Irgendwann im Winter 1986 wurde ich zu einer D&D-Runde eingeladen. Hier taten sich mir mit D&D, später Midgard und Shadowrun neue Welten auf. In die Rolle eines anderen schlüpfen, und in dieser Rolle Abenteuer erleben, das war einfach schön. Als wir dann umzogen, war es mit der Rollenspielerei vorbei. Wir wendeten uns anderen Spielen zu.
In den letzten Jahren kamen einige Brettspiele, die diesem Spiel-Typ ähnlich waren, heraus, doch ein Eintauchen in eine andere Welt gelang mir selten.
In Der Herrn der Träume habe ich dieses Gefühl komplett wiedergefunden.
Als Stofftier, kurz Stoffi genannt, ist es meine Lebensaufgabe, mein kleines Mädchen vor den Monstern unter dem Bett zu beschützen, sobald es den magischen Schutz des Gitterbettchens verliert.
Im ersten Abenteuer wird zum Beispiel seine Kuscheldecke gestohlen. Meine Stoffi-Freunde und ich, wir wollen die Decke aus der Welt unter dem Bett zurückerobern. Diese Unterwelt wird von alten Spielzeugen und bösen Kreaturen bewohnt. Viele dieser Spielzeuge sind wegen der Kreaturen verängstigt…
Um unsere Aufgaben zu erfüllen müssen wir Hindernisse überwinden, Kreaturen bekämpfen und erfolgreich mit den Spielzeugen interagieren.
Das Spiel findet auf den Seiten der Stoffi-Chroniken statt. Die linke Seite ist der Spielplan, rechts wird beschrieben, was passiert.
Der erste Abschnitt wird gelesen, wenn man die Seite betritt. Der Rest, wenn man dazu aufgefordert wird.
Wir, das heißt unsere Miniaturen, bewegen uns auf dem Spielplan, kämpfen im Nah- oder Fernkampf, suchen nach Hilfsmitteln und Informationen und stellen uns den Herausforderungen.
All dies wird durch Würfel gesteuert. In einem Beutel befinden sich Würfel in verschiedenen Farben. Zu Beginn meines Spielzuges ziehe ich fünf heraus. Schwarze Würfel werden direkt herausgelegt, sie steuern die Angriffe der Gegner. Weiße helfen uns, unsere Watte, die Lebenspunkte, aufzufüllen.
Alle anderen können für Bewegung, oder für ihre von der Farbe abhängigen Spezialeigenschaft genutzt werden. So steht zum Beispiel Rot für Nahkampf und Gelb für Suchen nach Gegenständen.
Ich wähle jeweils einen oder mehrere Würfel aus, sage was ich mit dem Wurf machen will, würfele sie und führe meine Aktion, wenn möglich, durch. Habe ich alle Würfel verbraucht, ist der nächste Spieler an der Reihe.
Immer wieder einmal wird man aufgefordert, eine Karte vom Schlafstapel aufzudecken. In den letzten drei Karten ist die Karte, dass das Kind aufwacht. Zu jedem Abenteuer gibt es zwei Endtexte: einen, wenn das Kind durchschläft, einen wenn nicht. In beiden Fällen hat man das Abenteuer bestanden. Nur wenn alle Stoffis keine Watte mehr haben und deshalb nicht zurückkehren können, ist das Abenteuer verloren.
In den Abenteuern, die aufeinander aufbauen, gibt es verschiedene Wege, sie zu bestehen. So ist ein mehrmaliges Spielen kein Problem. Nur die Karten, die in dem jeweiligen Abenteuer hinzukommen, müssen neu erobert werden. Trifft man auf eine schon bekannte Seite, kann einfach ein anderer Weg genommen werden, um die Unterwelt besser kennenzulernen oder das Abenteuer erfolgreicher zu bestehen.
Mich begeistert die Art, in der diese Welt präsentiert wird, und der Ideenreichtum, wie profane Haushaltsgegenstände genutzt werden. Die Texte weisen immer wieder auf Eigenheiten der einzelnen Stoffis hin, lassen ihre Persönlichkeiten deutlicher werden. Jeder Stoffi hat zudem Spezialeigenschaften, die sich meist auf die Nutzung bestimmter Würfelfarben beziehen.
Kann ich mich darauf einlassen, meinen Stoffi der Rolle entsprechend zu spielen, erlebe ich die Abenteuer, freue mich und leide mit meinen Mitstreitern, tauche in diese Welt ein. Die detailreichen Miniaturen und liebevollen Grafiken tragen viel zum Spielgefühl bei.
Vielleicht bringt der Versuch, wie in Eurogames alles zu optimieren bessere Ergebnisse, doch ich spiele den Herrn der Träume, um etwas zu erleben. Ich spiele, wie es meine Rolle vorgibt, und freue mich mit den anderen, wenn ein Plan gelingt: Auf Spieler- und auf Stoffiebene.
Das Spiel ist laut Angabe für Kinder ab 8 Jahren geeignet, die Spielzeit ist für ein Abenteuer mit 45 bis 90 Minuten angegeben. 90 Minuten sind für einen Achtjährigen eine lange Zeit.
Wir haben in allen Spielen mit unserer Spielweise mehr als zwei Stunden überschritten; daher halte ich die Altersangabe für zu niedrig. Mit Kindern müsste man das Abenteuer unterbrechen und ein andermal weiterspielen.
Ich rate jedem, der es liebt zu optimieren, und immer das beste Ergebnis zu erzielen von diesem Spiel ab. Es ist Spieler gemacht, die das Spiel erleben wollen, und sich nicht zu schade sind, in die Rollen von Stoffftieren zu schlüpfen.
Hat man sich diese kindliche Ader bewahrt, findet man hier ein wunderbares Abenteuer.(bd)
Steckbrief Der Herr der Träume |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Jerry Hawthorne | Plaid Hat Games | 2 - 4 Spieler | ab 7 Jahre | 60 - 90 Minuten | Kristen Pauline, Tregis |