Experten, sondern auch je fünf Münzen sind ein Prestige wert. Wer das meiste Prestige bei Königin Himiko angesammelt hat, gewinnt die Partie Yamatai.

Bruno Cathala, Days of Wonder und ein großartig ausgestattetes Spiel, diese Kombination hatten wir bereits letztes Jahr mit Five Tribes. Die Handschrift von Autor und Verlag sind deutlich zu merken. Viele Entscheidung, wunderbares Material, durchdachter Spielablauf, herausfordernde Möglichkeiten, viele Spielebenen und eine Spiellänge von ca. anderthalb Stunden sind die gemeinsamen Merkmale der beiden Spiele.
Ein klarer Unterschied liegt in der Führung der Spieler. Bei Five Tribes haben die Spieler von Anfang an sehr viele Freiheiten. Dies ist hier anders, denn die Flotten geben die Schiffe mit ihren Ladungen vor, das Atoll wird von West nach Ost erkundet, und gebaut werden kann nur auf Inseln, auf denen sich keine Kulturplättchen mehr befinden. Das führt den Spieler und beeinflusst erheblich die Einschätzung des Spiels. Wer Freiheiten liebt, sie nutzt und sich damit nicht überfordert fühlt, bevorzugt Five Tribes. Wer hingegen Vorgaben des Spiels mag, weil es die Möglichkeiten und damit die Handlungen einschränkt, dem gefällt Yamatai besser.

Aus diesem Vergleich lässt sich einige Aussagen ableiten. Yamatai ist wegen seiner Ablaufs deutlich besser für Spieler geeignet, die sich Spiele mit längerer Spieldauer und vielen Handlungsmöglichkeiten erschließen wollen oder die schon vieles kennen und solche Spiele bevorzugen. Sie bekommen ein Spiel, das durch sein Material, durch die Illustrationen und durch die Optik zum Spielen einlädt. Der Spielablauf ist übersichtlich und meist auf den sofortigen Gewinn von Prestige ausgerichtet. Mit den Experten beinhaltet es aber auch eine strategische Komponente und die Wahl der Flotte hat, weil sie die nächste Zugreihenfolge bestimmt, auch etwas mit Timing zu tun. Das Spiel stellt trotz mancher Einschränkung genügen Herausforderungen.

Bei allem Lob über Yamatai gibt es zwei kritische Anmerkungen von mir. Zum einen ist „nur“ ein gutes Handwerksstück. Originelle Ideen, Innovationen oder einen besonderen Kick finden wir hier nicht. Zum anderen hängt das Spielgefühl stark von der Spielerzahl ab. Zu zweit bekommt jeder Spieler zwei Züge pro Runde. Das erfordert sehr viel Aufmerksamkeit. Besonders bei zwei aufeinanderfolgenden Zügen ist die Planung Denkarbeit, denn der erste Zug kann die Vorbereitung für einen sehr erfolgreichen zweiten Zug sein. Zu viert hingegen sinkt der Spielanteil deutlich und die Vorteile der Experten wirken sich weniger aus, Es ist ein Zweispalt zwischen einer manchmal zu lagen Wartezeit und einer zu kurzen Spieldauer, weil man mehr machen möchte. Für mich besteht die ideale Konstellation für Yamatai aus drei Spielern. Der konstruktive Charakter unterdrückt eine Bündnisbildung, die Auswahl an Flotten und Gebäuden ist auch für den Letzten in einer Runde groß genug und der Spielanteil rechtfertigt die nunmehr kurzen Wartezeiten. In der Besetzung spiele ich es jederzeit wieder mit und empfehle allen, die überwiegend zu dritt spielen, sich einmal Yamatai anzuschauen. (wd)

Steckbrief
Yamatai
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Bruno Cathala, Marc Pacquien Days of Wonder 2 - 4 Spieler ab 13 Jahre 40 - 80 Minuten Jérémie Fleury