Wir hörten es immer wieder in den Nachrichten: Die Schweinegrippe breitet sich aus. Wir stehen hilflos daneben, weil irgendwo auf der Welt Viren aufgetaucht sind, der Menschheit zu schaffen machen und so manches Todesopfer fordern.
Auf dieses Szenario treffen wir in dem Spiel Pandemie. Die Welt wird durch 48 Städte repräsentiert, die in vier Bereiche unterteilt sind und jeweils ihre eigenen, durch Farben unterscheidbaren Virenstamm besitzen. Ein Kartenstapel, der aufgrund seiner Funktion Infektionsstapel heißt, enthält 48 Karten - eine für jede Stadt. Zu Beginn werden davon neun Städte aufgedeckt, die unterschiedlich stark mit ihrem Virenstamm infiziert sind.
Anders als in der Realität müssen wir hier nicht tatenlos zuschauen, denn wir sind die Spezialisten. Eine von fünf Rollenkarten weist uns unsere Ausbildung und damit unsere Spezialfähigkeiten zu. Versammelt sind wir zu Beginn im Forschungslabor in Atlanta, welches übrigens mit einer kleinen Hütte ebenfalls auf dem Spielplan vorhanden ist.
Zu Beginn unserer Tätigkeit erhalten wir zwei bis vier Spielerkarten in Abhängigkeit von der Spielerzahl. Spielerkarten sind ein zweiter Kartentyp, der ebenfalls alle 48 Städte beinhaltet.
Diese Karten sind einerseits Flugtickets, andererseits Forschungsergebnisse für Gegenmittel, womit wir schon mitten im Spiel wären und beim Spielziel: Einerseits müssen wir die Ausbreitung der Viren unterbinden und andererseits auch die jeweiligen Gegenmittel entwickeln.
Während seines Zuges darf ein Spieler bis zu vier Aktionen ausführen, wofür ihm ein Grundsortiment von fünf Möglichkeiten angeboten wird. Eine Möglichkeit wird durch seine Rolle geändert und ist besonders effizient. Doch schauen wir uns so einen Spielzug einfach mal an:
Die häufigste Tätigkeit ist das Reisen. Ein gut ausgebautes Netz von Straßen und Fähren erlaubt uns en einfaches Vorankommen von Stadt zu Stadt. Für große Strecken ist dies ungeeignet und deshalb gibt es Flüge. Dafür benötige ich aber ein Flugticket, sprich eine Spielerkarte. Mit einem Direktflug gelange ich in die Stadt, die auf meiner Spielerkarte abgebildet ist. Flexibler bin ich mit einem Charterflug, doch benötige ich dazu die Karte der Stadt, in der ich mich befinde. Dann darf ich in einen beliebigen Ort fliegen. In jedem Fall muss ich die Karte ablegen.
Nun sind Flüge teuer, weil die Karten abgelegt werden müssen. Deshalb gibt es eine weitere Möglichkeit: Den Zubringerflug. Befinde ich mich in einem Forschungslabor, kann ich damit zu einem andere Forschungslabor fliegen ohne eine Karte zu benötigen. Doch halt, wir haben ja nur ein Labor auf dem Plan!
Deshalb gibt es die Möglichkeit, weitere Labore zu bauen. Befinde ich mich in einer Stadt, dessen Karte ich auf der Hand habe, kann ich dort ein Labor errichte und gebe dafür die Karte ab. So errichten die Spieler neben den existierendem Verbindungsnetz ein weiteres, grobes Netz für große Distanzen.
Warum möchte ich eigentlich reisen? Wir möchten schließlich die Seuche behandeln. Ist eine Stadt infiziert, können wir dort die Seuche behandeln. Die Seuche wird mit Würfeln angezeigt und je nach Intensität befinden sich in einer Stadt ein bis drei Würfel. Wir können nun für eine Aktion einen Würfel entfernen.
Nun müssen wir uns aber an die Forschung nach den Gegenmitteln machen. Sobald wir fünf Karten einer Farbe auf der Hand haben und uns in einem Labor befinden, können wir die fünf Karten ablegen und erhalten dafür das Gegenmittel gegen den gleichfarbigen Virenstamm.
Damit man nun fünf Karten einer Farbe auf die Hand bekommt, muss man Karten von anderen Spielern übernehmen. Wissen teilen nennt sich das und eine Karte kann immer nur in der Stadt übernommen werden, die sie zeigt.
Nun wissen wir, was wir als Spieler tun können, aber wie verbreiten sich die Viren? Die schnelle und gewaltige Art ist die Epidemie. Nach seinem Spielzug zieht der Spieler zwei Karten nach. Neben den Städten befinden sich in dem Nachziehstapel auch fünf Sonderkarten und vier bis sechs Epidemiekarten. Sobald eine solche nachgezogen wird, wird eine zufällige Stadt bestimmt, die mit drei Würfeln infiziert wird. Anschließend wird die Karte dieser Stadt mit dem Ablagestapel gemischt und auf die restlichen Infektionskarten gelegt. Somit liegen immer wieder die gleichen Städte oben im Stapel. Das sind dann die Städte, die bereits infiziert sind. Während eine Epidemie nur selten auftritt, gibt es nach jedem Spielzug eine Übertragung von Viren. Dazu werden zwei bis vier Infektionskarten gezogen und in die betroffenen Städte je ein Würfel gestellt. Jedoch können keine vier Würfel in einer Stadt sein. Müsste ein vierter Würfel in die Stadt gelegt werden, bricht stattdessen die Seuche aus. Anstelle des vierten Würfels wird nun in jede benachbarte Stadt Würfel gelegt, was durchaus zu Kettenreaktionen führen kann, d. h. in weiteren Städten finden Ausbrüche statt.
Gewonnen haben die Spieler das Spiel, wenn sie zu jedem Virenstamm das Gegenmittel hergestellt haben. Vorzeitig verloren haben sie, wenn es zu acht Ausbrüchen kam, die Würfel in einer Farbe nicht mehr ausreichen oder der Stapel mit den Spielerkarten aufgebraucht ist.
Zu Anfang habe ich die Rollen erwähnt, auf die ich bisher noch nicht näher eingegangen bin. Nun, jede Rolle verändert eine Aktion.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten kennen wir nun den Ablauf von Pandemie. Das Regelwerk ist umfangreich, aber nicht schwer. Am besten spielt man seine erste Partie mit einem erfahrenen Spieler, der das Spiel erläutert. Hier schon macht sich die Flexibilität bemerkbar. Die Anzahl der Epidemiekarten bestimmt den Schwierigkeitsgrad. Ein Einsteigerspiel mit nur vier solcher Karten ist für Neulinge eine Herausforderung, wird aber später leicht bewältigt. Mit fünf Karten besitzen die Spieler eine faire Chance und benötigen bei sechs Epidemiekarten noch das berühmte Quäntchen Glück. Der Schwierigkeitsgrad ist also auf eine sehr einfache Art zu steuern.
Dies ist sehr wichtig, denn einerseits darf ein kooperatives Spiel nicht zu leicht zu gewinnen sein, weil ein Sieg dann keine Freude bringt, andererseits führen zu viele Niederlagen gegen das Spiel auch zu sehr viel Frust. Pandemie ist hier sehr gut austariert und bringt mit seinen drei Levels genau die Schwierigkeitsgrade, die die Spieler als Neulinge bis hin zu Experten benötigen. Das Thema ist realitätsnah, die Rollen gestalten das Spiel abwechslungsreich und der Zufall über die Karten erfordert immer wieder andere Reaktionen. So wird das Spiel nie langweilig.
Weil es ein kooperatives Spiel ist, bringt es den Spaß dieses Genres mit, birgt aber auch dessen Gefahren: Die Spieler können ebenso ein gemeinsames Erlebnis bekommen wie es passieren kann, das ein "Experte" das Spiel beherrscht und allen anderen vorschreibt, was sie zu tun haben. Deshalb sollte man alle Diskussionen um sinnvolle Spielzüge als Vorschläge für den am Zug befindliche Spieler betrachten. Er entscheidet dann aber, was er machen möchte. So wird es ein gemeinsames Erlebnis mit individuellen Entscheidungen, eben genau das, was die Rollen implizieren und womit Pandemie großen Spielspaß bietet. (wd)
Steckbrief Pandemie |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Matt Leacock | Pegasus | 2 - 4 Spieler | ab 10 Jahre | 45 - 60 Minuten | Régis Moulun |