SchatzkisteSchatzkiste

Schatzkisten in Spielen erinnern an Piraten. Doch hier ist es weit gefehlt. Diese Schatzkiste enthält Schätze und wie das so bei einer gefundenen Schatzkiste hat jeder Schatz einen persönlichen Wert. Die Schätze dieser Schatzkiste sind Erweiterungen zu sechs alea-Spielen und deren Wert wird für den Spieler sicher dadurch bestimmt, wie gern er das Spiel mag, zu dem sie gehören und wie sehr er sich nach neuen Möglichkeiten und der damit verbundenen Abwechslung sehnt.
Wir folgen bei der Besprechung der Unterschiedlichkeit und so wird das ganze Pöppelkisten-Team daran beteiligt sein, jeder mit den Erweiterungen zu "seinem" Spiel. Und diese Spiele (in alphabetischer Reihenfolge) stehen dabei zur Auswahl:

  • Im Jahr des Drachen mit den Erweiterungen "Die chinesische Mauer" und "Die Super-Ereignisse"
  • Louis XIV mit der Erweiterung "Der Günstling"
  • Notre Dame mit der Erweiterung "Neue Personen"
  • Puerto Rico mit den Erweiterungen "Die neuen Gebäude" und "Die Adligen"
  • San Juan mit den Erweiterungen "Die neuen Gebäude" und "Die Ereignisse"
  • Wie Verhext! mit den Erweiterungen "Der 6. Spieler" und "Die Amulette" und "Die magischen Fähigkeiten"

Bei der Beschreibung der Erweiterungen setzen wir Kenntnis des Grundspiels voraus, ein Link führt jeweils zur dessen Rezension. (wd)


Im Jahr des Drachen Im Jahr des Drachen mit den Erweiterungen "Die chinesische Mauer" und "Die Super-Ereignisse"

"Die chinesische Mauer" fügt dem Grundspiel die Aktion "Mauerbau" hinzu. In Form einer neuen Aktionskarte steht sie den Spielern zusätzlich zur Verfügung. Sie ermöglicht, eines seiner sechs Mauerteile zu bauen und einen von sechs unterschiedlichen Boni zu erlangen (1 Reissack-, 1 Raketenplättchen, 1 Palastteil 2 Yuan, 3 Punkte auf der Personenpunkteleiste oder 3 Siegpunkte). Die Mauerteile werden unterhalb der Ereignisplättchen abgelegt. Die Länge der Mauer ist von Bedeutung, wenn das Ereignis "Mongolensturm" eintritt und wenn das Spielende erreicht ist (also gibt es drei "Mauer-Wertungen"). Sollte sich dann die von allen Spielern errichtete Mauer bis zu dem aktuellen Ereignis erstrecken, erhält jeder 1 Siegpunkt pro Mauerteil seiner Farbe. Ist die Mauer kürzer, muss derjenige bzw. müssen diejenigen, die keine oder die wenigsten Teile beigetragen haben, eine beliebige Person aus einem ihrer Paläste entlassen.
Die "Mauer"-Erweiterung erhöht die Bedeutung des Ereignisses "Mongolensturm". Vor allem aufgrund der Boni erweisen sich die Mauer-Plättchen hin und wieder als willkommener Ausweg aus einer vertrackten Situation (z. B. um in der Spielerreihenfolge wieder zu seinen Konkurrenten aufzuschließen). Ideal spielt sich die Erweiterung bei einer Spielerzahl von drei bis vier. Zwei Spieler hingegen - vor allem, falls die Mongolen eher im letzten Drittel des Jahres einfallen - können die Mauer kaum bis zum aktuellen Ereignisplättchen vorantreiben, geschweige denn in der Schlusswertung ihre Mauerteile vollständig verbauen, sodass in diesem Fall bloß der Bonus, aber nicht die Siegpunkte realistische Optionen sind.

Die zweite Erweiterung "Die Super-Ereignisse" kommt in Form von 10 kleinen "Ereignisecken" daher. Von diesen wird eine zufällig ausgewählt und auf das siebte Ereignisplättchen gelegt. Die übrigen Ecken wandern unbesehen in die Schachtel zurück. Nachdem das siebte Ereignis eingetreten und abgehandelt worden ist, tritt das "Super-Ereignis" ein. Von den 10 möglichen Ereignissen sind vier positiv: Hier gibt es z. B. eine vorgezogene Personenwertung ("Laternenfest") oder ein neue Person, die ohne Personenkarte ins Spiel gebracht werden kann ("Sonnenaufgang"). Solche Ereignisse bieten zusätzliche Möglichkeiten, seine Siegpunkte zu erhöhen, oder entlasten im Bemühen, weitere Ereignisse heil zu überstehen. Die übrigen sechs "Super-Ereignisse" sind dahingegen negativ: Durch sie verliert man u. a. Palastteile ("Erdbeben"), Personenkarten ("Wirbelsturm") oder Privilegien ("Attentat"). Auf diese Weise steuern sie den Spielverlauf erheblich: Zum Beispiel wird ein Spieler vor dem "Attentat" nur unter ganz besonderen Voraussetzungen Privilegien kaufen wollen. Als Mini-Erweiterung sind die "Super-Ereignisse" zwar keine Offenbarung, doch sind sie als zusätzliche Würze willkommen, weil sie noch ein wenig mehr Abwechslung in ein ohnehin nicht abwechslungsarmes Spiel bringen. Persönlich gefallen uns die negativen "Super-Ereignisse" etwas weniger, da sie den Spielfluss häufig unnötigerweise hemmen. (thb)


Louis XIV Louis XIV mit der Erweiterung "Der Günstling"

Jeder Spieler erhält ein Tableau Günstling. Ein Stein aus dem allgemeinen Vorrat kommt auf eines der Aktivierungsfelder des Tableaus

In der Nachschubphase wird die Figur Günstling im inneren Kreis gegenüber auf die vom König besetzte Tafel gelegt. Außerdem kann man beliebig viele Steine vom Tableau in den eigenen Vorrat stellen.

In der Auswertungsphase erhält derjenige, der die Meisten Steine auf der Tafel mit dem Günstling hat, zwei Steine aus dem allgemeinen Vorrat, die er auf das Tableau, oder in den eigenen Vorrat stellen darf. Auf dem Tableau muss jeder Stein einer der Sonderfähigkeiten zugeordnet.

So erlaubt zum Beispiel der Stein für die Nachschubphase, dass man beliebig viele der Einflusskarten, die man erhalten hat, tauschen darf. Oder der Stein, der zu der Missionsphase gehört, erlaubt , bis zu drei Missions-Chips mit in die nächste Runde zu nehmen. Um die Aktion auszulösen nimmt man den Stein in der entsprechenden Phase vom Tableau und legt ihn in den eigenen Vorrat.

Die Erweiterung war nett, doch wurde sie nur am Anfang stärker genutzt. Am Ende fehlten uns dann die Einflusssteine im Kampf um die Mehrheiten. Ich denke, ganz erfahrenen Louis XIV Spielern bringt der Günstling Abwechslung ins oft eingefahrenen Spiel. (bd)


Notre Dame Notre Dame mit der Erweiterung "Neue Personen"

Die neuen Personen kommen zu neunt und tragen jeder einen der Buchstaben A, B oder C. Sie sind Alternativen für die bisherigen Personen, die im Paris des Notre Dame bestochen werden konnten. Nun mischt man die sechs Personen jedes Buchstabens und lost je drei davon aus. Diese werden bekannt gemacht; so wissen die Spieler, wer kommt, aber nicht, in welcher Reihenfolge.

Mit den neuen Personen verlässt Notre Dame die vorgefertigten Strategiepfade. Früher war klar, dass die "Klötzchen" in bestimmten Anordnungen viele Punkte brachten. Jetzt muss man sich bei jedem Spiel auf die neue Zusammensetzung der Personen einstellen, so bringt das fahrende Volk Punkte, wenn man freiwillig Klötzchen aus den Vierteln entfernt. Die Erweiterung ist deshalb besonders empfehlenswert für Spieler, die sehr häufig Notre Dame gespielt haben und nun eine neue Herausforderung suchen. (wd)


Puerto Rico Puerto Rico mit den Erweiterungen "Die neuen Gebäude" und "Die Adligen"

Von den beiden Erweiterungen zu Puerto Rico sind die neuen Gebäude bereits bekannt. Sie wurden zunächst in der Spielbox als Beilage veröffentlicht wurden, mussten aber in Eigenarbeit auf Pappe aufgezogen werden. Später gab es ein Stanztableau mit den Gebäuden im PC-Spiel. Nun gibt es diese Gebäude in der Schatzkiste.
Sie bringen Abwechslung in den Ablauf von Puerto Rico und verlangen von den Spielern das Verlassen eingetretener Pfade.

Vollkommen neu hingegen sind die Adligen, die einerseits aus 20 roten "Kolonisten" bestehen und auf der anderen Seite aus acht neuen Gebäude. Immer, wenn das Kolonistenschiff gefüllt wird, also zu Beginn des Spiels und am Ende der Bürgermeisterphase, kommt anstelle eines Kolonisten ein Adliger an Bord. Dieser darf sich ein Spieler anstelle eines Kolonisten nehmen, was üblicherweise derjenige Spieler sein wird, der den Bürgermeister wählt.
Die Gebäude nun haben spezielle Funktionen, die auf die Adligen zugemünzt sind und bei denen es oftmals einen Unterschied macht, ob sie mit einem Kolonisten oder einem Adligen besetzt sind.
Bei Spielende gibt es nun noch weitere Punkte, denn jeder Adlige zählt einen Siegpunkt.
Mit den Adligen gibt es nun weitere strategische Möglichkeiten, auch weil die Gebäude zusätzlich zu den anderen Gebäuden zur Verfügung stehen. Die Adligen selbst machen dabei den Bürgermeister attraktiver, weil es neben dem bisherigen Privileg eben noch einen Adligen gibt. (wd)


San Juan San Juan mit den Erweiterungen "Die neuen Gebäude" und "Die Ereignisse"

Die Erweiterung "die neuen Gebäude" besteht aus 31 Spielkarten (26 violette Gebäude und 5 Produktionsgebäude) und einem Stanzkärtchen Kathedrale.
Die Spielkarten werden eingemischt, die Kathedrale kommt zu den Rollenkarten. Sie kann man für sieben bauen, und sie bringt Punkte für gegnerische 6er-Gebäude.
Die anderen Karten brechen einige Grenzen auf, so kann man mit dem Hafen in der Händlerphase Punkte erspielen, mit der Amtsstube zu Beginn einer Runde Handkarten tauschen, oder mit dem Zollamt beim Ratsherren eine Ware produzieren.

Die zweite Erweiterung "Die Ereignisse" besteht aus 6 Spielkarten. Diese werden in den Stapel gemischt. Werden sie gezogen, legt man sie neben die Rollenkarten, und sie können bei der nächsten Rollenwahl gewählt werden. Wurden sie gewählt gehen sie auf den Ablagestapel.
Die neuen Karten machen das Spiel weniger vorhersehbar. So können alle Spieler incl. des Auswählenden gezwungen werden, ein Gebäude abzureißen, oder jeder darf ein Gebäude, dessen Kosten maximal vier betragen, kostenfrei bauen. Die neuen Ereignisse bringen viel Leben ins Spiel und lassen es für sehr erfahrene Spieler zu einer neuen Herausforderung werden. (bd)


Wie verhext Wie Verhext! mit den Erweiterungen "Der 6. Spieler" und "Die Amulette" und "Die magischen Fähigkeiten"

Wie verhext! ist zwar erst vor knapp eineinhalb Jahren erschienen, aber schon mit einer Erweiterung in der alea-Schatzkiste vertreten. Richtigerweise müsste ich allerdings sagen, es sind drei Erweiterungen und damit nimmt Wie verhext! Die Spitzenposition ein, was die Anzahl angeht.

Erweiterung I bringt nur das Material für einen sechsten Spieler und Ratenplättchen mit. Damit kann leichter und besser angezeigt werden, wie viele Tränkekarten mit Raben schon verwendet wurden, wann sich also das Spielende nähert. Diese Erweiterung stellt also nichts Besonderes dar.

Anders sieht es da schon mit Erweiterung II aus. Neun Amulettplättchen werden gleichmäßig an die Spieler verteilt. Mit ihrem einmaligen Einsatz kann ein verlustig gegangenes Aktionsrecht wieder zurückgeholt werden. Damit kann die Zufallskomponente, um nicht zu sagen Pechkomponente etwas abgemildert werden. Sinnvoll sind die Amulette eher bei einer Partie zu dritt bzw. zu viert, da man mehr als eines erhält.

Die aufwändigste der drei Erweiterungen bringt 17 Karten mit magischen Fähigkeiten ins Spiel. Jeder Magier kann sich zu Beginn einer Runde aus drei Karten eine aussuchen, um deren Eigenschaft je nach Kartentyp sofort, einmal oder sogar mehrmals zu nutzen. Das kann z.B. sein: Zutaten als Gold und umgekehrt nutzen oder sofort drei kleine Tränke nehmen oder die Farben der Zutaten spielen keine Rolle. Mit diesen Karten erhöhen sich vor allem auch die taktischen Möglichkeiten, so dass eine Partie Varianten reicher wird.

Erweiterung I, abgesehen von den Raben, nutzt man nur bei Bedarf. Die beiden anderen sind sinnvolle Ergänzungen und können auch ohne Probleme zusammen eingesetzt werden. Insgesamt hat Wie verhext! mit den Erweiterungen gewonnen. (mw)


Eine Schatzkiste enthält vielerlei Schätze. Schon bei den Piraten war es so, dass manche Schätze gefielen und anderes, obwohl Schatz und wertvoll, nicht so den Geschmack traf. Da alle Erweiterungen von mindestens guter Qualität sind, ist der Geschmack hier sicher mehr vom jeweiligen Spiel abhängig, das die Erweiterung verändert. Blicken wir kurz über die Erweiterungen: Qualitätsmäßig am stärksten ist die Erweiterung zu San Juan; mengenmäßig gibt es am meisten für Wie Verhext! und hier wird vor allem auch das Spiel zu dritt klar verbessert. Puerto Rico mit den Gebäuden ist zwiespältig für Besitzer der Gebäude, für andere Spieler sehr willkommen. Die Adligen sind eine weitere feine Ergänzung. Im Jahr des Drachen erhält Erweiterungen, die besonders interessant sind, wenn man es mit vielen Spielern spielt. Bleiben Notre Dame und Louis XIV, Erweiterung, die materialmäßig klein sind. Bei Notre Dame gibt es nun eine schöne Abwechslung und eingefahrene Strategien müssen überdacht werden; die Erweiterung zu Louis XIV betrachte ich mehr als nette Zugabe.

Meine Empfehlung ist ganz einfach: Wer mindestens drei der sechs Spiele gern spielt, bekommt mit der Schatzkiste ausreichend Ideen und Material, dass sich ein Kauf lohnt - . selbst wenn er die anderen drei Spiele nicht besitzt. (wd)

Steckbrief
Schatzkiste
Autoren Verlag Spieler Alter Spieldauer Gestaltung
diverse alea 2 - 6 Spieler ab 10 Jahre 45 - 150 Minuten diverse