CoimbraCoimbra

Coimbra ist eine Stadt in Portugal und nun auch ein Expertenspiel mit einem originellem Mechanismus. Ein Würfelpool enthält Würfel in vier Farben sowie einen Jokerwürfel. Die Würfel werden dazu verwendet, Karten zu kaufen und die Einkünfte eines Spielers zu bestimmen. Beim Kauf von Karten ist die Augenzahl entscheidend: Je höher sie ist, desto früher darf der Spieler seine Karte wählen. Gleichzeitig ist die Augenzahl auch der Preis für die Karte. Die Art der Einkünfte wird durch die Würfelfarbe bestimmt. Hier übt der Jokerwürfel seine Funktion aus, denn bei ihm darf man sich die Farbe aussuchen.
Händler und GeistlicherDie Karten zeigen Personen. Wir unterscheiden Ratsherren, Händler, Geistliche und Gelehrte. Jede Personengruppe korrespondiert zu einer Würfelfarbe und bringt Einfluss in ihrem Gebiet. Der wiederum bestimmt die Höhe unserer Einkünfte. Zusätzlich bringen die Personen weitere Vorteile, z. B. einmalig Münzen oder jede Runde einen Einflusspunkt. Dabei haben die Personengruppen einen Schwerpunkt, der sich so auch bei den Einkünften widerspiegelt. Ratsherren bringen Wappen, Händler Münzen. Dies sind die beiden Währungen, mit denen die Karten bezahlt werden. Die Geistlichen lassen einen Pilger in der Umgebung von Coimbra wandern. Durch den Besuch von Klöstern bringt er diverse Vorteile. Erneut sind dies Einfluss, Wappen, Münzen und Siegpunkte. Zuletzt sind die Gelehrten ausschließlich den Siegpunkten verschrieben. Oft bringen sie Wertungen für das Spielende mit. Abgerundet wird Coimbra durch Expeditionen. Auch sie werden mit Wappen oder Münzen bezahlt. Eine Bedingung gibt an, für was es am Spielende Siegpunkte gibt.

Würfel im StänderDer Spielverlauf erstreckt sich über vier Runden. In jeder Runde wählt ein Spieler drei Würfel. In der Regel kauft er damit eine Karte, kann aber auch im Schloss spezielle Unterstützungen bekommen, zum Beispiel lässt sich dort ein Mangel an Wappen oder Münzen überwinden. In jeder Runde gibt es dann Einkünfte und abschließend darf eine Expedition ausgestattet werden.
Nach den vier Runden kommt es zur Schlusswertung. Hier gibt es Mehrheitenwertungen für jeden Einflussbereich, die Siegpunkte für Gelehrte und Expeditionen werden ermittelt und die restlichen Wappen und Münzen werden in Siegpunkte umgerechnet. Dazu kommt noch die Wertung der Diplome. Einige der Personen besitzen ein oder sogar zwei Diplome, die es in verschiedenen Farben gibt. Diplome aus unterschiedlichen Farben bilden einen Set, der nach seiner Größe Punkte gibt.

ExpeditionenWir haben hier ein Expertenspiel vorliegen, dass mit dem ungewöhnlichen Einsatz der Würfel einen sehr originellen Grundmechanismus besitzt. Die Komplexität des Spiels entsteht nicht durch den Ablauf. Dieser ist gradlinig und weist keinerlei Ausnahmeregelungen auf. Sie resultiert allein aus der Vielfältigkeit der Karten: Jede Person ist einzigartig, keine zwei Personen bringen den gleichen Vorteil. Die Kombination aus gradlinigem Spielablauf und Einzigartigkeit der Karten versetzt den Spieler in die Lage, schon sehr schnell das Spiel zu verstehen. Er bekommt das Gefühl, sein Schicksal selbst in die Hand nehmen zu können: Es bedeutet, er weiß recht genau, was schiefgelaufen ist, wenn er zu wenig Wappen oder Münzen besitzt. Ebenso merkt er, auf welche Art ihm eine Person hilft. Solche direkten Erkenntnisse erlauben es dem Spieler, sich zu verbessern. Es bringt den Spielern, die bei einem Strategiespiel nicht nach Ausreden für schlechte Punktestände suchen, ein gutes Gefühl.

Kloster, besucht von Rot und GelbCoimbra verlangt den Spielern nicht nur eine gute Übersicht und strategisches Verständnis ab, sondern ebenso Flexibilität und das Setzen von Schwerpunkten. Für die Flexibilität sorgen nicht nur die Personen, sondern auch eine immer anders ausliegende Klosterlandschaft, eine Vielfalt an Expeditionen und unterschiedliche Startbedingungen. Es obliegt den Spielern zu erkennen, welche Strategien durch die Startauslage unterstützt werden und welche Wege eher mühselig werden. So bleibt das Spiel auch nach vielen Spielen interessant und herausfordernd. Schwerpunkte sind zu bilden, weil ein Spieler sich nur selten eine bestimmte Karte sichern kann. Es gilt zu erkennen, wann dies der Fall ist und wann eher mit einer preiswerten "Restkarte" gelebt werden kann.
Zuletzt noch kurz ein Wort zur Ausstattung. Das Material lässt keine Wünsche offen, ebenso die Schachtel und das Inlett. Sämtliches Material ist aus stabilem Karton oder aus Holz. Das Inlett nimmt das Material fest verstaut und gut sortiert auf. Die Illustration hebt sich wohlwollend von der Gestaltung der meisten anderen Spiele ab. Wie immer ist es ein Geschmacksfrage; mir gefällt die Gestaltung außerordentlich gut. Dazu fördert sie die Übersichtlichkeit im Spiel.

Ich kann Coimbra allen Freunden von Expertenspielen empfehlen. Vor allem diejenigen darunter, die auf der Suche nach originellen Mechanismen sind, werden ihre Freude an Coimbra haben. Ich spiele es gern; aufgrund seines Anspruchs spiele ich es aber nur, wenn ich ausgeruht bin und genügend Zeit habe. (wd)

Steckbrief
Coimbra
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Virginio Gigli, Flaminia Brasini eggertspiele 2 - 4 Spieler ab 14 Jahre 75 - 120 Minuten Chris Quilliams