Wer The City hört, denkt als Spieler vielleicht zuerst an Blue Moon City. Fernsehfreunde werden ihre Gedanken eher in Richtung Sex in the City schweifen lassen. Hingegen haben Nostalgiker den Song Am Fenster der DDR-Gruppe City im Ohr.
Mit allem hat The City wenig zu tun: Einen blauen Mond gibt es trotz vieler Zeichnungen mit Lichteffekten nicht, ein Eros-Center als Gebäude kann auch nicht gebaut werden, aber wenigstens kann City im Konzerthaus auftreten, wenn es denn erst einmal gebaut worden ist.
Zunächst gibt es nur einen leeren Ort - keine Gebäude, keine Verkehr, nur gähnende Ödnis - und das pro Spieler. Die beginnen das Spiel mit sieben Entwürfen von Gebäuden, die sich in Form von Karten auf ihren Händen befinden, um sich gleich wieder von zweien zu trennen. Damit nun aus so einem Entwurf ein Gebäude entsteht, spielt man es aus. Das machen alle Spieler gleichzeitig und verdeckt. Nach dem gemeinschaftlichen Aufdecken, muss der Bau des Gebäudes noch bezahlt werden. Dazu hat jedes Gebäude einen Preis, der mit Karten zu begleichen ist.
Nachdem die Gebäude errichtet wurden, bekommt jeder Spieler Einkommen und Siegpunkte. Das Einkommen wird als Karten ausgezahlt und die Siegpunkte werden notiert. Beides gibt es jede Runde wieder, ein Gebäude wirkt also für das gesamte restliche Spiel.
Das Spiel gewinnt seinen Reiz aus der Vielfalt der Gebäude. Wie in der Realität sind manche Gebäude nur sinnvoll, wenn andere schon errichtet worden sind. Im Spiel darf man deshalb manche Gebäude erst dann bauen, wenn bestimmte andere Gebäude schon in der eigenen Stadt existieren. Eine weitere Beziehung zwischen Gebäuden besteht über Vergünstigungen. Wer zum Beispiel einen Industriepark sein eigen nennt, kann Forschungszentren und Gewerbegebiete für einen verringerten Preis bauen.
Zudem werden viele Gebäude durch Icons in Kategorien unterteilt, von denen es drei Stück gibt: Verkehr, Handel und Dienstleistungen sowie Kultur und Freizeit. Etliche Gebäude beziehen sich auf diese Kategorisierung und bringen Einkommen und Siegpunkte pro entsprechenden Icon. Weil solche Gebäude sehr mächtig sind, darf man sie auch nur einmal bauen.
Das Spiel endet schließlich, wenn ein Spieler mindestens 50 Punkte hat. Meistens dauert ein Spiel zwischen sieben und zehn Runden beziehungsweise 15 bis 20 Minuten.
Damit gehört es zu den Spielen mit kurzer Spieldauer und hier ist sie dem Spiel angemessen: Ich benötige ein paar Runden, um ein sicheres Einkommen durch meine Stadt zu generieren. Dann können punkteträchtige Gebäude errichtet werden. Obwohl dieses Vorgehen simpel klingt, sind eine Menge Entscheidungen zu fällen. Der Grund liegt nicht nur in den diversen Gebäuden, sondern auch in zwei zusätzlichen Optionen. So kann ich kostenlos einen Architekten anstellen, der mir sicheres Einkommen bringt. Dies ist eine gute Option, wenn beim Start Gebäude für regelmäßiges Einkommen fehlen. Alternativ kann ich auch fünf Karten nehmen und mir dann einen Gebäudeentwurf davon aussuchen. Diese Option ist einerseits sinnvoll, wenn ich auf ein teures Gebäude spare und andererseits, wenn ich nach bestimmten Gebäuden Ausschau halte.
Nun Ist The City ein Kartenspiel und wegen der Vielfalt der Gebäude hat es einen Glücksfaktor. Der ist nicht sehr hoch, doch kann er erbarmungslos zu schlagen. Das eine Mal läuft überhaupt nichts, das Einkommen bleibt gering und die großen Gebäude für viele Siegpunkte bleiben ein Traum. Gut, dass das Spiel kurz ist! Ich leide nicht lange und kann sofort eine Revanche fordern. Das nächste Mal läuft es wie geschmiert, weil ich früh eine gute Gebäudekombination bauen kann. Ich sonne mich in Karten und Punkten, genieße das Spiel und kann dies auch, weil meine Mitspieler nur kurz leiden. Nun sind Extreme hier zwar nicht so selten wie in anderen Spielen, doch vielfach geht es spannend zu. So hatte ich beispielsweise ein Spiel, bei dem der Unterschied im Punktestand - inklusive Endstand - nie mehr als einen Punkt betrug.
Wer San Juan und St. Petersburg kennt, findet deren Struktur hier wieder: Der Bau von Gebäude ähnelt einem San Juan ohne Rollenwahl bei gleichzeitigem Minimalismus aus St. Petersburg: Es gibt nur Geld, hier in Form von Karten, und Siegpunkte. Dabei ist es schnell(er) gespielt und ohne Downtime. Vor allem aber kann es mit Gelegenheitsspielern gespielt werden, weil die Regeln einfach sind und das Szenario eingängig ist. Die schöne Gestaltung der Karten und die übersichtliche Anordnung der Informationen runden das Spiel ab. Aufgrund der Maße der Schachtel trifft hier der Begriff Kleinod doppelt zu. (wd)
Steckbrief The City |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Tom Lehmann | Amigo | 2 - 5 Spieler | ab 10 Jahre | ca. 20 Minuten | Klemens Franz |