San JuanSan Juan

San Juan ist die Hauptstadt von Puerto Rico. Puerto Rico ist also größer als San Juan und das ist bei dem Spiel offensichtlich: War Puerto Rico in der "großen" Alea-Schachtel, ist San Juan in der "kleinen" Schachtel erschienen. Optisch ist sofort zu erkennen, dass die beiden Spiele miteinander verwandt sind. Das wird nicht nur über den Titel verdeutlicht, sondern auch über den Autorenname auf der Schachtel und über die Farbauswahl. In dem Schachtelformat wurden viele Spiele veröffentlicht, deren Material überwiegend aus Karten bestanden. Dies ist bei San Juan nicht anders. Ist es also das Puerto Rico - Kartenspiel? Schauen wir uns das Spiel dazu einmal näher an. Für diejenigen, die Puerto Rico kennen, gibt es eine Kurzbeschreibung, für alle anderen fahre ich mit einer ausführlichen Beschreibung fort.

Die Silverschmelze, ein ProduktionsgebäudeDie Karten unterteilen sich in Produktionsgebäude und andere Gebäude, die nach ihrer Farbe die violetten Gebäude genannt werden. Jeder Spieler hat zu Beginn des Spiels ein Produktionsgebäude, die Indigoküperei, vor sich ausliegen. Sie produziert die Ware mit dem geringsten Handelswert, nämlich Indigo. Später können die Spieler weitere Produktionsgebäude errichten. Über Zuckermühle, Tabakspeicher, Kaffeerösterei führt der Weg zur Silberschmelze, die die wertvollste Ware, Silber, herstellt. Außer der ausgelegten Indigoküperei erhält jeder Spieler noch vier Karten auf die Hand. Diese Karten haben mehrere Funktionen im Spiel. Dazu später mehr. Außerdem übernimmt ein Spieler zunächst die Rolle des Gouverneurs. Derjenige ist auch der Startspieler.
Der Gouverneur eröffnet eine Runde mit ein paar Formalitäten, die ich hier auslasse. Danach wählt er eine von fünf Rollen. Jede Rollen führt zu Aktionen und diese führt jeder Spieler nacheinander aus. Derjenige, der die Rolle gewählt hat, erhält dabei einen Vorteil, der Privileg genannt wird. Schauen wir uns die Rollen einmal an:

  • Beim Aufseher produziert jeder Spieler eine Ware. Dazu legt er eine Karte vom Nachziehstapel verdeckt auf eines seiner Produktionsgebäude. Auf jedem Produktionsgebäude kann maximal eine Karte liegen. Als Privileg darf man hier eine zweite Ware, notwendigerweise bei einem anderen Produktionsgebäude, produzieren.
  • Beim Händler verkaufen die Spieler eine Ware. Dazu wird der aktuelle Tageskurs bestimmt, der in Karten ausbezahlt wird. Dieser schwankt zwischen einer und drei Karten, wobei Indigo als preiswerteste Ware immer eine Karte einbringt. Silber als teuerste Ware bringt oft drei Karten, zumindest aber zwei ein. Als Privileg darf man eine weitere Ware verkaufen.
  • die Rolle "Ratsherr"Die Karten investiert man beim Baumeister. Wird er gewählt, kann jeder Spieler ein Gebäude errichten. Dazu legt er eine Karte aus der Hand offen vor sich aus und bezahlt die auf der Karte angegebenen Baukosten mit Karten, die er noch auf der Hand hat. Als Privileg zahlt man eine Karte weniger. Die Gebäude ermöglichen eine unterschiedliche Entwicklung, weil die violetten Gebäude Spielvorteile bringen; jedes Gebäude dabei einen anderen.
  • Karten erhält man neben dem Händler auch über den Ratsherrn und über den Goldsucher. Beim Ratsherr sucht sich jeder Spieler eine von zwei Karten aus, der Privilegierte wählt seine Karte aus fünf Karten aus. Der Goldsucher ist die einzige egoistische Rolle: Alle Spieler sind zur Untätigkeit verdammt, nur der Auswählende erhält als eine Karte Privileg.

Nachdem der Gouverneur seine Rolle gewählt und jeder Spieler die Aktion durchgeführt hat, wählt der nächste Spieler seine Rolle. Wieder führen alle Spieler die daraus resultierende Aktion aus. Dies setzt sich solange fort, bis jeder Spieler eine Rolle gewählt hat, woraufhin der nächste Spieler Gouverneur wird und eine neue Runde beginnt.
Das Spiel endet, wenn ein Spieler sein 12. Gebäude errichtet. Die nachfolgenden Spieler dürfen dann noch bauen, bevor abgerechnet wird. Die Siegpunkte resultieren aus den errichteten Gebäuden. Besonders teure Gebäude bringen dabei spezielle Siegpunkte. Wer dann die meisten Punkte aufweist, ist Sieger. Nun folgt die Beschreibung für Spieler, die Puerto Rico bereits kennen. Wer dies überspringen möchte, fährt hierfort.

das violette Gebäude SteinbruchDas HandelshausWer Puerto Rico kennt, wird viele Elemente daraus in San Juan wiederfinden. Es gibt wieder den Gouverneur und es gibt Rollen. Auch der Ablauf ist gleich. Es werden Rollen gewählt, die Aktionen ausgeführt und durch Privilegien unterstützt. Der größte Unterschied besteht darin, dass San Juan überwiegend mit Karten gespielt wird. Die Karten sind sowohl Gebäude als auch Waren als auch Dukaten. Wird ein Gebäude errichtet, so ist der Preis mit Karten auf der Hand zu begleichen, denn Dukaten in Form von Talern gibt es nicht mehr. Werden Waren produziert, so legt man eine Karte verdeckt auf das Produktionsgebäude, denn auch Warensteine gibt es nicht mehr. Die Gebäude sind auf den Vorderseiten der Karten abgedruckt. Ein Wettlauf um diese Gebäude wie bei Puerto Rico gibt es nicht mehr, denn was man auf der Hand hat, ist sicher.
Auch bei den Rollen hat sich ein wenig verändert. Während Aufseher, Baumeister und Goldsucher gleich geblieben sind, darf man nun beim Händler eine Ware mehr verkaufen, anstatt einen Dukaten mehr zu bekommen. Neu ist der Ratsherr, bei dem jeder Spieler eine Karte bekommt, normale Spieler wählen sie aus zwei Karten aus, der privilegierte Spieler aus fünfen. Vermissen wird man den Kapitän. Nach den vielen Frachten, die er in die alte Welt gebracht hat, ist er ein wenig arrogant geworden und verhandelt nicht mehr mit so einfachen Produzenten wie uns. Wir wissen nicht, wie er an Waren gelangt und solange und der Händler sie abnimmt, braucht es uns auch nicht zu interessieren.
Da es weder Siegpunktechips noch Kolonisten gibt, endet das Spiel immer auf die gleiche Art und Weise: Ein oder mehrere Spieler errichten ihr 12. Gebäude. Dann wird der Baumeister noch zu Ende gespielt und abgerechnet. Ohne Verschiffen kommen alle Siegpunkte aus den Gebäuden. Die großen Gebäude gibt es nun als Karten, wobei es auch hier neue Gebäude wie den Triumphbogen gibt. Und dann gibt es noch die Kapelle, die jede Runde mit einer Karte "gefüttert" werden kann und so aus Karten Siegpunkte macht. Natürlich gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Das violette Gebäude PalastWie spielt sich denn nun San Juan und wie ist es im Vergleich zu Puerto Rico? Die erste Frage kann ich nur zusammen mit der zweiten beantworten, denn ich kannte Puerto Rico schon vorher und kann dies nicht ausblenden. Für mich wurde hier das Spielgefühl von Puerto Rico sehr gut auf ein Kartenspiel übertragen. Mir waren die Mechanismen bekannt und da die Funktionen der Gebäude auf den Karten stehen, ist ein schneller Einstieg gegeben. Die Entscheidungsvielfalt hat durch die Reduzierung nicht gelitten, wohl auch, weil San Juan mit zwei bis vier Spielern spielbar ist. Wie bei Puerto Rico ist auch hier neben der Rollenwahl die Wahl des zu errichtenden Gebäudes besonders wichtig. Die freie Auswahl wurde nun durch die Karten auf der Hand beschränkt. Dies vereinfacht den Bau und ermöglicht so auch Neulingen gut mitzuspielen, sogar Spieler ohne Puerto Rico-Erfahrung haben das Spiel schon gegen mich gewonnen.

Das violette Gebäude GoldgrubeDies alles zeigt die Ausrichtung von San Juan. Es wendet sich mehr an Gelegenheitsspieler als Puerto Rico. Dies wird aber nicht nur durch die Reduzierung der Komplexität erreicht, auch der schnelle Aufbau und die Übersichtlichkeit - es liegen ausschließlich Gebäude vor den Spielern - tragen dazu bei. Hinzu kommt die sehr gute Spielbarkeit zu zweit. Während dies bei Puerto Rico nur durch im Internet veröffentlichte Zusatzregeln möglich war, ist dies bei San Juan Bestandteil des Spiels und kommt mit minimalen Regeländerungen aus: Der Gouverneur wählt eine zweite Rolle und die Bibliothek, ein bestimmtes violettes Gebäude, wirkt nur einmal für den Gouverneur.

Wer Puerto Rico nicht kennt, kann sich nun das gute Spielprinzip für weniger Spieler und mit leichterem Zugang besorgen. Dies kann ich nur empfehlen. Aber auch Besitzer und Anhänger von Puerto Rico sollten sich San Juan zulegen, denn es spielt sich schneller und ist besonders zu zweit eine Empfehlung. Wer nun lieber strategisch spielt, der wird Puerto Rico bevorzugen. Aber selbst dann ist San Juan eine Anschaffung wert, weil es als Einstieg zu Puerto Rico verwendet werden kann. Außerdem ist es ja eine Herausforderung, mal die bekannten Strategien beiseite zu legen und die eigene geistige Flexibilität anhand der Karten zu testen. (wd)

Steckbrief
San Juan
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Andreas Seyfarth alea 2 - 4 Spieler ab 10 Jahre 45 - 60 Minuten Franz Vohwinkel