The MagnificentThe Magnificent

Die Zirkuswelt war meines Wissens noch nie Gegenstand eines Kennerspiels. Wir verbinden Zirkus mit Akrobatik, Tierdressuren und Clowns, nicht mir Denkarbeit. Die kommt auf uns zu, denn wir managen einen Zirkus, der sich auf mehreren Bühnen etablieren möchten.

Wir beginnen das Spiel mit einem Zirkuszelt und einem engagierten Artisten. Unser Zeltplatz ist noch klein und kein bisschen gestaltet. Alles, was wir besitzen, sind ein paar Münzen und ein Trainer, der uns unterstützen wird. In drei Runden werden wir vier Spielzüge machen. Unser Motor sind Würfel in drei Farben, zu denen sich ein paar gläserne Würfel gesellen, die Joker sind. In einem Zug nehmen wir uns einen Würfel und addieren alle Werte gleichfarbiger Würfel, die wir in dieser Runde genommen haben. Je höher der Wert, desto mächtiger die Aktion. Genügt uns der Wert nicht, können wir ihn durch Abgabe gleichfarbiger Edelsteine erhöhen. Jetzt wählen wir eine von drei Aktionen aus.

Wir können unseren Zeltplatz ausbauen. Abhängig von Farbe und Gesamtwert der Würfel stehen uns dafür kleine und große Teile zur Verfügung. Sie decken vier beziehungsweise sechs Felder ab. Das erste Teil darf beliebig ausgelegt werden, weitere müssen an die vorhandene Auslage anschließen. Auf dem Zeltplatz gibt es Belohnungen: Münzen, mit denen am Rundenende bezahlt wird; Tickets, die Siegpunkte in diesem Spiel, Plakate, die jeweils einen Artisten zeigen, der bei uns auftritt; weitere Trainer sowie weiße Edelsteine, die jeder Farbe hinzugefügt werden.
Bei einer Reise bewegen wir den gleichfarbigen Zirkuswagen (Foto vom Rondell) im Uhrzeigersinn. Unsere gewonnene Erfahrung wird in Edelsteinen ausbezahlt. Beenden wir unsere Reise auf einem Zelt, nehmen wir es an uns. Dafür bekommen wir eine zusätzliche Belohnung, die ähnlich denen auf dem Zeltplatz ist. Jedes Feld, von dem das Zirkuszelt genommen wurde, gibt zukünftig ein Plakat.
Bei einem Auftritt gibt der Wert an, wie viele Künstler auftreten dürfen. Für jeden Künstler muss ein eigenes Zelt zur Verfügung stehen. Außerdem fordert er eine gewisse Gestaltung des Zeltplatzes, manchmal dazu eine Extragage, die in Edelsteinen bezahlt werden muss. Auch die Zeltgröße spielt eine Rolle. Große Zelte fordern einen Unterhalt, ebenfalls in Form von Edelsteinen. Auftretende Künstler und genutzte Zelte bringt einen Ertrag, Münzen und Tickets.

Nach vier Würfeln endet eine Runde. Bei der Würfelfarbe mit dem höchsten Wert ist die Augenzahl in Münzen zu bezahlen. Danach gibt es eine Wertung. Jeder Spieler besitzt vier Zirkusdirektoren. Während der Runde geben sie einen Bonus, bei einer Wertung Tickets. Je besser ihre Bedingung erfüllt wird, desto mehr. Für die nächste Runde stehen alle Trainer erneut zur Verfügung. Die Trainer werden eingesetzt, um etwas zu tun, was nicht der Norm entspricht, zum Beispiel erlauben sie, beim Ausbau des Zeltplatzes Teile in einer anderen Farbe als die der Würfel zu verwenden.
Nach vier Runde endet die Zirkusschau. Die restlichen Direktoren werden gewertet und Münzen in Tickets getauscht. Außerdem bringt ein gut gefüllter Zeltplatz weitere Tickets. Natürlich gewinnt der Zirkusdirektor, der die meisten Ticket verkauft hat.

Eine andere Welt, ein andere Aufmachung, ein Optimierspiel mit einem anderen Ansatz, so lässt sich The Magnificient beschreiben.
Das Thema ist unverbraucht, die Aufmachung ungewöhnlich. Ein Spielplan, dessen Hintergrund schwarz ist und bei dem das Material leuchtend wirkt, erinnert in seiner Farbgebung an eine Manege: Nur dort ist etwas zu sehen, wo Action ist. Leider sind ein paar Stellen dunkel geblieben, obwohl sie für die Spieler wichtig sind. Dennoch ist die deutlich andere Gestaltung ein Gewinn, weil sie neugierig macht und das Spiel wohltuend von der Masse der Spiele, vor allem beim Spielbrett, abhebt.
Auch die Optimierung ist anders. Die Art und Weise, wie die Würfel verwendet werden, ist einfach und gleichzeitig elementarer Bestandteil der Spielerentscheidungen. Durch nur zwölf Züge lässt das Spiel den Spielern keinen Raum zum Atmen. Bei nur drei Aktionen erscheint die Auswahl klein. Die vielen Entscheidungen innerhalb einer Aktion lassen Freiraum für die Ausgestaltung.
Jeder Spielzug ist wichtig – und mächtig. Darin unterscheidet sich das Spiel von vielen anderen Optimierspielen. Es gibt keine langsame Entwicklung, ein häufiges Nutzen erworbener Vorteile. Stattdessen gibt es große Aktionen mit viel Ertrag, der bezüglich Edelsteine, Münzen und sogar der Trainer, ein Re-Investment fordert. Damit hebt es sich, wie schon durch die Gestaltung, von anderen Spielen ab.
Zum Abschluss noch kurz drei Punkte, die bei Optimierspielen wichtig sind: Die Downtime hält sich selbst bei vier Spielern in Grenzen. Die liegt an der Planbarkeit. Obwohl der Wunschwürfel von jemand anders genommen werden kann, lässt sich gut planen. Das liegt auch daran, dass die Interaktion ausschließlich über den Spielplan stattfindet. Die Spieler stehen dort in Konkurrenz zueinander, können aber nicht zerstörerisch wirken. The Magnificent ist ein Spiel für Freunde des Optimierens, die Abwechslung suchen und dafür gern über den Tellerrand des Optimier-Einheitbreis schauen. (wd)

Steckbrief
The Magnificent
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Eilif Svensson, Kristian Amundsen Østby Pegasus 1 - 4 Spieler ab 12 Jahre 60 - 90 Minuten Martin Mottet