XalapaXalapa

Xalapa ist eine Stadt in Mexico. Mexico ist ein gutes Stichwort, denn der Verlauf der Rezensionspartien fühlte sich an, als sei ich von morgens früh an der mexikanischen Sonne ungeschützt ausgesetzt gewesen - anfangs noch angenehm, wurde es leider schnell heißer und heißer und quälender und quälender…

Da ich ein großer Freund von Uluru bin, habe ich gleich zugegriffen, als ein neues Spiel von Lauge Luchau verfügbar war. In Xalapa ist es die Aufgabe, auf dem persönlichen Tableau mit möglichst wenig Steinen möglichst alle zufällig ausgelegten Vorgaben zu erfüllen. Jede nicht erfüllte Vorgabe zählt drei Minuspunkte, jeder gelegte Stein einen. Es werden diverse Schwierigkeitsgrade und eine Variante angeboten. Im Grundspiel liegen vier Vorgaben aus, fest sind hier die Anweisungen "ein Stein auf…" und "zwei Steine auf…", an welche zufällig Karten gelegt werden wie "roten Streifen" oder "Kakteen". Hinzu kommt noch eine Musteranordnung aus drei (in höheren Schwierigkeitsgraden auch vier) Steinen, welche auf den persönlichen Tableaus vorhanden sein soll.

Aufgabenstellung in der Grundversion

Fragen hierzu: Warum sind mehrere Musterabbildungen diagonal auf die Karten gedruckt? Diese Karten verwirren, selbst wenn man sie diagonal zur Kartenablagefläche platziert! Warum ist die Wertung so gestaltet, dass ich selbst mit einer fehlerfreien Lösung mindestens drei Minuspunkte kassiere (man muss mindestens drei Steine legen, um das Muster auf dem Plan zu haben)? Das ist unbefriedigend! Auch bei Uluru gab es nur Minuspunkte, dort jedoch konnte ich mit einer fehlerfreien Lösung auf null Minuspunkte kommen.

Im nächsten Schwierigkeitsgrad ("eins" genannt) werden nun zwei der Mengenkarten entfernt und je zwei zufällig gezogene Karten übereinander gelegt. Sie ergeben zwei "ebensoviele Steine auf … , wie auf …"-Aufgaben. Leider ist hierbei "null" als Lösung erlaubt, was dazu führt, dass man es möglichst vermeidet, Steine auf die dort vorgegebenen Orte zu legen. Ein weiteres Problem: Da der Stapel nur aus elf Karten besteht, wir aber jede Rund sechs davon auslegen müssen, muss man nach jeder Runde mischen und hat eine Durchmischung von gerade einmal einer Karte in den beiden Stapelhälften. Fünf der sechs Karten, die man aktuell in der Auslage vor sich liegen hat, wird man also in der übernächsten Runde wiedersehen - wenn auch in leicht veränderter Anordnung. Fazit: Das Mischen nervt, die kaum vorhandene Durchmischung langweilt.

Aufgabenstellung auf Level 1

Für die nächsten Schwierigkeitsgrade ist es wichtig zu erwähnen, dass Xalapa im "Just in Time"-Modus gespielt wird, d.h. jemand, der mit seiner Lösung zufrieden ist, dreht die Sanduhr um und darf fortan nichts mehr verändern, alle weiteren Spieler haben nur noch die Sanduhrlänge (ca.30 Sek.) Zeit, die Aufgabe abzuschließen. In höheren Schwierigkeitsgraden wird mit insgesamt sieben Aufgaben gespielt, es kommen zwei Aufgaben eines höheren Schwierigkeitsgrades hinzu. Leider sind die Wechselwirkungen der nun vier ausliegenden "ebensoviele auf …, wie auf…"-Aufgaben so komplex, dass es sich zu häufig lohnt, einfach mal nur einen oder sogar keinen Stein zu legen und die Sanduhr umzudrehen. Das sind sechs oder neun Minuspunkte für zwei oder drei nicht erfüllte Aufgaben - alle anderen sind ja mit "null" erfüllt. Sollen die Mitspieler doch erstmal binnen dreißig Sekunden weniger schaffen! Nur ein einziger gelegter Stein kann dafür sorgen, dass es mehr Minuspunkte werden, weil mehrere Aufgaben dadurch ins Ungleichgewicht geraten. Die Plausibilität einer solchen Vermeidungshaltung ist sehr unbefriedigend. Die erlaubte Nulllösung ist an dieser Stelle fatal, der Sanduhrmodus für die Komplexität der gestellten Aufgaben ab Schwierigkeitsgrad zwei völlig unpassend.

Aufgabenstellung auf Level 2

Kommen wir zu Schwierigkeitsgrad drei und damit zu dem Punkt, an dem ich die Rezensionspartien abbrach. Hier kommen nun Karten ins Spiel, die vorgeben, wie viele Steine keine Nachbarn in einer bestimmten Position oder Richtung haben dürfen. Hinzu kommen zwei Karten, die augenscheinlich keine Steine auf einer geraden oder diagonalen Linie erlauben. Was die Regel erklärt: Hiermit ist nur eine Seite von einem Stein aus gesehen gemeint. Diese sucht man sich aus, muss jedoch dann beachten, dass alle anderen Steine mindestens einen weiteren Stein in der ausgesuchten Richtung vorweisen müssen.
Ab dieser Stelle werden die Aufgabenstellungen wirklich kaum noch überschaubar - bzw. der Spielmodus lässt nicht zu, dass man sich mit der dafür nötigen Ruhe mit ihnen befassen kann.

Die "Atlacoya"-Variante schließlich ist so umständlich beschrieben, dass ich auch nach fünfmaligem konzentriertem Durchlesen nicht sicher bin, ob ich sie richtig verstanden habe. Das liegt wohl auch daran, dass sie umständlich ist: Grob gesagt, soll man hier vorher Ansagen machen, wie viele Aufgaben man in der aktuellen Runde wohl erfüllen wird. Der "Clou": Man soll diese Ansagen machen, bevor die Aufgaben ausgelegt werden. Was soll das denn, bitte?! Das ist so, als würde ich bei Wizard die Anzahl Stiche ansagen, bevor ich meine Kartenhand kenne! Fraglich ist zudem, was mich daran hindert, stets "zwei" (niedrigstmögliche Ansage) zu sagen und nach Erfüllung dieser beiden Aufgaben die Sanduhr umzudrehen und zuzusehen, wie die anderen an ihren höheren Ansagen scheitern (mit dem Resultat, dass es schnell keine höheren Ansagen mehr geben wird). Und warum muss es für Erfolgs- und Misserfolgsfall jeweils eine komplizierte "entweder/oder"-Lösung geben und man bekommt nicht einfach Pluspunkte oder Minuspunkte? Das alles ist so verwirrend und spielerisch unplausibel, dass ich von einem Testspiel mit dieser Variante abgesehen habe.

Karte mit gerader Ausrichtung Karte mit diagonaler Ausrichtung Karte mit schräger Ausrichtung Karte mit verwirrender Grafik

"Was ist schiefgelaufen?" fragen Sportreporter gerne nach einer deutlichen Niederlage die Spieler einer Mannschaft. Ich würde diese Frage gerne mal allen an der Entwicklung dieses Spiels beteiligten Personen stellen. Nicht aus Häme, nein, sondern weil ich nicht gedacht hätte, im Verlauf meiner Rezensententätigkeit einmal ein derart mängelbehaftetes Spiel eines namhaften Verlages in Händen zu halten und finde, dass dies analysiert werden sollte. Die Aufgaben in Xalapa sind durchaus interessant, haben aber leider mehr den Charakter eines Suchspieles denn eines Logikrätsels. Trotzdem kann man sich in Ruhe gut mit ihnen befassen, deshalb: Gebt mir die Aufgaben als Solospiel in Buchform, schreibt an andere Stelle die wenigstmöglichen Minuspunkte jeder Aufgabe (sozusagen ein PAR) und bildet an wieder anderer Stelle die Lösungsmöglichkeit ab. Das unpassende und unausgereifte spielerische Konstrukt um die Aufgaben herum in Verbindung mit den Gestaltungsfehlern und der missratenen "Atlacoya-Variante" machen Xalapa leider zum spielerischen Äquivalent eines glatten 0:5. (fd)

Wir erhielten von der Redakteurin, die Xalapa betreut hat, eine ausführliche Stellungnahme.

Steckbrief
Xalapa
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Lauge Luchau Huch & Friends 1 - 6 Spieler ab 8 Jahre ca. 30 Minuten Antje Stephan