Die WölfeDie Wölfe

Manchmal ist der Weg zu einem Spiel ungewöhnlich – wie hier. Bei diesem Spiel sprach mich der Titel an. Das liegt an meinem Vornamen Wolfgang, durch den ich schon immer einen Blick mehr auf die Wölfe hatte. Ich habe dann kurz recherchiert und gelesen, dass Spiel hat einen originellen Mechanismus für ein Mehrheitenspiel, weil es die Spieler zwingt, in immer anderen Regionen aktiv zu werden. Damit war klar: Das Spiel wird näher betrachtet.

Der variable Spielplan wird entsprechend der Spielerzahl aus Gebieten aufgebaut. Zentral befindet sich eine Schlucht. Daran liegen Teile, die je drei Felder der fünf Landschaften zeigen, ein Wasser- und ein Beutefeld. Am Start stellen wir je ein Paar aus einem Alphawolf und einen weiteren Wolf links und rechts der Schlucht auf.

In meinen Zug darf ich zwei Aktionen ausführen: ich kann Wölfe bewegen, einen Bau errichten oder ihn zur Höhle aufwerten; ich kann einsame Wölfe in mein Wolfrudel integrieren und fremde Wölfe und Baue annektieren. Zusätzlich kann ich noch Beute machen, indem ich sie mit drei meiner Wölfe einkreise.
Für die Ausführung der Aktion benötige ich ein (Bewegung), zwei (Bau, Höhle, einsamer Wolf) oder drei (Annexion) gleiche Landschaften aus meinen sechs Landschaftsplättchen. Ein Plättchen zeigt auf beiden Seiten meine Landschaft. Die anderen fünf zeigen unterschiedliche Landschaften, dabei jede zwei Mal. Um meine Aktion durchzuführen, brauche ich die Ziellandschaft, z. B. Benötige ich für die Errichtung eines Baus in der Wüste zwei Wüsten. Anschließend werden die Plättchen umgedreht und zeigen, außer meinem Heimatplättchen, nun eine andere Landschaft.
Das Spiel wird abgerundet durch weitere Effekte. Ich bekomme durch viele Aktionen Plättchen, die mir einmalig entweder eine Landschaft geben oder eine weitere Aktion erlauben. Dazu bekomme ich für meine Aktionen Siegpunkte, die oft mehr werden, wenn ich eine Aktion besonders häufig nutze.

Drei Mal im Spiel kommt es zu einer Wertung von Gebieten. Die Spieler mit der größten und zweigrößten Mehrheit bekommen Siegpunkte, wobei jedes Teil (Alphawolf, Wolf, Bau) einen und eine Höhle drei Wertungspunkte bringt. Ausgelöst wird die Wertung, indem alle Teile, die vom Spielplan genommen werden, auf eine Leiste gelegt werden. An bestimmten Punkten wird die Wertung ausgelöst. Das Spiel endet mit der dritten Wertung.

Alles, was ich vorher über die Wölfe recherchiert hatte, hat sich in meinen Spielen bestätigt. Es sind wenige, einfache Aktionen, die im Spiel möglich sind und diese sind dazu thematisch gut eingebettet. Jede der Aktionen hat ihren Reiz und ihre Berechtigung. Sind Bewegung und Bau die Basis des Spiels, so sind Höhlen und Beute die höhergesteckten Ziele. Gleichzeitig möchte ich mein Rudel vergrößern. Die Annexion ist aggressiv, kann jedoch zu Beginn des Spiels kaum ausgeführt werden. Später ist sie möglich, erzeugt Furcht, doch kann der Verlust eines Wolfes verkraftet werden.

Der Mechanismus über die Landschaften ist für mich neu und äußerst interessant. Nur selten kann ich in meinem Zug zweimal in derselben Landschaft operieren (fast nur in der Heimatregion). Es zwingt mich vielseitig zu agieren und auch dahingehend zu denken, ob ich lieber die richtigen Landschaften erzeuge oder eine wichtige Aktion durchführe. So gibt es oft viele Möglichkeiten zu agieren, ohne dass es einen eindeutig erfolgreichen Weg gibt.
Bei allem Gefallen haben die Wölfe aber auch einen Nachteil. Die in der Reihenfolge hinten sitzenden Spieler haben bei Wertungen oft einen Spielzug weniger gehabt, ebenso bei Spielende. Dies muss sich nicht im Ergebnis niederschlagen, hinterlässt aber ein ungutes Gefühl bei den Betroffenen. Die Antwort des Verlags auf das Problem ist unten in der Box wiedergegeben. Ich löse das Problem dadurch, dass ich als erfahrener Spieler freiwillig die hintere Position übernehme, wenngleich auch ich mich von dem unguten Gefühl nicht ganz lösen kann. Trotz dieses erheblichen Ungleichgewichts machen die Wölfe viel Spaß und bieten mit den Landschaften eine ganz neue Steuerung der Spielzüge.

Für mich sind die Wölfe ein gutes Spiel. Wären sie ausgewogen, hätte es ein sehr gutes Spiel sein können. (wd)

Ablaufänderung

Der Verlag schlägt vor, nach der Wertung noch die Runde zu Ende zu spielen. Die hinten sitzenden Spieler können dann zwar nicht mehr agieren, um ein besseres Ergebnis für eine Wertung zu erzielen, doch können sie Punkte über Baue, Höhlen und neue Wölfe erzielen.
Nach meiner Erfahrung können am Ende in einem Zug durchaus viele Punkte (8 -10 Punkte bei rund 60 Punkte, die man für einen Sieg benötigt) erzielen, sodass ein solch zusätzlicher Zug für mehr Gerechtigkeit sorgt.

Steckbrief
Die Wölfe
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Ashwin Kamath, Clarence Simpson Skellig 2 - 5 Spieler ab 14 Jahre ca. 75 Minuten Pauliina Linjama