Hier liegt endlich mal wieder ein Spiel vor, bei dem wir böse Dinge machen dürfen. Wir rauben Schätze in europäischen Großstädten. Zu Beginn begeben wir uns nach Paris. Über Barcelona und Rom kommen wir nach London. Es gibt Grundkarten und ein Grundregelwerk. Jede Stadt fügt individuelle Karten und Regeln hinzu.
Der Ablauf von Caper ist einfach. Es gibt zwei Arten von Karten: Diebe und Ausrüstungen. Abwechselnd erhalten wir zu Beginn der Runde Karten eine der beiden Arten. Wir wählen eine Karte aus und übergeben den Rest an den Mitspieler. Die gewählte Karte legen wir aus und befolgen ihre Instruktionen (oder legen sie - meist ungern - für Geld ab). Bleibt nur noch eine Karte nach unserer Wahl übrig, geht diese aus dem Spiel und die nächste Runde beginnt. Nach sechs Runden endet das Spiel.
Bevor wir loslegen können, legen wir die Stadt, in der wir uns befinden, aus. Wie bei den Dieben und Gegenständen gibt es allgemeine Orte. Diese werden mit stadtspezifischen Sehenswürdigkeiten angereichert und schließlich per Zufall drei Karten ausgewählt. An jedem Ort können sich pro Spieler drei Diebe aufhalten (wir legen insgesamt sechs aus). Jeder Dieb kann wiederum drei Ausrüstungen besitzen (es könnten im Prinzip 15 Gegenstände ausgelegt werden, es sind aber weniger). Für Ausrüstungen ist oft Geld zu bezahlen, welches ich mir vorher über Diebe und über kostenlose Ausrüstung besorgt haben muss.
Es gibt im Spiel vier Wege, um Punkte zu erzielen. Erstens wetteifern wir an den Orten, wer dort besser agiert. Der Sieger erhält die Vorteile, darin sind immer Siegpunkte, des Ortes. Eine unserer Aktivitäten ist der Diebstahl. Es gibt drei verschiedene Gegenstände in vierfacher Ausfertigung, die über die Orte verteilt sind. Sätze aus unterschiedlichen Diebesgütern geben uns Punkte. Daneben gibt es von Dieben noch einzelne Siegpunkte sowie Punkte für Ausrüstungen bestimmter Kategorien. Die letzte Möglichkeit für Punkte wird über die ortsspezifischen Karten eingebracht und sorgt für Abwechslung.
Der Kern von Caper ist Drafting: Ich wähle eine Karte und muss den Rest an meinen Mitspieler geben. Alles, was ich nicht nehme, kann gegen mich verwandt werden. Hinzu kommt in diesem Spiel ein chronischer Geldmangel. So bin ich gezwungen, für Geldnachschub zu sorgen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Dabei darf ich nicht zu viel horten, denn der Vorrat ist klein. Sollte er leer sein, bekommt der Mitspieler neues Geld von mir, solange ich mehr besitze als er.
Caper bietet eine Vielzahl von Reizen. Einer ist der, dass ich nur eine begrenzte Anzahl von Karten zur Auswahl habe und mit diesen mein Vorgehen improvisieren muss. Ein anderer entsteht durch die vier grundsätzlichen Wege, mit denen ich an Siegpunkte zu gelange. Dadurch gibt es genügend unterschiedliche Taktiken. Dazu ist das Spiel hochgradig interaktiv, weil die Aktionen des Mitspielers oft auch die Situation für mich verändern. So muss ich überlegen, wie ich reagiere. Und zum Schluss: Die meisten Partien verlaufen sehr spannend und enden mit einem knappen Punkteunterschied.
Durch die vier Städte habe ich ein Grundregelwerk, dass jedes Mal ein wenig anders angereichert wird. Damit werden Freunde abwechslungsreicher Spielekost bedient. Schön ist es hier, dass mit wenigen ausgetauschten Karten spürbare Änderungen entstehen.
Caper enthält viele Elemente und ist von daher dem Kennerspielbereich zuzuordnen. Trotzdem lässt es sich recht locker spielen, weil die einzelnen Entscheidungen schnell gefällt werden können. Insgesamt liegt hier ein schönes, anspruchsvolles Zwei-Personen-Spiel vor. (wd)
Steckbrief Caper |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Unai Rubio | Feuerland | 2 Spieler | ab 10 Jahre | 25 - 35 Minuten | Josh Emrich |