Menara, das ist malayisch für Tempelturm. Meine beziehungsweise unsere Aufgabe ist es, einen alten Tempelturm wieder aufzubauen.
Unser Baumaterial besteht aus seltsam geformten Tempelböden und Säulen in fünf verschiedenen Farben. Die Tempelböden sind beidseitig bedruckt. Sie haben eine helle und eine dunkle Seite, die unterschiedliche Markierungen tragen, wo Säulen bestimmter Farbe stehen müssen.
Drei Tempelböden werden zu einer Basis zusammengelegt sowie sechs Säulen aus dem Beutel gezogen und ins Camp gestellt. Jeder zieht eine vom gewünschten Schwierigkeitsgrad und von der Mitspielerzahl abhängige Zahl, vier bis acht, an Säulen aus dem Beutel. Auch die Höhe, die der Tempel erreichen soll hängt vom gewählten Schwierigkeitsgrad ab.
Es gibt Baukarten, die in drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt sind. Diese zeigen, welche Aufgabe zu erfüllen ist. In allen Schwierigkeitsstufen gibt es Karten, die das Setzen einer bestimmten Zahl von Säulen verlangen. Andere Aufgaben beinhalten das Setzen von zwei oder drei Säulen auf eine einzelne Platte oder das komplette Befüllen einer Platte mit Säulen. Schwieriger wird es, wenn ein bis drei Säulen auf eine höhere Ebene versetzt werden müssen. Genau eine Karte gibt es, die das Versetzen eines gesamten Tempelbodens auf eine andere Ebene verlangt.
Zu Beginn meines Zuges tausche ich, wenn ich will, Säulen mit dem Camp. Dann ziehe ich eine Karte und handle wie verlangt. Kann ich meine Aufgabe nicht erfüllen, erhalte ich einen Fluch, durch den sich die Anzahl der Stockwerke, die der Tempel hoch sein muss, um eins erhöht.
Sobald ein Boden komplett gefüllt ist, muss ein neuer Tempelboden gesetzt werden. Ich kann ihn entweder auf schon stehende Säulen legen, oder ich benutze ihn als verbreiterte Basis. Auch dies bringt mir einen Fluch ein.
Das Spiel ist beendet, wenn Säulen, Baukarten oder Böden nicht mehr vorrätig sind oder der Tempel einstürzt. Gewonnen haben wir, wenn bei Spielende die notwendige Etagenzahl vorhanden ist, sogar wenn ein Teil des Tempels einstürzte.
Bei älteren Spielern kommt bei der Zusammenstellung von Zoch, Säulen und Böden sofort ein Gefühl „Das kennen wir doch schon: Das ist Villa Paletti!“ auf. Das trifft es genauso wie der Spruch:“ Das ist ja wie Catan!“, wenn Sechsecke auftauchen.
Hier warte ich nicht darauf, dass der Nachfolger die Villa zusammenstürzen lässt, hier überlege ich mit ihm zusammen, wie wir den Tempel gemeinsam aufbauen können.
Vieles gilt es zu bedenken. Tausche ich, bevor ich eine Karte ziehe? Bin ich auf die meisten Aufgaben vorberietet? Was nützen mir viele rote Säulen, wenn zurzeit nur gelbe benötigt werden. Welcher Schwierigkeitsgrad ist gerade angemessen? Sollte ich eine neue Platte legen? Wie lege ich sie am besten? Riskiere ich einen Fluch, um die Basis etwas zu vergrößern? Muss ich versetzen, suchen wir gemeinsam, welche Säulen in Frage kommen.
Die Verantwortung, was ich dann mache, liegt dann bei mir.
Auf einem Spieletreff kante noch niemand, auch wir nicht, das Spiel. Als wir nach einem Zusammensturz einen zweiten Versuch starteten, bildete sich eine große Traube um unseren Spieltisch. Viele fieberten mit und staunten, wie stabil das filigrane Gebäude war. Als ein Mitspieler die Runde verlassen musste, fand sich für die nächste Partie sofort ein weiterer Mitspieler. Wir hatten damit das Spiel eingeweiht, danach bekam es so gut wie keine Pause mehr. Zum Abendessen gaben wir es frei. Als ich dann gegen Mitternacht ins Bett wollte, wurde die Schachtel gerade zurück in die Auslage gelegt. Drei Runden und zwei Stunden Später bekam das Spiel dann die wohlverdiente Pause und ich meine Nachtruhe. Das Spiel hat mich, und beinahe alle Mitspieler fasziniert. Gerade auf einem Spieletreff nutze ich oft die Gelegenheit, möglichst viele Spiele kennen zu lernen. Ein Spiel wird selten mehrfach hintereinander gespielt. Bei Menara war es anders.
Das Spiel hat eine eigene Dynamik. Anfangs wirkte es ganz lieb und harmlos, doch schon im ersten Spiel kam Spannung und ein Gemeinschaftsgefühl auf, wie ich es bei wenigen kooperativen Spielen erlebt habe.
Die Regeln sind leicht verstanden, doch das gekonnte Spiel steht auf einem anderen Blatt. Manches, was bombenfest wirkt, bricht zusammen, anderes wirkt filigran ist aber beinahe unzerstörbar.
Auch im heimischen Spielkreis hat das Spiel überzeugt. Selbst Mitspieler, die keine Geschicklichkeitsspiele mögen, sind immer wieder dabei.
Menara hat einfach etwas und… es ist nicht wie Villa Paletti! (bd)
Steckbrief Menara |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Oliver Richtberg | Zoch | 1 - 4 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 45 Minuten | Sébastien Caiveau |