Stefan Feld ist der Meisterkoch des Punktesalat. Seine neueste Kreation spielt im antiken Rom. Zutaten sind reichlich vorhanden, bunte und weniger bunte Figuren, Geldstücke, Spielpläne, ein fast unüberschaubare Menge an Plättchen. Halt! Ein Essen beurteilen wir auch nicht nach den Zutaten, sondern nach der Komposition, die entsteht und deren Geschmack. Bevor wir probieren können, geht es ans Kochen und nutzen dazu das Rezept. Ich gebe es stark verkürzt wieder, denn es ist recht umfangreich.
Ich bebaue ein Stadtviertel, in dem bereits ein paar Kräne herumstehen und Römer die Bauplätze blockieren. In jeder Runde werden zwei Straßen ausgerufen, von denen ich einen Römer entferne. Beide haben eine Belohnung für mich, doch ich kann nur einen behalten. Den anderen gebe ich meinem rechten Mitspieler, bekomme dafür aber einen Römer von meinem linken. Nachdem dieser kleine Prozess von allen durchgeführt wurde, wird reihum gebaut.
Zunächst wähle ich wieder einen meiner beiden Römer aus und nehme mir dessen Belohnung. Das können Figuren oder Geld sein, ein Fortschritt des Punkteschiebers oder der Römer wird zu einem Bürger, der mir individuelle Vorteile bringt. Danach kann ich auf frei gewordenen Plätzen in meinem Viertel bauen. Es gibt farbige Gebäude, die mir erlauben, eine Person in das Forum zu entsenden und graue Gebäude, die mir Siegpunkte oder Fortschritte auf speziellen Leisten bringen. Für all dies brauche ich die Figuren: Graue für graue Gebäude, bunte für bunte Gebäude und wenn die Farbe nicht stimmt, färbt eine braue Figur mir eine bunte um.
Die Bauten errichten wir für die zahlreichen Wertungen; hier kommt der Punktesalat: Wir werten Kräne und die dazugehörigen farbigen Bauten. Wir werten die grauen Gebäude, deren Ertrag von der Situation in meinem Stadtviertel abhängt. Die Personen im Forum bringen uns auf zwei Arten Punkte, Wir werten alle Personen, die sich neben einem Adler befinden, und wir werten die größte Gruppe aus eigenen Personen. Außerdem gibt es noch Auftragskarten, die ebenfalls zwei Wertungen beinhalten. Zum einen wird die topologische Anordnung der Gebäude im eigenen Stadtviertel bewertet, zum anderen bestimmte Materialien, die ich in meinem Vorrat besitzen muss. Bei den Gruppen im Forum und den Auftragskarten hängt die Punktzahl dazu vom Wertungsschieber ab.
Es ist ein verwirrendes Rezept. Der so einfache Ablauf wird mit der umfangreichen Wertung konterkariert. In den ersten Spielzügen des ersten Spiels hatten weder meine Mitspieler noch ich irgendeinen Plan. Wir orientierten uns ein wenig an den Auftragskarten, versuchten eine große Gruppe im Forum zu platzieren und spielten unbeschwert drauflos. Selbst gegen Ende des ersten Spiels konnten wir die Auswirkungen unserer Aktionen nur wenig abschätzen. Es blieb ein Gefühl der Hilflosigkeit, weil meine Handlungen erst viel später im Spiel eine Wirkung zeigten.
Inzwischen habe ich Forum Trajanum viele Male gespielt. Mit der Erfahrung kommt der Plan und mit dem Plan eine gewisse Zielstrebigkeit. Die Auftragskarten bieten immer noch eine Orientierung. Die ausgerufenen Straßen und die Belohnungen über die Römer bringen ein Zufallselement ins Spiel, an den ich meinen Plan anpassen muss. Inzwischen schätze ich die Hilfsmittel, die mir ermöglichen, den Zufall auszutricksen. Auch kann ich konkret Pläne verfolgen, weiß warum ich lieber einen Bürger oder lieber zwei farbige Arbeiter nehme. Sobald ich die Wirkung meines Handelns kenne, ändert sich das Spielgefühl. Die Hilflosigkeit verschwindet und trotz des Zufalls lässt sich eine Strategie verfolgen. War das erste Spiel von Neugier geprägt, kostete mich das zweite Überwindung. Danach kam eine Phase, bei dem Forum Trajanum mit jedem Spiel besser wurde, weil ich einfach die Mechanismen und ihr Zusammenwirken besser verstand.
Das Spiel lebt von vielen kleinen Entscheidungen. Das führt dazu, dass es sowohl Pech als auch Fehler verzeiht. Meistens bleibt der Spielstand spannend, weil die Punktzahlen über die drei Wertungen deutlich ansteigen. Damit das Spiel gefällt ist auf jeden Fall ein Wohlwollen gegenüber Punktesalaten Voraussetzung. Die Bereitschaft, sich mit einem Spiel auseinanderzusetzen, auch wenn sich der Sinn einer jeden Aktion nicht sofort erschließt, ist ebenso erforderlich. Hilfreich ist es außerdem, es häufiger in der gleichen Gruppe zu spielen. Ich hatte auch in späteren Partien Neulinge am Tisch und erlebte mein eigenes Unverständnis der ersten Partie in passiver Form erneut mit. Ich hätte gut darauf verzichten können.
Das Spiel ist ein typsicher Feld-Punkte-Salat. Der nicht gerade einfache Einstieg wirkt hinderlich, das umfangreich und schön gestaltete Material fordert hingegen zum Spielen auf. Für mich ist Forum Trajanum kein Highlight; ich spiele es aber gerne wieder mit, wenn ich eine Runde finde, in der jeder das Spiel kennt. (wd)
Steckbrief Forum Trajanum |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Feld | Huch! | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | 30 - 120 Minuten | Michael Menzel |