Das Schloss von Caylus liegt nahe der im Vertrag von Paris 1903 ausgehandelten Grenze zwischen England und Frankreich. Als Baumeister wetteifern dir wir darum, das meiste Prestige durch den Ausbau der Stadt und die Befestigung des Schlosses zu erhalten. Hierzu müssen wir unsere Arbeiter effektvoll einsetzen, Ressourcen managen und einflussreiche Personen auf unsere Seite ziehen.
Im Spiel bauen wir die Gebäude in Richtung der Burgbaustelle. Die ersten vier Gebäude sind aufgedruckt, die nächste acht werden in zufälliger Reihenfolge ausgelegt. Dies sind die Startgebäude. Ein Holzgebäude beendet den Aufbau bei Spielanfang, ein zufälliges Steingebäude, das etwa auf halber Strecke zur Burg liegt, spielt mit, sobald das Nachbargebäude gebaut wurde.
Restliche Baupläne für Holz- und Steingebäude liegen offen neben dem Spielplan. Weiterhin liegen dort Baupläne für Monumente.
Die Gebäude haben vielfältige Funktionen, sie geben Rohstoffe, Arbeiter oder Prestigepunkte, tauschen Rohstoffe in Arbeiter oder umgekehrt. Manche erlauben auch den Tausch in Prestigepunkte.
An der Burgbaustelle liegen je ein Start-, Holz-, und Steingebäude.
Zu Beginn des Spieles wählt jeder einen Charakter, der ihm einen Vorteil gibt, zwei weitere liegen an der Burg. Gespielt werden 9 Runden aus je 4 Phasen.
Zuerst werden reihum Arbeiter in die Gebäude und zur Burg eingesetzt, bis alle gepasst haben. Wird ein Gebäude, das einem anderen gehört besetzt, bekommt derjenige einen Prestigepunkt.
Wer zuerst passt, wird neuer Startspieler für die folgenden Phasen.
Haben alle gepasst, werden die Gebäude der Reihe nach „abgearbeitet“. Ich beschreibe hier die ersten vier, da sie wichtige Mechanismen des gesamten Spiels enthalten.
Das erste Gebäude, der Jahrmarkt, gibt mir für die Abgabe eines Holzes eine Gunst. Diese erlaubt mir, einem anderen Spieler einen Charakter abzuwerben oder ein Gebäude an der Burg zu nutzen und falls vorhanden, zusätzlich einen dort liegenden Charakter anzuwerben.
Beim Notar kann ich gegen Abgabe eines Tuches ein Startgebäude als mein Eigentum markieren. Dieses wird dann in der letzten Phase zu meiner Residenz. Eine Residenz gibt mir einen zusätzlichen Arbeiter. Sie kann später in ein Monument umgebaut werden. Monumente sind Gebäude, deren Bau viele Punkte bringt. Einige von ihnen bringen für den Rest des Spieles dauerhafte Vorteile.
Der folgende Zimmermann erlaubt den Bau eines Holzhauses. Der Bau von Gebäuden wird mit Prestige belohnt.
Der Zoll bewegt dann den Vogt: zwei Felder vor oder zurück. Danach darf jeder, beginnend mit dem Startspieler, den Vogt 1 bis 3 Felder vor oder zurückbewegen. Für jedes Feld muss ein Arbeiter abgegeben werden. Dies ist entscheidend, weil die Straße nur bis zum Vogt ausgewertet wird. Stehen Arbeiter hinter dem Vogt auf der Straße, gehen sie ohne Funktion ins Camp zurück. Wurde der Vogt erreicht, geht es weiter zur Burg.
Jeder, der an der Baustelle einen Arbeiter platziert hat, darf Bündel aus drei verschiedenen Rohstoffen, abgeben. Dabei muss einer der Rohstoffe Nahrung sein. Jedes Bündel bringt fünf Punkte und derjenige, der die meisten Bündel geliefert hat, erhält eine Gunst.
Danach kommt es zur letzten Phase, der Verwaltung. Man baut, wie oben schon erklärt, Residenzen und Monumente und erhält neue Arbeiter und Ressourcen aus Monumenten.
Danach startet die nächste Runde. Nach neun Runden, in denen Prestige für den Bau von Gebäuden und für Nutzung von Gebäuden direkt ausgezahlt wurden, gibt es nur noch Prestige für restliches Gold, und der Sieger steht fest.
Das Spiel fordert volle Aufmerksamkeit von mir. Ich muss genau planen, wann ich was tun will. Ich muss meine Ressourcen, also Arbeiter und Rohstoffe, genau im Auge behalten. Vor allem die Straße muss beobachtet werden. Leicht verplante ich einen Rohstoff, den ich erst in einem späteren Gebäude später bekomme.
Auch die Wünsche der Mitspieler sind sehr wichtig. Welche Gebäude können oder wollen sie mir wegschnappen? Was ist für sie uninteressant?
Durch den Vogt kommt es zu massiver Interaktion. Passt man dort nicht auf, kann man plötzlich ganz aus dem Spiel heraus sein. Es fehlen dann nicht nur die Rohstoffe, die die Arbeiter holen sollten, sondern da auch die Punkte von der Burg, da ich nicht liefern kann.
Die Charaktere darf man nicht unterschätzen. Einige sind direkt von Anfang an, andere erst später im Spiel wertvoll. So gibt der Tagelöhner während der Verwaltung immer einen Arbeiter mehr; der Dieb erlaubt das Nutzen fremder Gebäude, ohne dass der Besitzer Prestige ausgezahlt bekommt.
Caylus verzeiht keine Fehler, besitzt keinen Aufholmechanismus. Hier kann man, wie es in Eurogames immer seltener wird, die Mitspieler kräftig ärgern, sie sogar, wenn sich zwei zusammentun, ganz aus dem Spiel nehmen, ihnen keine Chance auf Erfolg lassen. Daher heißt es sehr aufmerksam spielen, und Neulinge auf Gefahren hinzuweisen, bevor Fallen zuschnappen. Ich kenne Spieler, die nach einem bösen Spiel nicht zu einem neuen Versuch bereit waren.
Dieser hohe Interaktions- und Ärgerfaktor ist beinahe ein Alleinstellungsmerkmal in der heutigen Zeit. Man spielt doch jetzt kooperativ?
Wer solche knallharten Spiele mag, wer dem Zufall nicht ausgeliefert sein will, wer Worker Placement liebt, der ist mit Caylus 1303 bestens bedient. (bd)
Steckbrief Caylus 1303 |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
William Attia | Huch! | 2 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | 60 - 90 Minuten | Andrew Bosley |