Als ich gefragt wurde, ob ich Azteka aus dem Vertrieb von Huch rezensieren wolle und ich mir daraufhin die Verlagsbeschreibung des Spiels angeschaut habe, war ich zwiegespalten. Ein Zweipersonenspiel mit unterschiedlichen Siegbedingungen, das nämlich ist Azteka, kann sehr reizvoll sein, wenn die Bedingungen fein aufeinander abgestimmt sind und ein abwechslungsreiches Spiel zulassen. Ist dies aber nicht der Fall, kann ein solches Spiel auch ein absoluter Flop sein.
Klassische Zweipersonenspiele wie Schach oder Dame halten alles gleich, Spielmaterial, Regeln (Zugmöglichkeiten) und Endebedingung. Die Weg weisenden Zweierspiele aus dem Kosmos Verlag, wie z.B. Caesar & Cleopatra, weichen das Prinzip zwar auf, indem nicht jeder zur selben Zeit die selben Karten (Zugmöglichkeiten) zur Verfügung hat, aber sonst bleibt alles gleich.
Bei Azteka, Untertitel: Der Kreis des Lebens, ist das anders. Als Spiel'brett' gibt es vier konzentrische Ringe auf einen entsprechenden Unterteil mit jeweils acht Löchern, in die die Figuren gesetzt werden und die sauber ausgerichtet acht Sektoren ergeben. Die Ringe können gedreht werden, wobei ich mir wünschen würde, dass sich dabei das Unterteil nicht mitdrehen würde, bis die Sektorarretierung überwunden ist, aber das nur nebenbei.
Einer der Kontrahenten erhält 14 sogenannte Lebensfiguren, der andere 14 Figuren, die den Tod symbolisieren sollen. Ein Spielzug besteht darin, entweder eine Figur benachbart (senkrecht, waagerecht oder diagonal) zu einer Lebensfigur einzusetzen, oder einen Ring einen Sektor im Uhrzeigersinn weiterzudrehen. Siegbedingung für das Leben: In allen Ringen und allen Sektoren vertreten sein. Siegbedingung für den Tod: In einem Ring oder einem Sektor komplett vertreten sein. Dazu gibt es noch eine allgemeine Siegbedingung, dass alle 14 Figuren auf dem Spielbrett stehen. Als letztes gibt es noch jeweils eine Sonderfähigkeit. Das Leben hat einen Sonderzug (eine Geburt) wenn ein Sektor durch Einsetzen komplett belegt ist. Der Tod entfernt eine Lebensfigur, wenn er sie durch Einsetzen komplett (waagerecht und senkrecht) umschließen kann.
Nehmen wir nun diese Regeln mal ein bisschen auseinander.
Konsequenz aus diesen Punkten. Das Leben hat keine Chance eine Runde zu gewinnen. Und das ist schon frustrierend. Auch wenn die Regel gleich eine zweite Runde mit vertauschten Rollenvorsieht und dann der Gesamtsieger durch Vergleich der zum Gewinn einer Runde benötigten Spielfiguren bestimmt, macht es keinen Spaß, nicht auf Sieg, sondern nur auf Minimierung der Niederlage zu spielen. Wenn überraschende Spielwendungen und Interaktion ins Spiel kämen, könnte man es ja noch verschmerzen, aber so.
Auf eine 'aggressivere' Version, bei der unter gewissen Voraussetzungen ein Ring zwei Sektoren weiter gedreht werden darf oder die aufgesetzte Dreierversion, bei der noch Mumien ins Spiel kommen und alle das gleiche Spielziel haben, das man aber oft nicht verfolgen kann, weil man den Sieg des linken Nachbarn verhindern muss, will ich gar nicht weiter eingehen. Azteka hat mir überhaupt nicht gefallen, als abstraktes Spiel nicht und mit dem Thema Leben und Tod erst recht nicht. Ich habe lange versucht, etwas Positives zu finden, um darüber schreiben zu können, aber vergebens. Und das, wo ich schon nach den korrekten Regel (siehe dazu: Mit heißer Nadel gestrickt) meine Testpartien durchgeführt habe. In meinen Augen kann man das Spiel nur zu den Flops zählen. Schade, wir Spieler haben was Besseres verdient. (mw)
Steckbrief Azteka |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Andrea Mainini | Huch & friends | 2 - 3 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 20 Minuten | Sabine Kondirolli |