SagradaSagrada

Sagrada. Ich denke sofort an die La Sagrada Familia zu Barcelona, die von Antoni Gaudi erschaffen wurde. Es liegt nahe, weil das Cover ein Kirchenfenster aus Buntglas zeigt, das den Fenstern der La Sagrada nachempfunden ist. Ich verbinde noch mehr mit dieser Kathedrale und mit der Stadt: San Diego und Barcelona sind meine Traumstädte. Meine Frau und ich befanden uns im Kirchenschiff der La Sagrada, als wir auf die Sekunde genau 25 Jahre verheiratet war. Meine positive Erinnerungen stimmten mich sofort positiv auf das Spiel ein.

KirchenfensterWerkzeugDie Aufmachung des Spielmaterials führt die Idee der Kirchenfenster weiter, denn das Spielbrett, das jeder Spieler erhält, ist wie ein Kirchenfenster aufgemacht. Es zeigt 20 quadratische Öffnungen, die ich im Laufe des Spiels mit Buntglas, sprich durchscheinenden Würfen, belegen werden. Ich bekomme einen Geheimauftrag, der mir eine von fünf Würfelfarben zuteilt. Jedes Auge, das auf Würfel dieser Farbe später in meinem Kirchenfenster liegt, bringt einen Siegpunkt.
Für die 20 Quadrate gibt es eine architektonische Vorgabe. Ich erhalte vier Blaupausen, aus denen ich eine auswähle. Sie geben mir auf einigen Feldern eine Farbe vor, auf anderen eine Schattierung, sprich eine Augenzahl. Je mehr Vorgaben die Blaupause zeigt, desto mehr Glassteine bekomme ich. Sie erlauben mir die Nutzung von Werkzeugen, von denen drei zufällige ausliegen. Außerdem gibt es drei Ziele, die definieren, für welche Leistungen wir am Ende des Spiels Punkte bekomn.

ZielIn jedem der zehn Durchgänge zieht der Startspieler zu Beginn Würfel aus einem Beutel, zwei pro Spieler plus einen extra und würfelt sie. Er wählt einen aus und platziert ihn in seinem Kirchenfenster. Den ersten Würfel legt er an den Rand, weitere müssen an mindestens einen Würfel per Kante oder Ecke angrenzen. Zu den Restriktionen durch die Blaupause, kommen zwei weitere hinzu: Waagerecht und senkrecht dürfen weder gleiche Farben noch gleich Augenzahlen nebeneinander liegen. Zusätzlich darf ich in meinem Spielzug noch ein Werkzeug nutzen, was mich Glassteine kostet.
Danach kommt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an die Reihe, wählt aus den verbliebenen Würfel einen aus und legt ihn auf sein Kirchenfenster. So wird verfahren, bis alle Spieler an der Reihe waren. Es folgt eine Rückrunde. Dieses Mal beginnt der Letzte der Hinrunde. Sie endet, wenn der Startspieler seine Wahl aus den letzten beiden Würfeln getroffen hat. Der letzte Würfel kommt als Rundenzähler auf ein Ablagebrett.
Nach zehn Durchgängen endet das Spiel. Im bestmöglichen Fall sind die 20 Felder mit Würfeln belegt. Es gelingt selten und ist auch nicht das Ziel des Spiels, denn es geht um die Punkte. Sie erhalte ich vom Geheimauftrag und den drei Zielen. Dazu geben leere Felder meines Kirchenfensters noch Abzüge und übrigbehaltene Glassteine Zusatzpunkte.

KirchenfensterSagrada ist trotz des gewählten Themas und der schönen Gestaltung ein abstraktes Würfelspiel. Obwohl durch die Würfel ein Zufallselement im Spiel ist, überwiegt die Taktik. Dies ist an zwei Kriterien erkennbar. Zum einem gibt es viele Entscheidungsmöglichkeiten: Die Wahl der Blaupause, des Würfel und des Platzes, an den ich sie lege. Zum anderen lässt sich über viele Spiele erkennen, dass bestimmte Spieler weitaus häufiger gewinnen als es dem Durchschnitt entspricht.
Trotz der Entscheidungsvielfalt wird zügig gespielt, sodass selbst eine Partie zu viert nicht langatmig wird. Die Züge der anderen wirken auch dadurch kurz, dass ich schon überlegen kann, welchen der restlichen Würfel ich gerne hätte. Steht die Entscheidung, kommt die Spannung, ob mir jemand den Würfel wegschnappt. Dann gehen die Überlegungen von vorne los.
Eine destruktive Spielweise lohnt sich nur selten. Zu Beginn des Spiels hat jeder Spieler genug Freiräume, sodass es für jeden Spieler (zu) viele geeignete Würfel gibt. Gegen Ende hingegen "kämpfe" ich mit den eigenen Restriktionen und muss mich daher auf mein Kirchenfenster konzentrieren.

Die Werkzeuge und Ziele sorgen für abwechslungsreiche Partien. Leider lassen die Beschreibungen der Werkzeuge Raum für Interpretationen. Hier wäre eine detaillierte Erklärung in der Regel eine sinnvolle Ergänzung. Manche der Ziele ähneln sich. Wenn zwei oder gar drei ähnliche Ziele im Spiel sind, dominiert dies die Spielweise. Manche Spieler mögen solche Konstellationen, weil sie anders und damit interessant sind. Andere empfinden sie als entartet und lehnen sie ab, weil sie sich eingeschränkt fühlen.

Ich spiele Sagrada sehr gern. Es gibt selten taktische Würfelspiele. Diejenigen, die sich einerseits flott spielen lassen und andererseits genügend Raum für Entscheidungen bieten, sind noch seltener. Wer ein Würfelspiel in dieser Kategorie sucht, wird mit Sagrada bestens bedient. (wd)

Steckbrief
Sagrada
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Daryl Andrews, Adrian Adamescu Pegasus 1 - 4 Spieler ab 8 Jahre 30 - 45 Minuten Peter Wocken