InfernoInferno

Der erste Kontakt zu dem Spiel war auf der Spiel ’24. Es hat mich sowohl aufgrund der Erklärung als auch optisch sofort angesprochen. Ein Grund dafür ist die Einfachheit einer Spielzugs: Eine Figur bewegen und anschließend eine von zwei möglichen Aktionen ausführen. Das soll ein Expertenspiel sein? So steht es auf der Schachtel. Auf Nachfrage kam die Antwort, dass die Zusammenhänge und die Schlusswertung es dazu machten.

Schauen wir uns das Spiel im Detail an. In einem Zug ziehe ich eine Seele (= die Figuren) weiter in die Hölle hinein. Diese besteht aus neun Ebenen. Jede Seele hat ihren Zielort. Wenn sie den erreicht, bekommt der Spieler dafür Punkte.
Jeder Ort der Hölle verweist auf einen der vier Stadtteile von Florenz. In einem Stadtteil befinden sich zwei Gebäude: ein gewöhnliches und ein besonderes. Während das gewöhnliche immer betreten werden kann, kostet das andere Eintritt in Höhe eines Florin für Adlige oder muss von einem Gassenkind besucht werden. Jedes Gebäude gewährt dann ein oder mehrere Aktionen, die der Spieler ausführt.

Hat der Spieler keine Figuren mehr, beschuldigt ein Adliger oder ein Gassenkind einen virtuellen Einwohner. Dieser wird, ebenfalls virtuell, hingerichtet und seine Seele gelangt über den Friedhof in die Hölle. Der Anschuldigende kommt zurück in den Turm, die anderen Familienmitglieder zurück ins Haus.
Die Aktionen sind vielfältig: Turm erhöhen, Gassenkind adoptieren, Fässer besorgen, Gäste einladen und vieles mehr. Bei jeder Anschuldigung bewegt sich Dante, eine neutrale Spielfigur, weiter in die Hölle. Er verteilt Urkunden für die Endabrechnung.

Dort gibt es acht Leisten, auf der es Fortschritte durch Anschuldigungen gibt. Sie werden durch Schädel symbolisiert. Auch Karten, die Fässer benötigen, bringen einen hier vorwärts. Eine zweite Komponente sind die Wertungssteine, deren Wert sich im Spiel ändern kann. Bei der Schlusswertung fällt der Wert für jeden Platz in der Hölle, der bei der entsprechenden Farbe noch frei ist.
Um Punkte zu bekommen, wird eine Urkunde benötigt. Sie kann am Ende noch kurzfristig beschafft werden. Für die Punkte werden dann der Wert des Skeletts mit dem Wert des Wertungsstein multipliziert. Wer dann am meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.

Ein Spiel beginnt mit der Regel und dieses zeigt bereits dort seine Qualität: Übersichtliche Struktur, eindeutige Beschreibungen, vor allem der Aktionen und sogar Hinweise auf die Siegpunkte. Diese Regel erleichtert den Einstieg sehr.
Es folgt das erste Spiel. Besondere Startvoraussetzungen helfen den Spielern, weil die Startausstattung großzügig ist. Weil auch bei drei oder vier Spielern die Spielplanseite für zwei Spieler verwendet wird, bleibt die Spieldauer für ein erstes Spiel auf Expertenniveau angenehm.
Danach werden die Familien mit der normalen Ausstattung verwendet. Jetzt kennen die Spieler den Ablauf und die Regeln. Die Komplexität des Spiels hält sich in Grenzen. Es sind die Möglichkeiten, die Mängel und die Abhängigkeiten, die herausfordernd sind. Das Spiel ist wie es sein soll: komplex, nicht kompliziert.

Eine andere Seite ist das Thema und dessen Umsetzung. Das Thema ist erfrischend; die Hölle als Thema bringt uns in eine unbekannte Spielewelt. Die Umsetzung ist sehr gelungen. Das beginnt mit der übersichtlichen und ästhetischen Gestaltung des Spielplans und der Spielfiguren. Es geht weiter beim Ablauf, der auch bei vier Spielern zügig ist, sodass Downtime selten spürbar ist. Vieles ist planbar, wenngleich die Mitspieler oft genug einen Strich durch die eigenen Pläne machen. Selten empfand ich bei einem komplexen Spiel das Verhältnis von Zwängen zu Möglichkeiten so angenehm wie hier.

Mit Inferno lohnt sich eine Fahrt in die Hölle, denn es ist höllisch gut. (wd)

Steckbrief
Inferno
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Fernando Eduardo Sánchez Strohmann Games 1 - 4 Spieler ab 14 Jahre ca. 120 Minuten David Benzal, Christian Casado Otazu