Der Titel klingt nach Idylle. Wir sehen Getreidefelder, große Wiesen und Wälder vor uns. Dazwischen gibt immer wieder kleine Ansiedlungen von Bauernhöfen. Ein Fluss plätschert durch die Landschaft und versorgt Mensch und Tier mit klarem Wasser. Auch der Fortschritt ist sichtbar, denn durch die Landschaft fährt eine Eisenbahn und transportiert die Menschen schneller als es eine Kutsche kann.
Genau dieses Idyll ist der Ausgangspunkt für das kooperative Spiel Dorfromantik. Wir bauen eine große Landschaft aus sechseckigen Plättchen. Jedes zeigt Landschaften, wobei Siedlungen spieltechnisch dazu zählen, hinzu kommen Flüsse und Eisenbahnen. Unser Ziel ist es, viele Punkte zu machen. Dazu müssen wir Aufträge erfüllen.
Ein Spielzug ist dabei denkbar einfach: Wir decken ein Plättchen auf und legen es an. Im Spiel unterscheiden wir Auftrags- und Landschaftsplättchen. Liegen keine drei Aufträge aus, also zu Beginn oder wenn ein Auftrag erfüllt wurde, decken wir ein Auftragsplättchen auf. Dort ist angegeben, was gefordert wird (Dorf, Wald, Feld, Fluss oder Eisenbahn). Über ein weiteres Plättchen wird die Größe bestimmt: 4, 5 oder 6. So bedeutet Fluss-6, dass der Auftrag erfüllt ist, wenn der Fluss, an dem das Teil liegt, sich über genau sechs Plättchen erstreckt.
Anderenfalls decken wir ein Landschaftsplättchen auf. Unabhängig von der Art des Plättchens gelten die Anlegeregeln: Fluss und Eisenbahn müssen fortgeführt werden, Landschaften nicht. Außerdem muss mindestens eine Kante des neuen Plättchens an die Auslage gelegt werden.
Das Spiel endet, wenn ein Landschaftsplättchen gelegt werden muss, aber keines mehr verfügbar ist. Alle erfüllten Aufträge geben nun die Punkte (4, 5 oder 6) entsprechend ihrer Zahl. Dazu werden die Anzahl der Plättchen addiert, die den längsten Fluss und die längste Eisenbahnlinie bilden. Für die Landschaften gibt es auf drei Plättchen eine Fahne, eine für Wälder, eine für Felder und eine für Dörfer. Ist das Gebiet mit der Fahne abgeschlossen, gibt es auch hier die Anzahl der Plättchen, aus denen das jeweilige Gebiet besteht, als Punkte.
Nun ist Dorfromantik ein Legacy-Spiel, das heißt, nach jedem Spiel entwickelt es sich weiter. Über die Punkte wird bestimmt, wie viele Wegstrecken ich auf einer Landkarte zurücklegen darf. Dabei erreiche ist Stationen, die mir wiederum neues Material geben. Meist sind es neue Aufgaben/Plättchen, die anders funktionieren als die hier beschriebenen. Ich bekomme auch mehr Freiheiten. Zum einen kann ich auf der Landkarte verschiedene Wege einschlagen, zum anderen bekomme ich viele Aufgaben. In weiteren Partien kann ich mir dann überlegen, welche ich besonders gern erfüllen möchte. Wir schätzen, dass wir rund 12 Partien benötigen werden, bis wir alle Optionen freigeschaltet haben.
Das Spiel spiegelt die Idylle eines kleinen Dorfes gut wider. Ohne Zeitdruck und ohne Gegeneinander decken wir die Plättchen auf, schauen gemeinsam nach einem guten Platz, manchmal diskutieren wir kurz und dann legt der Spieler, der am Zug ist, das Plättchen. Gemeinsam hofft man auf gute Plättchen; welche das sind, ergibt sich aus der Situation. Bei den Aufträgen möchten wir zunächst die niedrigen Werte, denn wir können dann unsere Auslage für die höheren Werte noch einmal nutzen.
Während des Spiels entsteht eine schön anzuschauende große Landschaft. Selbst die Übergänge, an denen unterschiedliche Landschaften aufeinandertreffen, stören den harmonischen Eindruck nicht. Wer nun glaubt, dass Spiel plätschert dahin wie der Fluss, irrt sich gewaltig. Die Aufgaben sind ein hoher Anreiz, eine punkteträchtige Auslage zu bilden.
Dorfromantik besitzt einen hohen Wiederspielreiz. Zunächst geht es um die Punkte im Spiel und den damit verbundenen Fortschritt auf der Landkarte. Darüber erhalte ich neue Herausforderungen - eine ist mit dem Zirkus auf dem Foto links zu sehen – die das Spiel in einer Nuance anders gestaltet und weitere Partien interessanter machen als eine einfache Wiederholung wäre. Später gibt es Kombinationen von Aufgaben, die nur schwer in einer Partie zu erfüllen sind. So müssen wir schon zu Beginn eines Spiels Prioritäten setzen, welche Aufgabe wir nun recht sicher erfüllen wollen.
Ich habe zwei unterschiedliche Stile kennengelernt, wie mit diesem Spiel umgegangen wird. Einige Gruppen spielen etliche Partien hintereinander, weil die Neugier auf neue Belohnungen sie antreibt. Die anderen, zu denen auch wir gehören, spielen maximal eine Partie am Tag, damit das Erlebnis länger anhält. Welchen Weg eine Gruppe bevorzugt, muss sie selbst entscheiden. Beide Wege zeugen von der sehr hohen Qualität des Spiels. (wd)
Steckbrief Dorfromantik |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Lukas Zach, Michael Palm | Pegasus | 1 - 6 Spieler | ab 8 Jahre | 30 - 60 Minuten | Paul Riebe |