FaiyumFaiyum

Da mir der Titel Faiyum nichts sagte, schaute ich auf Wikipedia nach. Es ist eine Landschaft in Ägypten. Ursprünglich war sie sumpfig und von Krokodilen bewohnt. Die Sümpfe wurden trockengelegt. Die Krokodile verschwanden. Stattdessen wurden hier Getreide und Früchte angebaut. Faiyum wurde zur Kornkammer Ägyptens.
Wir spielen die Zeit der Entwässerung und der Besiedelung Faiyums nach. Dafür besitzt jeder Spieler zum Start fünf Handkarten. Drei davon erlauben die Urbarmachung eines Gebiets. In Gebieten, in denen Weinstöcke oder Getreide angebaut werden können, verschwindet das Krokodil, was uns Geld bringt. Danach erhalten wir Trauben oder Getreide. Die felsigen Gebiete liegen höher. Hier erhalten wir einen Stein, aber kein Geld. Die anderen beiden Karten erlauben uns den Bau von Siedlungen und Wegen. Dafür bezahlen wir Rohstoffe und erhalten Siegpunkte und bei der Siedlung zusätzlich Geld. Alles, was wir bauen, gehört dem Pharao. Auf dem Spielplan gibt es keinen persönlichen Besitz; was dort steht, kann von allen Spielern genutzt werden. Der Pharao entscheidet über auch über den Sieg, repräsentieren die Siegpunkte das Ansehen bei ihm.
Damit wir mit der Urbarmachung und der Besiedelung schneller vorankommen, können wir uns bessere Karten kaufen. Die Karten sind zwar nummeriert, kommen aber in zufälliger Reihenfolge in den Markt. Er umfasst acht Karten; die Karten mit den vier niedrigsten Nummern können erworben werden; je niedriger die Nummer, desto preiswerter die Karte. Es rückt eine Karte nach, die nach ihrer Nummer einsortiert wird. Wer Funkenschlag kennt, wird den Marktmechanismus wiedererkennen.
Die gespielten Karten kommen auf einen persönlichen Ablagestapel. Die zuletzt gespielten Karte liegt oben. Irgendwann habe ich keine Karten mehr oder möchte die verbliebenen nicht spielen. Dann führe ich einen Verwaltungsakt aus. Habe ich weniger als drei Karten auf der Hand, erhalte ich dafür Geld. Außerdem erhalte ich Geld, wenn ich ein oder zwei Arbeiter, die häufig auf den Spielplan gesetzt werden, wieder in den Vorrat stelle. Anschließend nehme ich die obersten drei Karten von meinem Ablagestapel wieder auf die Hand. Gegen eine Zahlung kann ich die Anzahl erhöhen. Abschließend werden, abhängig von der Spielerzahl, ein oder zwei Karten im Markt ausgetauscht. Das Spiel endet, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht und der Markt leer ist. Noch einmal darf jeder Spieler seine Handkarten abspielen. Wer aussteigt, bekommt Siegpunkte; je früher, desto mehr. Wer die meisten Punkte hat, ist Sieger.

Friedemann schreibt über Faiyum, es sei ein Deckbauspiel gepaart mit dem bewährten Marktmechanismus aus Funkenschlag. Dabei funktioniert das Deck hier anders als in den meisten Deckbauspielen: Kein Mischen, kein Umdrehen des Ablagestapel, sondern die zuletzt gespielte Karte kommt zuerst auf die Hand. Last-in, First-out ist die gängigen Bezeichnung dafür.
Der bewährte Marktmechanismus sorgt hier über die vielfältigen Karten – keine zwei sind identisch – für immer anders verlaufende Partien. Weil Karten ohne Nutzung aus dem Spiel gehen, kann ein Element den Weg auf den Spielplan verpassen. Das wiederum nimmt anderen Karten die Grundlage oder reduziert ihre Nutzung erheblich. Werden zum Beispiel nur wenige Fabriken errichtet, können dort auch nur wenige Gesellen arbeiten. Ich habe dieses Phänomen auf unterschiedlichste Arten erlebt. Jeder Spiel hat trotz fehlender Elemente sehr gut funktioniert – eine bemerkenswerte Leistung des Autos.

Das Spiel richtet sich klar an Spieler, die gern Deck- und Aufbauspiele mögen. Über die Kartenreihenfolge kommt ein Zufall ins Spiel. Entschieden wird das Spiel jedoch durch gute Planung und der richtigen Einschätzung, welche Aktionen die Mitspieler durchführend werden. Es richet sich damit klar an den erfahrenen Strategiespieler, der gern flexibel auf Spielsituationen reagiert, und weil die Vielfalt der Karten für einen hohen Wiederspielreiz sorgen, kann ich dieser Spielergruppe Faiyum wärmstens empfehlen. (wd)

Steckbrief
Faiyum
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Friedemann Friese 2F 1 - 5 Spieler ab 12 Jahre ca. 120 Minuten Harald Lieske