Manchmal hilft einen der Zufall, nicht nur im Spiel, sondern auch bei einer Rezension. Dieser Tage ist es schwer, ein Spiel mit mehr als drei Spielern zu spielen. Weil außerdem der Kreis der Spieler äußerst stark begrenzt ist, hängt es von den Vorlieben der wenigen Spieler ab, wie oft ein Spiel auf den Tisch kommt. Ich mag Nidavellir gern, meine Mitspieler hingegen fanden es durchschnittlich und bevorzugen andere Spiele. Lange Zeit konnte ich es daher nicht spielen.
Dann kam es online auf Board Game Arena. Nun ist es nicht dasselbe, ein Spiel am Tisch oder am Computer zu spielen. Dafür konnte ich es nun auch in größerer Runde spielen.
In Nidavellir rekrutieren wir Zwerge für eine Armee. Sie treiben sich in drei Tavernen herum. Um einen Zwerg anzuwerben, müssen wir dessen Zeche begleichen. Deshalb wurden wir mit Münzen im Wert von 2 bis 5 sowie einer speziellen 0 ausgestattet.
Zu Beginn jeder Runde sehen wir die Zwerge in den Tavernen. Es sind immer so viele, wie es Spieler gibt. Geheim legt jeder Spieler drei seiner fünf Münzen zu den Tavernen. Die letzten beiden Münzen behalten wir in unserem Geldsack. Sobald jeder Spieler seine Münzen verteilt hat, werden die Münzen für die erste Taverne aufgedeckt. In der Reihenfolge ihrer Werte, ein kleines Zusatzsystem mit Edelsteinen löst Gleichstände auf, wählen die Spieler ihren Zwerg. Wer die Münze mit dem Wert 0 gelegt hat, deckt zusätzlich seine beiden Münzen im Geldsack auf, addiert deren Werte und nimmt sich eine neue Münze, deren Wert der Summe der beiden Münzen entspricht. Diese legt er in den Geldsack und entfernt die höhere der beiden andere Münzen. Nach und nach werden die Münzen so wertvoller.
Die Zwerge unterteilen sich in fünf Klassen wie zum Beispiel Schmied und Minenarbeiter. Jede Klasse hat eine Farbe, die als Ranganzeichen dargestellt wird. Sobald ein Spieler einen Satz aus den fünf verschiedenen Rangabzeichen vervollständigt, rekrutiert er einen Helden. Das sind Zwerge, die auch mehrere Rangabzeichen einer Klasse aufweisen können oder keiner Klasse angehören. Sie werten zum Beispiel sofort eine Münze auf, bringen am Ende des Spiels viele Punkte oder besitzen Sonderfähigkeiten. Helden schließen sich ebenfalls der Armee an und können sogar die Rekrutierung weiterer Helden auslösen.
Nach der Hälfte des Spiels gibt es eine Zwischenwertung. Wer allein die meisten Rangabzeichen einer Klasse besitzt, erhält einen Vorteil wie die Verbesserung einer Münze, oder das Mithril, dass die Münze mit Wert 0 ersetzt und selbst den Wert 3 hat. Am Ende des Spiels gibt es für jede Klasse eine leicht andere Wertung. Zu diesen Punkten werden die Werte der Helden ohne Rangabzeichen sowie die Werte aller Münzen addiert. Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist Sieger.
Nidavellir ist ein Set-Collection-Spiel mit einem originellen Mechanismus. Auf der einen Seite möchte ich meine hohen Münzen verwenden, damit ich einen frühen Zugriff auf die Zwerge haben, auf der anderen Seite muss ich meine Münzwerte erhöhen, damit ich später noch mitbieten kann.
Die Wertungen der fünf Klassen sind dazu ausgewogen und mit der Zwischenwertung gibt es einen Anreiz, sich zu spezialisieren. Die Helden hingegen benötigen Ausgewogenheit zwischen den Klassen. Die Dilemmas in diesem Spiel sind offensichtlich.
Obwohl das Spiel mit einem recht kurzen Regelwerk, einem flotten Ablauf und einer austarierten Wertung ausgestattet ist, hat es einen schweren Stand. Zum einen ist das Ziel, Sets zu sammeln, hinlänglich bekannt. Anscheinend kann die originelle Art der Münzenaufwertung das nicht kompensieren. Zum anderen sind die Zeichnungen in Schwarzweiß gehalten. Nur die Rangabziehen sind farbig. Dies ist sehr hilfreich beim Spielen, jedoch ist der Aufforderungscharakter des Materials gering. Insgesamt ist Nidavellir ein interessantes Spiel in einem bekannten Genre. Aufgrund der Aufmachung glaube ich nicht, dass es viel gespielt wird. (wd)
Steckbrief Nidavellir |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Serge Laget | Pegasus | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | 40 - 60 Minuten | Jean-Marie Minguez |