ValparaisoValparaiso

Valparaíso ist eine Hafenstadt in Chile. Sie liegt ca. 100km westlich der Hauptstadt Santiago und ist der bedeutendste Hafen Chiles. Für das Spiel bewegen wir uns in der Zeit deutlich zurück, ins Jahr 1811. Wir errichten Häuser im Zentrum des noch kleinen Valparaísos, bauen Kontore in den Tropen und treiben Handel und verschiffen Waren für die alte Welt.
Zu Beginn besitzen wir drei nicht näher beschriebene Waren, die es in drei Sorten gibt sowie einen Kartensatz. Er besteht aus acht Karten und ist der Motor des Spiels. In einer Planungsphase wählen wir vier bis sechs Karten aus und definieren die Reihenfolge, in der wir sie Spielen möchten. Vier Karten kann ich immer planen, eine weitere kostet Pesos, kann dafür aber jederzeit gespielt werden. Die sechste Karte ist wieder kostenlos, erfordert aber den Bau zweier Gebäude.

ValparaisoJede Karte erlaubt eine von zwei Aktionen. Es gibt immer eine Aktion, durch die ich Waren erhalte. Die andere Aktion lässt mich in Valparaíso agieren. Ich kann Schiffe beladen, fahren lassen und in der alten Welt Handel treiben. Dadurch erhalte ich weitere Karten, die mächtiger als meine Startkarten sind und dazu noch Siegpunkte bringen. Ich kann mir Geld und Angestellter besorgen, die Angestellten in die Umgebung entsenden und sie Handel treiben lassen. An den Handelsstationen liegen die einzelnen Tauschangebote aus, die wahrgenommen werden können. Manche bringen massiv Waren, andere hingegen sind eine lukrative Quelle für Siegpunkte. Pro Händler und gebautem Kontor darf ich einmal den Handel ausführen. Vorab muss ich Zuschauer, also Händler anderer Spieler bezahlen. Ich kann außerdem Häuser in Valparaíso errichten, die mir jede Runde ein feste Einkommen - das können Geld, Waren oder Siegpunkte sein, bringen.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler 18 Siegpunkte erzielt hat. Zum einen werden restliche Waren und Geld in Siegpunkte umgerechnet, zum anderen werden die Siegpunkten auf den erhandelten Karten hinzuaddiert.

Schifffahrtskarten: Beladen - Fahren - EntladenValparaíso lebt von der Planung und der Abwicklung meiner eigener Planung. Dabei bietet es ein neues Element. Gegen eine Zahlung kann ich eine später geplante Aktion vorziehen. Der Preis richtet sich nach der Menge der Aktionen, die durch mein früheres Spielen nach hinten verschoben werden. Durch dieses neue Element bin ich nicht mehr hilflos in der Ausführung, sondern kann auf Planungen der Mitspieler sowie wie auf die entstehenden Situationen reagieren.
Für mich klingt diese Idee sehr reizvoll. Im Spiel kommt sie nur selten zum Tragen. Dies liegt daran, dass das Spiel sich selbst entwertet. Zum einen ist die Schifffahrt sequentiell: Ich belade mein Schiff, es fährt, und abschließend treibe ich Handel in der alten Welt. Eine Umplanung ist hier nicht möglich. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, eine Aktion zusätzlich für Geld zu planen. Diese darf ich nutzen, wann immer es mir beliebt. Einer der beiden wichtigsten Karten, das Bewegen meiner Händler und der Handel selbst, sind prädestiniert, hierfür genommen zu werden. Die Flexibilität dieser Karte sichert oft genug ab, dass meine Planung gut durchführbar ist.

Angebot: Unten das aktuelle AngebotEin anderer, häufig von meinen Mitspielern genannte Kritikpunkt ist der Handel. An jeder Handelsstation gibt es ein aktuelles Handelsangebot und die Vorschau auf die nächsten vier. Sobald ein Spieler einen Handel durchführt, verschwindet das aktuelle Angebot, das erste aus der Vorschau wird zum neuen Angebot, und die Vorschau wird wieder vervollständigt. Weil kein Spieler genau weiß, wie die Mitspieler agieren, lässt sich nur abschätzen, welche Angebote von mir genutzt werden können. In einem Spiel, das von der Planung lebt, ist ausgerechnet die Kernaktion, der Handel, nur bedingt planbar.
Die beiden Kritikpunkte verwehren Valparaíso inzwischen den Platz auf dem Spieletisch. Ein flotter Ablauf, gute Ausstattung, ein schöne Grafik und hohe Interaktion über den Spielplan - ich habe hier noch weitere Komponenten wie Zölle nicht explizit erwähnt - können über die Schwachpunkte nicht hinwegtäuschen. Was bleibt, ist ein funktionierendes Spiel, dass seine Kernideen nicht konsequent umsetzt. Ich halte die Grundidee eines Planspiels, bei dem die Planung für einen geringen Obolus geändert werden kann, für sehr gut und hoffe, sie in einem anderen Spiel wiederzufinden. (wd)

Steckbrief
Valparaiso
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Louis Malz, Stefan Malz dlp games 2 - 5 Spieler ab 12 Jahre 45 - 90 Minuten Michael Menzel