EncyclopediaEncyclopedia

Wir möchten Tiere erforschen, doch zunächst fehlt uns dafür das Geld. Dieses können wir uns besorgen, schon einmal Experten anheuern und die Tiere in der Theorie studieren. Schließlich geht es auf große Fahrt, zu den Tieren, die zumindest etwas mit unserem Forschungsobjekt, dem wichtigsten Tier, gemeinsam haben sollten. Nach der Reise geht es dann darum, die Erkenntnisse in wissenschaftlichen Veröffentlichungen darzulegen. Das klang für meine Frau und mich, wir sind beides Naturwissenschaftler, total aufregend und musste auch sofort nach Erhalt des Spiels ausprobiert werden.

Motor des Spiels sind die vier Würfel, die jeder Spieler erhält und zu Beginn der sechs Runden würfelt. Anders als in vielen Spielen sind sie nicht für den Würfler reserviert. Stattdessen wähle ich für meine Aktion einen beliebigen Würfel aus. Sofern er von einem anderen Spieler stammt, bekommt er die dafür von ihm zugewiesene Belohnung.
In meinem Spielzug kann ich eine von sechs verschiedenen Aktionen durchführen. Manche benötigen einen Würfel in einer bestimmten Farbe, manche eine gewisse Höhe in der Augenzahl. Von den sechs Aktionen dienen zwei dazu, die Expeditionen mit Siegeln und Geld auszustatten, bei einer weiteren heuern wir Spezialisten an. Durch eine vierte Aktion können wir die Tiere bereits kennenlernen und uns dabei für die Erforschung reservieren. Jedes Tier hat fünf Eigenschaften, die uns interessieren: Kontinent, Rasse, Nahrung, Lebensraum und Klima.

Mit der fünften Aktion geht es endlich auf Expedition. Wir zahlen mit dem zuvor erworbenen Siegeln und dem Geld aus der Bank. Jede Erforschung einer Tiereigenschaft mit Ausnahme des Kontinents erfordern Geld, einiges ist recht preiswert, die letzte Eigenschaft recht teuer. Mit der Expedition ist erst die Grundlage für die Forschung geschaffen. Ein Tier ist das Basistier. Dessen Eigenschaften können auch an anderen Tieren erforscht werden. Je teurer die Erforschung einer Eigenschaft auf einer Expedition war, desto mehr Punkte bringt nun seine Veröffentlichung im Forschungsbericht.
Nach sechs Runden endet das Spiel. In der Abschlusswertung gibt es die meisten Punkte für die konzentrierte Erforschung bestimmter Eigenschaften der Tiere. Wer am Ende die meisten Punkte besitzt, ist Sieger.

Das Thema ist für mich und auch für meine Frau als Naturwissenschaftler wie gemacht. Von der Ausstattung bis hin zur wissenschaftlichen Veröffentlichung umfasst das Spiel alles, was die Erforschung unserer Erde angeht. Dabei beschränkt sich das Spiel auf einen Aspekt: Die Erforschung der Tierwelt aus allen Kontinenten. Wir sind mit großer Erwartung an das Spiel herangegangen.
In der ersten Partie wirkte das Spiel trocken. Die schönen Tierzeichnungen konnten nicht ändern, dass die Tiere auf fünf Eigenschaften, die dazu abstrakt wirken, reduziert sind. Der Würfelmechanismus bringt ein wenig Zufall ins Spiel, dieser wird aber durch die Handhabung ausgeglichen. Jeder hofft, dass seine Würfel genommen werden und nimmt nur ungern seine eigenen. Das Ganze gleicht sich stark aus, zumal es im Spiel sowohl die Möglichkeit gibt, die Farbe zu ändern als auch die Augenzahl zu erhöhen.
Leider sind die Expeditionen auch nur abstrakte Handlungen. Jedem Kontinent ist eine Farbe zugeordnet, eine Fahrt gibt es nicht, der Spieler zahlt lediglich für Tiereigenschaften, die er erforschen will. Dahinter steckt Geldabgabe und Setzen einer Markierung.

Das alles wäre zu verkraften, wenn das Spiel mit einer guten Wertung entschädigen würde. Leider ist das Gegenteil der Fall. Ich bekomme umso mehr Punkte, je häufiger ich die gleiche Eigenschaft erforscht habe. Da es erst ab viermaliger Erforschung Punkte gibt, sind die ersten drei Male für die Schlusswertung verloren. Dieser Mechanismus führt zur Konzentration der Forschung, denn allein das Erforschen einer zweiten Eigenschaft führt dazu, dass drei Forschungen keine Punkte in der Endabrechnung bringen. So gewann ich ein Spiel auch haushoch, weil ich in diesem lediglich eine Eigenschaft in jeder Kategorie erforscht habe.
Die Abstraktion zusammen mit der Schlusswertung führen dazu, dass Encyclopedia für uns die größte Enttäuschung der aktuellen Saison ist. (wd)

Steckbrief
Encyclopedia
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Éric Dubus, Olivier Melison Holy Grail 1 - 4 Spieler ab 12 Jahre 25 - 100 Minuten Joelle Drans, Jérémie Prugneaux, Ronan Toulhoat