Bora Bora ist ein Atoll und liegt in der Südsee. Es gehört heute zu Französisch Polynesien, und ist damit der EU angegliedert. Im Spiel gehen wir jedoch zurück in die Zeit, in der die Inseln von den Eingeborenen besiedelt wurden. Im Spiel sind es fünf Inseln, eine liegt zentral, die vier anderen liegen in den vier Haupthimmelsrichtungen um diese Zentralinsel herum. Diese Anordnung ist übrigens nicht allzu weit von der realen geographischen Konstellation der Inseln entfernt.
Bora Bora ist ein vielschichtiges Spiel, das ich hier nur in seinen Grundzügen beschreibe. Wir besiedeln die Inseln, in dem wir uns über Land oder über Wasser fortbewegen. Jede Besiedelung bringt uns entweder einen Rohstoff oder aber eine Opfergabe. Außerdem gibt uns die Besiedelung die Möglichkeit, später im Spiel eine Person und ihre Fähigkeit für uns zu gewinnen.
Mit den Rohstoffen können wir unseren Zeremonienplatz ausbauen. Sollten diese nicht ausreichen oder wir auch an anderen Materialien Interesse haben, können wir diese beim Helfer erwerben. Er hilft uns auch, über die Männer und Frauen Prestige durch Muscheln zu bekommen. Gleichzeitig können wir noch Priester in den Tempel entsenden.
Als diese Aktivitäten werden über den zentralen Mechanismus gesteuert: Dazu sind die Aktionen auf kleinen Täfelchen dargestellt. Jeder Spieler würfelt in jeder der sechs Rundem mit drei Würfeln. Reihum belegen die Spieler nun eine Tafel mit einem Würfel und führt die Aktion aus. Dabei gibt es eine Einschränkung: Damit ein Würfel auf eine Tael platziert werden darf, muss seine Augenzahl niedriger sein als alle dort schon befindlichen Würfel. Damit werden niedrige Augenzahlen bevorzugt, doch haben diese den Nachteil, dass sie bei der Aktion nur eine geringe Handlungsbreite ermöglichen. Wem nun die Würfel gar nicht hold sind, kann über die Gunst der Götter Hilfe bekommen.
Nachdem alle Würfel platziert und alle Aktionen ausgeführt wurden, werden die Männer und Frauen aktiv. Eine Gruppe jeden Geschlechts unterstützt den Spieler. Wer auf mehrere Personen gleicher Begabung und gleichen Geschlechts zurückgreifen kann, bekommt eine größere Unterstützung.
Nun werden diverse Wege, mit denen die Spieler Siegpunkte erhalten, beschritten. Prestige bestimmt, nachdem es Siegpunkte brachte, die neue Spielreihenfolge. Priester im Tempel bringen Siegpunkte und dem Spieler mit der Mehrheit einen Hauptgott. Für die Muscheln werden Schätze gekauft, die bei der Endabrechnung Siegpunkte bringen. Schließlich werden Aufgaben erfüllt, was wiederum Siegpunkte bringt.
Die Aufgaben sind der zweite Weg der Steuerung in Bora Bora. Jeder Spieler bekommt zu Beginn drei solcher Aufgaben. Diese Startaufgaben geben zunächst einmal eine Richtung vor. Besondere Bedeutung hat dabei die eine leichtere Aufgabe: Sie ist mit wenig Aufwand zu erfüllen und ist deshalb prädestiniert, in der ersten Runde angegangen zu werden. Später wählen sich die Spieler ihre Aufgaben aus einem vorgegebenen Fundus aus und können so ihre zukünftigen Aufgaben und ihre strategischen Pläne zur Deckung bringen.
Über Bora Bora lässt sich eine Menge erzählen. Als erstes fallen die Ausstattung und die Grafik auf. Die Ausstattung ist reichlich, wie man an den vielen Elementen hier in den Bildern sehen kann. Die Grafik steht dem in nichts da und präsentiert uns das Atoll so wie wir es uns vorstellen: Langhaarige Frauen mit Blumen im Haar, dunkelbraun gebrannte Männer und ein türkisfarbenes Meer, das in uns Reiselust weckt.
Das Spiel steht dem in nichts nach. Der Würfelmechanismus ist nicht nur originell, er ist auch gerecht: Große Werte bringen viele Möglichkeiten, kleine Werte sind hingegen leicht zu nutzen. Was die gesamten Möglichkeiten angeht, so bietet Bora Bora viele Wege zum Sieg. Hier heißt es, den eigenen Weg konsequent gehen ohne dabei Seitenwege zu ignorieren. Dies stellt sich für viele Spieler als gar nicht so leicht heraus, denn die Aktionen und ihre Auswirkungen sind tief miteinander verzahnt.
Das Spielgefühl, das die diversen Spieler aus Bora Bora ziehen, ist sehr unterschiedlich. Ich spiele Bora Bora seit meinem dritten Spiel recht locker und dabei auch mit viel Erfolg. Für andere Spieler ist das Spiel deutlich anstrengender. Sie unterteilen sich dann wieder in zwei Gruppen. Die eine empfindet es als Herausforderung, die andere als Arbeit.
Die Einstellung eines Spielers hängt stark davon ab, wie die Möglichkeiten genutzt und empfunden werden. Die Aufgaben führen den Spieler bis zu einem gewissen Grade. Das macht gewisse Aktionen besonders attraktiv. Die anderen Möglichkeiten sind aber dennoch offen und bieten Vorteile, die auch reizvoll sind, wenn sie nicht direkt zur Aufgabenerfüllung beitragen. Spieler, die gut mit der Fülle von Informationen umgehen können, empfinden die Möglichkeit als Freiheit. Diese Freiheit wird auch nur selten durch einen Mangel durch Ressourcen eingeschränkt. Genau die Freiheit durch die vielen Möglichkeiten erschlägt andere Spieler. Sie müssen zu viele Optionen durchgehen, bis sie einen zufriedenstellenden Spielzug finden. Daher empfinden sie das Spiel als anstrengend.
Ich gehöre zur Gruppe, die gut mit dem Freiheitsgrad umgehen kann. Die Optik, dazu gehören auch die schöngestalteten Holzteile, animiert zum Spielen und bringt uns die Südsee bildlich näher. Beim Spielgefühl steht hingegen die Mechanik im Vordergrund, die sich mit dem Einsatzmechanismus der Würfel auf eine grundlegende, originelle Idee stützt.
In anderen Jahrgängen hätte Bora Bora aus meiner Sicht mehr Beachtung bekommen. Dieses Jahr gibt es mit Terra Mystica und Tzolk'in zwei große Strategiespiele der absoluten Spitzenklasse. Die Vielfalt der Völker in Terra Mystica und die neue Mechanik mit den Zahnrädern in Tzolk'in werden von vielen Spielern über die Variabilität der Aufgaben und die Originalität und Ausgewogenheit des Würfel-Einsatz-Mechanismus gestellt. Für Spieler, die ein Spiel mit der oben beschriebenen Freiheit als Arbeit empfinden, ist das nachvollziehbar. Wer hingegen solche Freiheiten, die es hier schon direkt beim Start einer Partie gibt, mag, wird Bora Bora als willkommene Alternative sehen (wd).
Steckbrief Bora Bora |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Stefan Feld | alea | 2 - 4 Spieler | ab 12 Jahre | 60 - 120 Minuten | Alexander Jung |