OktoberfestOktoberfest

Für uns Spieler findet das Oktoberfest im Oktober statt und zwar in Essen. Für alle anderen Menschen findet es bereits im September statt und zwar in München auf der Theresienwiese. Es ist das wohl bekannteste Volksfest und repräsentiert Deutschland in der ganzen Welt. Nun hat mit Rio Grande ein amerikanischer Verlag ein Spiel mit dem Titel Oktoberfest herausgebracht. Allein Titel und Cover erweckten meine Neugier, obwohl ich selbst noch nie auf dem Oktoberfest war.

Wir übernehmen die Rolle der Bierlieferanten auf dem Oktoberfest und spielen einen Tag, der sich in Vormittag, Nachmittag und Abend unterteilt. Bis auf marginale Unterschiede laufen die drei Tageszeiten gleich ab. Zunächst werfen wir aber einen Blick auf das Festgelände.
Dort sind sechs Bierzelte aufgebaut, die bereits auf Bier warten. Sechs verschiedene fiktive Brauereien kämpfen um die Belieferung, dazu gibt es noch ein Joker-Bier, das nach Bedarf etikettiert werden kann. Am Eingang stehen bereits die Biere bereit. Im Laufe des Tages werden die Füllmengen größer. Die Biere sind in drei Gruppen zu drei Lieferungen eingeteilt.

Spielplan

Der aktive Spieler wählt eine Lieferung aus und bietet sie zur Versteigerung an. Reihum bietet jeder andere Spieler Münzen, wie üblich mehr als das aktuelle höchste Gebot, oder passt. Schließlich kommt der aktive Spieler an die Reihe. Er kann das höchste Gebot akzeptieren, nimmt die Münzen und der Höchstbietende liefert das Bier. Er darf aber auch das Höchstgebot um eine Münze überbieten, die Münzen dem bis dahin Höchstbietenden geben und das Bier selbst ausliefern.
Zwei der Bierlieferungen werden auf die Zelte verteilt, wobei in jedem Zelt die Menge an geliefertem Bier ansteigen muss. Die dritte Lieferung wird entsorgt. Danach darf der Bierlieferant sich selbst mit Bier eindecken. Je größer seine Lieferung war, desto mehr Fässer darf er kaufen. Diese benötigt er, um später am Gewinn der Zelte teilzuhaben, denn dieser Gewinn wird in Siegpunkten ausbezahlt.
Durch den Kauf von Bierfässern wird das Geld nach und nach knapp. Anstelle einer Bierversteigerung kann ein Spieler auch ein Bierfass verkaufen. Wieviel Münzen er dafür bekommt, hängt vom Verkaufserfolg der Biersorte ab. Als dritte Möglichkeit kann der aktive Spieler ein Zelt schließen. Um das zu schließende Zelt wird nicht mit Münzen, sondern mit Besuchern geboten. Das Zelt mit den meisten Besuchern wird geschlossen. Die Besucher werden auf die Spieler verteilt, die andere Zelte schließen wollten. Danach werden die Bierfässer der zuletzt gelieferten Sorte verglichen. Wer am meisten davon besitzt, erhält die an das Zelt gelieferte Menge Bier in Siegpunkten, der zweite die Hälfte, der Rest geht leer aus.
Mit Beginn einer neuen Tageszeit werden die geschlossenen Zelten erneut geöffnet, allerdings ohne die bisherigen Lieferungen. Neue Lieferungen mit größeren Biermengen stehen bereit, um ausgeliefert zu werden. Schon geht das Oktoberfest weiter. Wenn auch der Abend vorüber, zählen die Spieler nicht ihr Geld, sondern ihre Siegpunkte.

Biersorte: SchaumkroneOktoberfest - hier bedeutet es Versteigerungen, Versteigerungen und nochmals Versteigerungen. Dabei weist es eine Innovation auf: Mit dem ersten Typ Versteigerung werden die Gegenstände erworben, die beim zweiten Typ entscheidend sind. In den ersten Partien war dieser Mechanismus reizvoll. Der Spielablauf erwies sich auf Dauer aber als zu eintönig, als dass er die Spieler über mehrere Partien hinweg fesseln konnte. Dafür fehlt gegen Ende vor allem Spannung. Während der Vormittag fast die Hälfte des Spieldauer einnimmt, dauert der Abend meist nur sehr kurz. Dabei wird abends schon ein Zelt mehr geschlossen, als zu den beiden anderen Tageszeiten.
Ein weiterer Punkt ist die Erwartungshaltung der Spieler. Das Thema deutet auf eine lockeres Spiel hin, das Vergnügen bietet und thematisch ist. Oktoberfest ist hingegen ein abstraktes Versteigerungsspiel mit hohem Taktikanteil. Das Thema ist mit Ausnahme der Zeichnungen während des Spiels nicht zu spüren. Wir ersteigern mit Münzen Gegenstände, kaufen Gegenstände, ersteigern dann etwas anderes, um die gekauften Gegenstände zu vergleichen und zu werten. Oktoberfeststimmung bringt dies nicht. Hinzu kommen die thematischen Unzulänglichkeiten wie die Lieferung diverser Biersorten an ein Zelt. Dass eine Etikettierung nach Bedarf nicht akzeptabel ist, versteht sich von selbst.

Ich kann nur wenigen einen Besuch dieses Oktoberfestes empfehlen. Dazu sollte der Spieler ein Faible für Versteigerungsspiele haben und Mitspieler, die diese Vorliebe teilen. Denn bei aller Kritik an Ablauf und Thema bleibt festzuhalten, dass das Spiel tadellos funktioniert. (wd)

Steckbrief
Oktoberfest
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Joshua Gerald Balvin Rio Grande Games 3 - 5 Spieler ab 14 Jahre ca. 90 Minuten Martin Hoffmann, Claus Stephan