Carnival of MonstersDer Titel ließ mich zuerst stutzen, was hat Karneval denn mit Monstern zu tun, außer, dass man sich als ein solches verkleiden kann? Im Amerikanischen werden Jahrmärkte, oder Feste, an denen es Wettbewerbe gibt, so bezeichnet.
Hier wird ein Bankett so genannt, bei dem Monstrologen darum wetteifern, in die Königliche Monstrologische Gesellschaft aufgenommen zu werden. In die Bewertung der Leistung geht zum einen die Qualität unserer Monstersammlung, zum anderen aber auch unser wirtschaftlicher Erfolg ein.
Wir haben vier Seasons, das heißt Spielrunden, Zeit, unsere Sammlung zu perfektionieren. Wir starten mit zwei Ländern und ein paar Kroonen, der Währung in diesem Spiel.
Die Runden laufen alle nach dem gleichen Muster ab. Zuerst wird zufällig bestimmt, welche Season herrscht. Sie gibt an welche Kreaturen in der Runde besonders wertvoll sind, d. h. Kronen einbringen. Dann erhält jeder acht Karten. Es gibt fünf Typen von Karten.
Monster sind das Ziel unserer Bemühungen. Um sie zu fangen, brauchen wir bestimmte Länder - den zweiten Kartentyp - die ihnen Heimat geben. Von diesen gibt es sechs Formen: Wolkenlande, Höhlen, Tiefsee ...
Unterstützt werden wir von Mitarbeitern, die vielfältige Eigenschaften besitzen. Wir stellen sie für den Rest des Spieles an, d. h. wir zahlen ihren Lohn, und sie machen ihre Arbeit. Sie bringen Kronen, wenn ein Monster mit speziellem Merkmal angelockt wird, dienen als von mir festzulegendes Land ...
Events bringen Vorteile: Kronen in Abhängigkeit von meiner bisherigen Auslage, Käfige ...
Geheime Ziele bringen mir erst am Ende Punkte.
Nun wird gedraftet, d. h. man sucht sich eine Karte aus, und gibt den Rest in vorgegebener Richtung weiter. Kann oder will ich die ausgesuchte Karte nicht ausspielen, muss ich eine Krone bezahlen und diese Karte in meinen Speicher legen. Die gespeicherten Karten kann ich jederzeit im weiteren Spiel ausspielen.
Wurden alle Karten verteilt, geht es zur Gefahrenprobe.
Einige Monster sind harmlos, andere sehr gefährlich. Derjenige, der die meisten Gefahrensymbole auf seinen Monstern hat, würfelt, wie viele Gefahren der König für jeden einzelnen Spieler beseitigen lässt. Dann wird geschaut, ob durch Käfige oder Mitarbeiter gefahren ignoriert werden dürfen. Für jede nicht beseitigte Gefahr wird eine saftige Strafe fällig.
Sollte man einmal Kronen benötigen, ohne sie zu haben, steht sofort ein Geldgeber zur Verfügung, der einen teuren Kredit gewährt. Er gibt mir drei Kronen, wird bei Spielende aber mit minus fünf Punkten gewertet.
Mit Seasonende bekommt derjenige, der die meisten Punkte für Monster der Season gefangen hat, die Karte, die am Spielende drei Punkte bringt. Dann werden die ausgespielten Monster in die Menagerie gelegt, Länder und Mitarbeiter bleiben im Spiel, und die nächste Runde beginnt.
Beim Spielende gibt es Punkte für die Monster, geheime Ziele restliche Kronen und Käfige und Seasonkarten, die Kredite werden abgezogen und der Sieger steht fest.
Mir kam das Spiel von Anfang an vertraut vor. Länder gaben in Magic Mana, hier Länderpunkte genannt, das man zur Beschwörung von Monstern brauchte. Drafting, das kenne ich noch aus meinen Magic-Zeiten bei Sealed-Deck-Turnieren. Garfield benutzte den Mechanismus auch bei Schatzjäger (Queen Games). Geheime Ziele entsprechen den Schriftrollen bei Bunny Kingdom (iello). Aus diesem Spiel wurde auch die Zweierspielregel übernommen.
Wer Magic kennt, kennt auch das Kartenglück in diesem Spiel. Das beste Deck nützt nichts, wenn man nur Länder aber keine anderen Karten oder umgekehrt bekommt. Durch das Draften relativiert sich dies, jetzt leiden alle unter dem gleichen Mangel.
Es entstehen Spiele mit sehr unterschiedlicher Charakteristik: am Anfang erscheinen fast nur unspielbare Monster, die man speichern muss. Oder es kommt Land, aber keine Monster. In anderen Spielen kann ein Spieler einfach davonlaufen, man spielt nur noch um den zweiten Platz. Solche Spiele entstehen, doch sie kommen nicht häufig vor. Außerdem ist die Spieldauer kurz genug, um einen weiteren Durchgang zu wagen.
Beeindruckend sind die Illustrationen der Karten. Egal ob Mitarbeiter oder Monster, alles ist liebevoll, filigran gezeichnet. Die verschiedenen Kreaturen und Länder eines Typs wurden jeweils von einem Künstler gezeichnet; so hat Michael Menzel alles vom verwunschenen Wald entworfen. Damit passen die einzelnen Bereiche in der Gestaltung zusammen.
Ich mag das Spiel mit seinen Unwägbarkeiten. Es funktioniert in allen Spielerzahlen, mir gefällt es am besten zu dritt. Die Sonderregel für zwei führt einfach zur Vernichtung von Karten, die dem Mitspieler helfen, zu viert und fünft kommt mein Startdeck zu selten zurück; ich kann weniger planen.
Große Freude habe mit der Ausstattung des Spieles. Die Tableaus helfen, das eigene Material und die Ressourcen zu organisieren. Münzen und Käfige sind in ausreichender Zahl und Stückelung vorhanden.
Da nur ein Teil der Karten ins Spiel kommt, ergeben sich immer wieder neue Konstellationen. Einige Karten sind mal sehr viel, ein andermal wenig wert. Mit etwas Spielerfahrung ist man schnell im Spiel. Die angegebenen 45 Minuten werden nur noch selten erreicht.
Carnival of Monsters ist kein Spiel für Optimierer. Es braucht Spieler, die mit Zufällen zurechtkommen und auch mit gefühlt nicht austarierten Karten umgehen können. Wer sich auf ein solches Spiel einlassen kann findet gute Unterhaltung mit wunderschönem Material. (bd)
Steckbrief Carnival of Monsters |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Richard Garfield | Amigo | 2 - 5 Spieler | ab 12 Jahre | ca. 45 Minuten | Martin Hoffmann, Michael Menzel, Claus Stephan, Loïc Billiau, Dennis Lohausen, Oliver Schlemmer, Franz Vohwinkel |