Im Wandel der Zeiten - WürfelspielIm Wandel der Zeiten - Würfelspiel

Als mir im vergangenen Sommer zum ersten Mal ein schnuckeliges Würfelspiel zum Thema Entwicklung einer Zivilisation namens Roll through the Ages über den Weg lief, wurde in der Spielrunde schon gefrotzelt, dass sich da wohl jemand an den großen Erfolg von Through the Ages, das ja als Im Wandel der Zeiten bei Pegasus erschienen ist, anhängen wollte. Ein bisschen davon mag stimmen, aber der gewisse Jemand war Matt Leacock (Pandemie), und das Spiel wäre wohl ohnehin bekannt geworden. Aber dennoch. Die Macher bei Pegasus hatten wohl ähnliche Gedanken und so erschien das Spiel nun dort als Im Wandel der Zeiten - Das Würfelspiel - Bronzezeit.

Spieltableau Meine große Befürchtung bei der Umsetzung war, dass das schöne Spielmaterial aus Kostengründen verändert würde. Angenehm überrascht war ich dann allerdings, dass die Holzwürfel und die knapp einen Zentimeter hohen, bedruckten Holztableaus, bei denen mit gedrechselten Holzstiften die Anzahl der erworbenen Waren und die vorhandene Nahrung festgehalten werden, beibehalten wurden. Dafür kann man dem Verlag nur ein großes Lob aussprechen.

Ausgehend von drei schon vorhandenen Städten versuchen die Spieler ihre Zivilisation weiter zu entwickeln. Drei Städte bedeuten drei Würfel, aber auch drei Nahrung, die am Ende einer Runde zur Verfügung stehen müssen. Daher zeigt auch eine Seite des Würfels drei Ähren, gleich drei Nahrung. Um weitere Städte für Würfel oder Monumente für Siegpunkte zu bauen werden Arbeiter benötigt. Die vierte Stadt z.B. erfordert drei Arbeiter, die sechste schon fünf, die Hängenden Gärten deren elf. So zeigt also eine weitere Würfelseite drei Arbeiter, eine dritte zwei Nahrung oder zwei Arbeiter. Eine komplett gebaute Stadt bringt einen weiteren Würfel, erfordert aber auch wieder eine Nahrung. Weiter zeigt ein Würfel Symbole für sieben Münzen, eine Ware und zwei Waren mit einem Schädel.

Würfel Der Schädel verheißt nichts Gutes. Liegen am Ende der Würfelphase zwei davon aus, kommt eine Dürre, gleichbedeutend mit zwei Minuspunkten. Bei drei verlieren alle Konkurrenten drei Punkte, bei vier man selbst wieder vier. Minuspunkte gibt es auch für nicht genügend vorhandene Nahrung. Die Schädel bringen aber auch zwei Waren und Waren bedeuten Münzen. Eine erste Ware ist immer ist immer Holz, nicht viel wert. Eine vierte schon Teppiche. Je mehr Waren einer Sorte desto mehr Münzen. So bringen drei Holz aber gerade mal sechs Münzen, drei Teppiche aber schon 24. Münzen braucht man, um Errungenschaften zu erwerben, die neben einer entsprechenden Anzahl Siegpunkte auch gewisse Vorteile bringen.
Würfeln passiert nach bekanntem Muster. Bis zu drei Mal darf gewürfelt werden. Würfel dürfen rausgelegt oder wieder verwendet werden mit Ausnahme der Schädel, die liegen bleiben müssen. Es gibt also Möglichkeiten auf die einzelnen Würfe zu reagieren, um sie den Bedürfnissen anzupassen.

Stifte Natürlich ist Im Wandel der Zeiten - Bronzezeit ein Würfelspiel mit den entsprechenden Unwägbarkeiten, aber Taktik kommt keineswegs zu kurz, Das liegt vor allem daran optimal zu entscheiden, wie man seine Würfel einsetzen möchte. Ich konnte beobachten, dass Neulinge sehr große Angst vor den Schädeln und Nahrungsmangel hatten, weil Minuspunkte drohend. Daher wurde gerne die Errungenschaft Bewässerung angepeilt als Schutz vor Dürre. Ich halte die kaum teurere Landwirtschaft, die pro Nahrungswürfel eine weitere Nahrung bringt, aber für wichtiger und sinnvoller. Erlaubt sie doch eher auf Arbeiter zu setzen, die Städte und damit mehr Würfel schaffen können, geschweige denn an Monumenten zu bauen. Es gilt halt u. a. die Anzahl der Würfel mit der Nahrungsbeschaffung auszubalancieren. Und keine Angst vor einem Minuspunkt wegen nicht vorhandener Nahrung. Wichtig erscheint mir auch die Karawane, die erlaubt, über das ursprüngliche Limit von sechs beliebig viele Waren zu bunkern. Dann sind auch teure Errungenschaften (Kosten 60, acht Siegpunkte) möglich.
Hat ein Spieler fünf Errungenschaften erworben oder sind alle Monumente gebaut, endet nach nur maximal 45 Minuten eine Partie. In der Regel schlägt das erste Kriterium zu, welches natürlich auch wieder nach taktischen Erwägungen eingesetzt werden kann.

Selten hat mir ein Würfelspiel so viel Spaß gemacht wie dieses. Die vielen taktischen Möglichkeiten lassen keine Langeweile aufkommen. Und selbst die vermeintlich schlechten Schädel verlieren durch die beiden Waren ihren Schrecken. Verbunden mit der kurzen Spieldauer kommt schnell der Wunsch nach einer weiteren Partie auf. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass es regeltechnisch und was die ausführlichen Spielhilfen angeht, überhaupt nichts zu bemängeln gibt. Sie sind vorbildlich. Selbst eine Solovariante wird angeboten. Die Handelsvariante hätte man sich allerdings sparen können. Gehandelt wurde in den Partien kaum. Roll through the Ages hat zweifelsohne die Aufnahme in die Im Wandel der Zeiten - Familie verdient. (mw)

Steckbrief
Im Wandel der Zeiten - Würfelspiel
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
Matt Leacock Pegasus 1 - 4 Spieler ab 8 Jahre 30 - 45 Minuten Claus Stephan, Marko Fiedler