Assoziationen: Sie werden vielfältig geweckt, zum Beispiel durch Bilder. Gemälde oder Fotos, Filme und Videos, wir schauen und verbinden sie mit Erinnerungen. Libellud ist Spezialist für Spiele mit diesem Phänomen. In Dixit gaben wir die Assoziation vor. In Mysterium wählte der Geist ein Bild aus, und hoffte, der Empfänger teilt mit ihm die Assoziation. Das neueste Werk mit phantasiereichen, detailreichen Bildern heißt Obscurio.
Ein ominöser Hexenmeister, der nicht personifiziert ist, hält eine Gruppe von Zauberern, die Spieler, gefangen. Um zu entkommen, muss die Gruppe sechs Mal durch eine Tür gehen. Das ist nicht so einfach, denn es gibt derer sechs und nur eine ist richtig. So schlecht es das Schicksal mit den Zauberern meinte, so hoffnungslos ist die Situation nicht. Es gibt eine gute Fee, die hier in Gestalt eines Grimoires, dessen Rolle ein Spieler übernimmt, erscheint.
Nur das Grimoire kennt das Bild, das über der richtigen Tür erscheinen wird. Auf zwei weiteren Bildern kennzeichnet es mit zwei Pfeilen ein Detail. Die Zauberer schauen sich die Details an, diskutieren über die Bilder und über die korrekte Tür und platzieren sich, jeder einzeln, vor eine Tür.
Bevor ich zum Ergebnis komme, möchte ich anmerken, dass der Hexenmeister sich nicht so einfach geschlagen gibt. Zum einen hat er, vier Spieler vorausgesetzt, einen Verbündeten. Dieser Spieler wählt zum einen zwei Bilder, bei einer Auswahl von achten, aus, die zu den Türen gelegt werden. Da der Verbündete die Details kennt, die das Grimoire vermittelt hat, kann er dazu passende Illustrationen wählen. Zum anderen stellt der Hexenmeister Fallen. Die Bilder des Grimoires werden mit Musterfolien abgedeckt, es erscheint eine siebte Tür, das Bild an der vierten Tür wird verdeckt abgelegt und vieles mehr. Die Zauberer können die Anzahl der Fallen beeinflussen. Je länger sie diskutieren, desto mehr Fallen stellt der Hexenmeister für die nächste Runde auf.
Zurück zu unseren Zauberern, die vor den Türen stehen. Möchte wenigsten einer durch die richtige Tür gehen, gelangt die Gruppe näher zum Ausgang. Für jeden Zauberer vor einer falschen Tür zerbricht die Gemeinschaft ein wenig. Ist der Zusammenhalt gering, wird der Verräter gesucht und hoffentlich entlarvt. Steht die Gemeinschaft dann noch, geht es ohne Verräter weiter. Wird die sechste Tür, der Ausgang, durchschritten, ist die Gruppe der Zauberer gerettet. Zerbricht die Gemeinschaft vorher, gewinnt nur der Verräter.
Dixit war der Anfang und kompetitiv. Mit Mysterium folgte ein kooperatives Spiel, dass auf Illustrationen beruhte. Mit Obscurio haben wir nun ein solches Spiel, bei dem einer gegen alle spielt. Dies ist jedoch nicht der Kern, warum Obscurio bei uns gut ankam. Der Verräter bringt nur ein wenig Unsicherheit in eine große Gruppe hinein.
Die große Stärke ist die Konzentration auf das Wesentliche. Hier geht es um Bilder und die Details auf den liebevoll gezeichneten Illustrationen. Die Fallen sorgen für Abwechslung, verhindern Monotonie, erhöhen den Reiz für die Spieler und hängen wie ein Damoklesschwert über den Diskussionen. Trotzdem sind Absprachen notwendig, weil viele Augen mehr sehen und jeder Spieler seine Interpretation der Details hat. Der Zeitdruck, der über die Fallen gegeben ist, verhindert ausufernde Diskussionen und sorgt für zielgerichtetes Handeln.
Ich habe das Spiel in kleiner und in großer Besetzung gespielt. Es funktioniert mit wenigen Spielern, doch sind die Diskussionen schnell abgetan. Dadurch kann das Spiel seine Tiefe nur schwer entfalten. In großer Runde zeigt das Spiel dann seine Stärken komplett.
Manch einer hat bereits positive Erfahrung mit Spielen, die auf Bilderassoziationen beruhen. Andere möchten vielleicht dieses Genre zum ersten Mal ausprobieren. Beiden Gruppen kann ich Obscurio empfehlen, vorausgesetzt, es steht eine Gruppe von mindestens fünf Spielern zur Verfügung. (wd)
Steckbrief Obscurio |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
L'Atelier | Libelllud | 2 - 8 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 45 Minuten | Xavier Collette |