Pöppelkiste - Rezension

My City

My City: Der Titel ist wegweisend. Er gibt das endgültige Ziel des Legacy-Spieles an. Ich entwickle in 24 Einzelspielen meine eigene Stadt.

Jeder Spieler besitzt einen eigenen Bauplan, auf dem er seine 24 Bauteile bauen will. Gebaut werden darf nur auf hellgrünen Feldern, Gebirge und Wald sind tabu. Auch der Fluss darf nicht überbaut werden.
Auf 24 Baukarten, die verdeckt ausgelegt werden, ist jeweils ein Bauteil abgebildet. Es wird die erste Karte aufgedeckt, das zugehörige Gebäude muss an den Fluss angrenzen. Das nächste durch eine Karte bestimmte Gebäude muss an das erste angrenzen. Auch die andere Flussseite kann bebaut werden, wenn der Fluss nicht überbaut wird, sondern das Gebäude nur angrenzt. Alle weiteren Gebäude müssen an schon vorhandene angebaut werden.

Kann oder will ich ein Gebäude nicht bauen, darf ich das Spiel für mich beenden. Möchte ich weiterspielen, bekomme ich einen Minuspunkt. Den erhalte ich bei Spielende auch für jeden nicht überbauten Stein und jedes leere, hellgrüne Feld.
Jeder übrig gebliebene Baum zählt einen Pluspunkt, und das Ergebnis des ersten Spieles steht fest.

Diese Regeln gelten für fast alle Folgespiele.

Der Sieger erhält Fortschrittspunkte, die er auf seinem Tableau ankreuzt. Dann verändern sich die Materialien der einzelnen Spieler individuell. Es werden Sticker auf den Spielplan geklebt, oder es gibt anderes, neues Material. Dabei bekommen Verlierer immer etwas bessere Möglichkeiten als der Gewinner.

Für je drei Spiele gibt es einen Umschlag, in dem das Zusatzmaterial zu finden ist. So heißt das erste Kapitel (Spiel 1 bis 3) Das neue Land.

Es kommen weitere Gebäude, die man nicht freiwillig beiseitelegen kann, und viele kleine Veränderungen hinzu. Zu jedem Kapitel gibt es ein Übersichtsblatt, auf dem genau beschrieben wird, was sich zum vorherigen Spiel ändert.
Auf der Rückseite des Spielplans befindet sich ein Plan für das ewige Spiel. Dieses entspricht ungefähr dem Spiel 10. Es muss aber mindestens ein Spieler schon die Spiele 1 bis 5 gespielt haben, bevor man das ewige Spiel startet, da nur dann das Material aus den Umschlägen vorhanden ist.

Die Kampagne gewinnt, wer nach den 24 Spielen die meisten Fortschrittspunkte besitz. Zu den Punkten aus den Spielen kommen dann weitere Punkte für den Aufbau des eigenen Spielplans.

Durch die Corona-Einschränkungen konnten wir die Kampagne nur zu zweit spielen. Plättchen-Legespiele liegen Wolfgang sehr. Ich mag sie, spiele sie auch mit, bin aber kein ganz großer Freund davon, weil ich gegen Wolfgang keine großen Chancen habe . Wie erwartet verlor ich die ersten Spiele, aber durch die Materialänderungen wurde es schnell knapper, und ich gewann. Im Laufe der Zeit wurde der Abstand immer kleiner, einige Spiele wurden durch Tiebreaker entschieden. Da die Chancen immer besser für mich wurden, stieg auch die Motivation, weiterzuspielen.

Der Einstieg mit den ersten Spielen ist sehr einfach. Erfahrene Spieler werden sicherlich keine 30 Minuten pro Spiel benötigen. Durch das langsame Hinzunehmen von Regeln werden auch unerfahrene Spieler an höhere Komplexität herangeführt. Die Veränderungen nach jedem Spiel gleichen unterschiedliches Können an, und so haben auch schwächere Spieler im weiteren Spiel die Chance auf Spielsiege. Da muss Mama nicht extra schlecht spielen, das Spiel macht es ihr schon schwerer zu gewinnen.

Ich mag das Spiel.
Es führt langsam in Regeln und Thematik ein. Ich entwickele eine Stadt wie es im Laufe der Zeit auch real geschieht. Kirchen, Goldrausch …
Die Thematik ist ein Spiegel der neuzeitlichen Geschichte, viele Regeln lassen sich daher intuitiv erfassen.

Der Legacy-Mechanismus ist ideal, um unerfahrene Spieler an mehr Regeln heranzuführen, der Ausgleichmechanismus produziert ein Handicap für den Stärkeren. Für unerfahrene Spieler oder Gruppen mit unterschiedlichen Spielerfahrungen ist dies ein wertvoller Ansatz. Ich kann bin sicher, dass durch My City Viele Spaß an (auch etwas komplexeren) Spielen finden werden.(bd)

Steckbrief My City	Autoren	Verlag	Spieler	Alter	Spieldauer	Gestaltung
	Reiner Knizia	Kosmos	2 - 4 Spieler	ab 10 Jahre	ca. 30 Minuten	Michael Menzel, Michaela Kienle