Bisher war es ganz einfach, die Seuchen zu bekämpfen. In den Städten wurde geheilt und wenn ein Spieler genügend Karten einer Farbe besaß, konnte er ein Heilmittel herstellen. Für Spieler, die sich erst in der Welt der Forschung zurechtfinden mussten, war dies ein guter Einstieg. Jetzt wird es aufwendiger, Heilmittel herzustellen. Die Viren müssen nun erst einmal analysiert werden, bevor wir ihnen auf den Leib rücken können.
Das Labor ist ein Spielplan, in dem die Spieler die Forschung betreiben. Grob unterteilt es sich in zwei Bereiche. Links werden die Proben der Viren genommen und verarbeitet. Rechts kümmert man sich um die Entwicklung der Heilmittel. Heute ist Tag der offenen Tür. So können wir einen Blick in das Labor werfen.
An Eingang werden die Proben gesammelt. Immer wenn einer der Charaktere in einer Stadt geheilt hat, darf er einen Virus einsammeln und in das Labor bringen. Dort gibt es zwei Sammelplätze, an denen sich die Viren der verschiedenen Herkünfte auch mischen. Direkt dahinter stehen zwei Geräte: die Zentrifuge und der Trenner. Packen wir die Proben eines Sammelplatzes in die Zentrifuge, behalten wir alle Viren einer Farbe übrig. Aus dem Trenner erhalten wir hingegen von jedem Virus ein Exemplar. Manchmal sind nicht genügen behandelte Viren vorhanden. In diesem Fall können wir die Viren verdoppeln. So eine Verdoppelung ist nur einmal möglich. Danach müssen die Viren für das Heilmittel verwendet werden.
Gehen wir nun in den rechten Teil des Labors und schauen uns dort die Entstehung der Heilmittel an. Zunächst werden die Viren in ihrer Genstruktur bestimmt und anschließend charakterisiert. Jetzt steht fest, gegen welches Virus wir ein Heilmittel entwickeln wollen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wissen wir, welche Elemente für das Heilmittel benötigt werden. Diese Elemente stammen von den im linken Teil des Labors behandelten Viren. Wir packen sie auf die Genstruktur, um so eine Portion des Heilmittels zu erhalten. Mit diesem einen Impfstoff führen wir einen Test durch, indem wir ihn in einer infizierten Stadt anwenden. Unser Labor ist in der Entwicklung einmalig, denn jeder Test ist erfolgreich. Nach der kleinen Dosis für eine Stadt bleibt nun noch ein letzter Schritt: Die Massenproduktion. Ist diese abgeschlossen, haben wir das Heilmittel entwickelt und können die Seuche wie bisher besser bekämpfen.
Das Labor, das ich weiter unten detailliert bewerte, ist das zentrale Element der Erweiterung. Die Kleinigkeiten, die sonst noch in der Schachtel zu finden sind, betrachte ich überwiegend als nette Beigaben. Überwiegend … das Spiel bei dem zwei oder drei Gruppen konkurrierend die Welt retten, hat mir überhaupt nicht zugesagt. Dort stehe ich vor der Frage, ob ich die Welt retten soll oder lieber egoistisch meine Ziele verfolge. Sind alle egoistisch, gewinnen die Viren. Versuchen einige die Welt zu retten, so haben die egoistisch agierenden Gruppen eine deutlich bessere Chance auf den Sieg. Da rette ich doch lieber mit allen Mitspielern die Welt als mich zum Wissenschaftsschwein aufzuschwingen, das für den persönlichen Erfolg eine verseuchte Welt akzeptiert.
Interessant für mich ist die Möglichkeit, die aus der ersten Erweiterung stammende lila Seuche nun zu einer vollen Seuche ausbauen zu können. Insbesondere mit Labor stellt sie dann eine besonders starke Bedrohung dar. Neue Rollen, neue Ereignisse sowie zwei neue Mutationen des bösartigen Erregers runden die Erweiterung ab. Diese Teile stellen willkommene Zusätze dar.
Blicken wir nun auf das Labor. Was wir gesehen haben, ist eine einfache Simulation wissenschaftlicher Vorgänge. Meiner Meinung nach passt dies sehr gut zu dem Spiel und gibt ihm einen anderen Schwerpunkt. Dies ist auch im Spiel zu spüren. Ohne Labor war eines der Hauptprobleme der Spieler, die jeweils fünf benötigten Karten für ein Heilmittel auf die Hand eines Spielers zu bekommen. Im Labor werden für zwei der vielen Schritte je eine Karte benötigt und beim letzten Schritt noch einmal drei Karten. Durch die Aufteilung ist es wesentlicher einfacher geworden, die benötigte Anzahl von Karten zu spielen.
Die einfachere Kartenhandhabung kompensiert den Zeitdruck, der nun entsteht. Die Arbeit im Labor erfordert viele Aktionen, die dazu noch in einem Forschungslabor ausgeführt werden müssen. Die Spieler werden somit zu einer effizienten Spielweise angehalten, denn verschwendete Aktionen führen zu einer Bedrohung ganz anderer Art: Der Nachziehstapel wird bedrohlich klein und hat bei uns schon zu Niederlagen geführt. Damit es nun nicht ganz eng wird, gibt es an einigen Stellen zusätzliche Laboraktionen. So wird ein neu errichtetes Labor gleich einmal ausprobiert. Besonders gelungen finde ich die Kompensation bei den Charakterkarten: Einige Charaktere dürfen eine bestimmte Laboraktion zusätzlich zu ihren normalen Aktionen ausführen. Dies sind genau die Charaktere, die ihre Stärke in der Kartenübergabe haben und mit dem Labor geschwächt worden wären.
Das Labor ist eine gelungene Erweiterung und brachte bei uns Pandemie wiederholt auf den Spieltisch. Das Labor, aber auch die nun verstärkte lila Seuche stellen neue Herausforderungen dar. Die zweite Erweiterung ist vom Inhalt, vom Material und sogar vom Tiefziehteil so aufgebaut, dass es seine Möglichkeiten am besten zusammen mit der ersten Erweiterung entfaltet. Ich sehe darin keinen Nachteil, denn wer gerne Pandemie spielt, wird an beiden Erweiterungen seine Freude haben. Ich hatte sie bereits mehrfach, jetzt eben mit dem Labor und kann diese Erweiterungen allen Pandemie-Freunden ausdrücklich empfehlen. (wd)
Steckbrief Pandemie - Im Labor |
Autoren | Verlag | Spieler | Alter | Spieldauer | Gestaltung |
Matt Leacock, Tom Lehmann | Z-Man Games | 1 - 6 Spieler | ab 8 Jahre | ca. 45 Minuten | Chris Quilliams |