Fernöstliche Spiele finden bei uns immer mehr Zuspruch. Zum einen sind dies Spiele, die in diesem Teil der Welt spielen, zum anderen sind es Spiele, deren Autoren in dieser Region leben. Hier nun liegt uns das Spiel eines japanischen Autors, das in einer japanischen Stadt spielt, vor. Der Titel des Spiels ist gleichzeitig der Name der zweitgrößten Stadt Japans: Yokohama. Wie so oft in Spielen gehen wir zurück in die Vergangenheit. Das Spiel ist zeitlich in den Gründertagen von Yokohama angesiedelt.
Kernpunkt des Spiels sind 10 bis 18 Orte innerhalb Yokohamas. Sie befinden sich auf rechteckigen Tafeln, die versetzt wie bei einem Mauerwerk ausgelegt werden.
Jeder Spieler verfügt über einen Präsidenten, der an diesen Orten handelt. Für seine Aktionen benötigt er Assistenten. Je mehr Assistenten am gleichen Ort wie ihr Präsident verweilen, desto mächtiger wird die Handlung des Präsidenten. Um die zu verdeutlichen, begeben wir uns in eine Seidenspinnerei. Wird der Präsident von nur einem Assistenten begleitet, erhält er eine Seide, sind es aber derer vier, gibt es drei Seide.
Als Spieler schicken wir zunächst die Assistenten zu den einzelnen Orten, entweder zwei Assistenten zu einem Ort oder drei zu verschiedenen Orten. Danach bewegt sich der Präsident. An jedem Ort, den der Präsident passiert, muss sich einer seiner Assistenten befinden, auch am Zielort. Dort angekommen, führt der Präsident seine Handlung aus. Der erste Präsident, der perfekt unterstützt wird, erhält einen einmaligen Ortsbonus. Hier heißt es schnell sein. Eine nicht ganz so große Unterstützung benötigt er, wenn ein Haus errichtet werden soll. Jedes Haus unterstützt den Präsidenten, sollte er den Ort erneut aufsuchen. Dazu bringt ein Geschäft einen kleinen Vorteil, das Handelshaus viele Siegpunkte.
Mit diesem Grundmechanismus werden Aufträge, Geld und Waren besorgt, Technologien entwickelt, Exporte durchgeführt und auch Nachschub an Assistenten und Häusern besorgt. Nebenher können die Spieler noch zusätzliche öffentliche Aufträge erfüllen und per Exporte weitere Siegpunkte scheffeln.
Das Spiel kann auf vielerlei Arten enden, zum Beispiel können nicht mehr genug Aufträge für die Auslage verfügbar sein, oder es gibt genügend Gläubige, weil vielfach in der Kirche gebetet worden ist. Für bestimmte Mehrheiten gibt es Siegpunkte und ein paar weitere für Restbestände. Sieger ist dann der Spieler mit den meisten Punkten.
Die Beschreibung des Spiels lässt viele Details aus. So kann ein Spieler über Technologien ganz persönliche Vorteile erlangen. Vielfach haben dazu die einzelnen Orte kleine Sonderregeln. Bei den Produktionsstätten, an denen die Spieler ihre Waren bekommen, sind sie noch einfach zu überblicken. Bei manchen der Dienstleistungsbetriebe benötigt es durchaus mehrere Spiele, bis man alle Kleinigkeiten weiß, die es zu beachten gilt. Mehrere Wertungsleisten und unterschiedliche Auslagen erhöhen die Komplexität des Spiels weiter.
Im Spielgefühl erinnert es an Istanbul, weist aber nicht dessen Geradlinigkeit und Eleganz auf. Während dieses noch als anspruchsvolles Familienspiel gilt, ist Yokohama eindeutig dem Kennerspiel zuzuordnen.
Ich bewerte das Spiel über seine Zielgruppe. Da es hier um Siegpunkt geht, die ich auf vielfältige Weise erlangen kann, handelt es sich um ein Optimierungsspiel. Jeder versucht, aus seiner Situation heraus, effektiv zu sein. Die meisten Überlegungen sind dabei auf den kurzzeitigen Erfolg ausgerichtet. Nur wenige Handlungen unterstützen eine langfristige Planung. Das Spiel ist also ausschließlich für Optimierer,
Aufgrund der vielen Regeln muss der Optimierer mit Spielen dieser Art vertraut sein, also dem Kennerspielbereich zuzurechnen sein. Bis auf die Assistenten bietet das Spiel keine neuen Mechanismen. Deshalb richtet es sich an Spieler, die weniger an Innovationen, sondern viel mehr an Abwechslung interessiert sind. Am besten sind dabei die Spieler, die ein Spiel ein paar Mal spielen, es genießen und dann zum nächsten Spiel übergehen. Diese Spieler werden mit Yokohama richtig glücklich.
Allen anderen sei gesagt, dass Yokohama gut funktioniert. Aus meiner Sicht ist es aber Massenware, die kurzzeitig interessiert, weil sie neu ist. In einem Jahr dürfte das Spiel dann das Schicksal vieler neuer Spiele ereilen: Es ist vergessen. (wd)
Steckbrief Yokohama |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Hisashi Hayashi | dlp Games | 2 - 4 Spieler | ab 14 Jahre | ca. 90 Minuten | Ryoko Hayashi, Adam McIver |