GlasgowGlasgow

Glasgow wie wir es heute kennen, existiert nicht. Genauer existiert Glasgow überhaupt nicht, sondern nur Pläne, es zu errichten. Das wiederum ist unsere Aufgabe als Bauherr: Rohstoffe besorgen, um anschließend von Architekten Gebäude errichten zu lassen, aus denen Glasgow bestehen wird. Dafür steht Bauplatz aus einer vier Mal fünf Feldern großen Fläche zur Verfügung.
Zunächst bereiten wir den Rundkurs vor. Drei Architekten liegen in gleichen Abständen, ein weiterer direkt neben einem Kollegen. Zu jedem Architekten werden zwei Bauentwürfe gelegt. Zwischen den Architektengruppen befinden sich je vier Personen. Damit sind 12 der 14 Personen, die dem Spiel beiliegen, verfügbar. Die anderen beiden haben Pause.

Der Spieler, der sich auf dem Rundkurs weiter hinten befindet, ist am Zug. Er kann beliebig weit ziehen. In den meisten Fällen sind die Schritte eher kurz, denn sonst hätte der Mitspieler etliche Züge nacheinander.
Ziehe ich meinen Bauherrn zu einer Person, führe ich deren Funktion aus. Bei vielen erhalte ich Baumaterial, mal ein Stein, mal darf ich wählen, ganz selten gibt es mehr als eine Ressource. Andere Personen erlauben es mir, Rohstoffe zu tauschen, Bauentwürfe auszutauschen oder eine Fabrik zu aktivieren. Komme ich zu einem Architekten, kann ich ein Gebäude errichten. Ich zahle die Rohstoffe, nehme den Entwurf und lege ihn auf den Bauplatz an die bestehende Auslage. Die Größe des Bauplatzes muss beachtet werden, jedoch wird die genaue Ausrichtung erst im Laufe des Spiels festgelegt. Jetzt ist der Entwurf zu einem Gebäude in Glasgow. Handelt es sich bei dem gebauten Gebäude um eine Fabrik, wird sie sofort aktiviert. Das bringt eine Ressource oder erlaubt mir, eine Funktion wie bei einer Person aus dem Rundkurs auszuführen. Fabriken werden erneut aktiviert, wenn ein Gebäude in der Reihe oder der Spalte errichtet wird, in der die Fabrik angesiedelt ist. Alle anderen Gebäude bringen auf unterschiedliche Weise Siegpunkte.
Das Spiel endet, wenn die 20 Gebäude für Glasgow gebaut worden sind. Nun werden die Siegpunkte pro Spieler gezählt, zum Beispiel bringt ein Laden einen Siegpunkt und fünf weitere, wenn er sich an einer Ecke der Stadt befindet. Parks hingegen werden gezählt und ihre Anzahl quadriert. Und was hat es mit dem Whisky auf sich? Es gibt ihn nur einmal. Er ersetzt eine beliebige Ressource beim Bauen. Erhält ein Spieler Whisky, nimmt er ihn sich. Dabei ist es egal, ob er im Vorrat ist oder sich beim Mitspieler befindet.

Glasgow nutzt den durch Jenseits von Theben bekannt gewordenen Mechanismus, dass der hinten befindliche Spieler am Zug ist. Dies gibt den Spielern große Freiheiten, die sie in den meisten Fällen freiwillig nicht nutzen. Die mit Trippelschritten erworbenen Ressourcen sind wohlüberlegt zu investieren. Zum einen errichtet ein Spieler nur ca. zehn Gebäude. Zum anderen kann der Mitspieler ein liegengelassenes Gebäude errichten. Das ist oft auch nicht das, was man sich wünscht. Wie so oft in einem Zwei-Personen-Spiel sehe ich bei mir den Mangel, beim Mitspieler die Möglichkeiten.
Bei Glasgow ist es nun so, dass ich zusammen mit meinem Mitspieler eine Stadt errichte. Ich sehe den Fortschritt, ich sehe meine Chancen. Das gibt ein gutes Spielgefühl. Allerdings gibt es auch das böse Gesicht von Glasgow: Manchmal gibt das Spiel einem Spieler in den ersten Zügen einen klaren Vorteil. Er liegt uneinholbar vorne und gewinnt mit deutlichem Abstand. Da Glasgow eine kurze Spieldauer hat, ist dies erträglich. Oft kommt es nach einem solchen Spiel sogar zu einer Revanche.
Wer ein schnelles, taktisches Spiel sucht und akzeptiert, dass einzelne Partien extrem verlaufen, findet in Glasgow ein gutes Zwei-Personenspiel. (wd)

Steckbrief
Glasgow
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Mandela Fernández-Grandon Lookout 2 Spieler ab 10 Jahre ca. 30 Minuten atelier 198