Findorff ist ein Stadtteil von Bremen. Er wurde im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert zunächst durch die Torfschifffahrt und später durch den Eisenbahnbau geprägt. Wir spielen diese Epoche nach, indem wir mit Torf handeln, Arbeiter für unsere Fabriken einstellen, Wohnhäuser und andere Gebäude errichten sowie den Eisenbahnbau vorantreiben.
Zunächst starten wir mit einem kleinen Torfkahn, ein wenig Torf und Geld, das uns die ein oder Anschaffung ermöglicht. Wir müssen uns in jedem Spielzug entscheiden, ob wir einkaufen möchten, Arbeiter einstellen oder in unseren Fabriken arbeiten lassen oder ob wir Verkäufe tätigen.
Die Produktionskette ist einfach: Wir kaufen eine Fabrik und benötigen ein oder zwei Arbeiter für die Produktion. Je nach Preis produziert eine Fabrik ein bis drei Ziegel oder Eisenbahnschienen beziehungsweise zwei oder drei Torf. Den Torf verkaufen wir am Markt zum Tageskurs. Eine Schiene fördert den Eisenbahnbau und bringt zehn Taler. Mit dem Ziegel wird ein Wohnhaus für einen Arbeiter errichtet. Das bringt später Taler oder weitere Abgaben.
Drei Besonderheiten zeichnen Findorff aus: Die Möglichkeit, seine Aktionen mehrfach auszuführen,die Bürokratie als verpflichtende Zusatzaktion und die klare Zielsetzung, die Gebäude Findorffs zu errichten, indem es dafür viele Siegpunkte gibt.
Im Einkauf kann man seine Effizienz steigern. Dazu erwirbt man das Recht eine Aktion innerhalb eines Zuges noch einmal auszuführen. Zum Beispiel bekomme ich dann nicht nur einen Arbeiter, wenn ich einen einstelle, sondern eine zweiten oder sogar noch mehr. Ich investiere also Geld und eine Aktion, damit ich später mehr machen kann.
Die vier Aktionen (Einkaufen, Arbeiter einstellen, produzieren und verkaufen) sind in der genannten Reihenfolge geordnet. Wenn ich eine Aktion ausführen möchte, die weiter vorne steht, durchlaufe ich vorher die Bürokratie. Die Findorffer kaufen die Eisenbahn Torf auf dem Markt, wodurch der Preis steigt. Pro Paar aus Arbeiter und Wohnhaus gibt es Taler und wird weiter ausgebaut. Schließlich verstirbt ein Arbeiter.
Kommen wir zurück zum Einkauf. Das Ziel des Spiels ist es, Findorff zu errichtet, also die Gebäude, die den Stadtteil prägten, zu bauen. Der Bau eines Gebäudes ist eine Aktion des Einkaufs und wird mit 50 Siegpunkte belohnt. Dies sind gegenüber den anderen Siegpunktquellen so viele Punkte, dass es schwer ist, das Spiel mit auch nur einem Gebäude weniger zu gewinnen. Die 25 Gebäude befinden sich auf Karten, von denen jeder Spieler bei Spielbeginn einige auf der Hand hat. Der Rest liegt im Markt und kann von jedem Spieler errichtet werden. Solange er noch Handkarten besitzt, muss er den Markt anschließend wieder auffüllen.
Damit sind wir auch schon beim Spielende. Es tritt am Ende der Runde ein, in der die Bahnlinie nach Hamburg eine gewisse Länge erreicht hat. Neben den Gebäuden zählen die restlichen Taler als Siegpunkte und noch vorhandener Torf, sowie Ziegel und Gleise werden in Punkte umgerechnet.
Auf den ersten Blick wirkte Findorff auf mich wie ein wirtschaftliches Entwicklungsspiel. Die Regeln und die Materialien unterstützten diese Einschätzung. Sobald ich ein Spiel gespielt hatte, änderte ich meine Meinung. Findorff ist vom Charakter und vom Spielgefühl her ein Wettlauf. Es geht darum, Gebäude zu errichten. Wer früher beginnt, hat gute Chance, mehr als die Mitspieler zu bauen und somit bessere Chancen auf den Sieg.
Ein essenzieller Teil des Spiels sind die zusätzlichen Aktionen, die erworben werden können. Es ist offensichtlich ein Vorteil, mehr Aktionen auf einmal ausführen zu können. Dennoch gilt es abzuwägen, welche Aktion ich gern mehrfach ausführen möchte und ob dies die Einkaufaktion und das Geld wert sind. Gänzlich ohne diese Verstärkung werde ich nicht auskommen. Ich habe einmal erlebt, wie eine Mitspielerin mit nur zwei dieser Verstärkungen in einem Spiel zu viert einen zweiten Platz belegte, wenige Punkte hinter dem Sieger. Meine Versuche, dies nachzustellen, endeten kläglich.
Findorff überzeugt durch minimale Regeln für ein Spiel dieser Komplexität. Leider sind diese Regeln nicht so verständlich formuliert und dargelegt. Auch gefällt mir der thematische Hintergrund (siehe Box). Durch die Gewichtung auf die Errichtung der Gebäude liegt die Betonung stark auf die Entstehung Findorffs.
Diesem Spiel stand ich von Anfang an nicht neutral gegenüber. Deshalb war ich hocherfreut, dass es bei meinen Mitspielern sehr gut ankam. (wd)
Findorff – meine Heimat Als ich von dem Spiel hörte, war ich sofort Feuer und Flamme, denn ich habe die ersten 24 Lebensjahre in Findorff gewohnt. Ich erkannte meinen Heimatstadtteil sofort auf dem Spielplan wieder und manche Gebäude aus dem Spiel stehen heute noch. Mehr dazu, wie es mir mit einem Spiel erging, dessen Inhalt mir persönlich so nahesteht, gibt es auf einer Extraseite. |
Steckbrief Findorff |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Friedemann Friese | 2F | 1 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 75 Minuten | Maura Kalusky |